Streaming

Netflix: Teuerster Film aller Zeiten geht in Produktion

Netflix will eine Agen­ten­film-Reihe im Stil von James Bond schaffen und nimmt dafür sehr viel Geld in die Hand. Mit rund 200 Millionen US-Dollar wird es für den Streamer aus Los Gatos die teuerste Produk­tion aller Zeiten.
Von Björn König

Die James Bond-Film­reihe gehört mitunter zu den belieb­testen und wohl auch erfolg­reichsten Produk­tionen über­haupt. Gerade deshalb will Netflix nun seinen eigenen James Bond schaffen. In "The Gray Man" geht es um eine Verfil­mung der Buch­reihe von Mark Greaney. Sie handelt von einem Auftrags­killer, gespielt von Ryan Gosling, welcher von seinem ehema­ligen CIA-Kollegen (Chris Evans) gejagt wird. Produk­ti­ons­start soll zwischen Herbst 2020 und Früh­jahr 2021 liegen, was jedoch maßgeb­lich von der Corona-Entwick­lung abhängt. Kosten­punkt: 200 Millionen US-Dollar. Die entschei­dende Frage ist nun, warum macht Netflix so viel Geld für diesen Film locker, obwohl man mit einem solchen Budget doch viel mehr produ­zieren könnte?

Netflix braucht Block­buster

Bild: Sony Pictures Ryan Gosling an der Seite von Harrison Ford in "Blade Runner 2049"
Bild: Sony Pictures
Für Netflix ist das Projekt extrem wichtig. Vor allem der Wegfall von Marvel-Inhalten an Disney hat dem Strea­ming-Dienst erheb­li­chen Schaden zuge­fügt. Im Gegen­satz zu seinen Konkur­renten HBO und Disney kann Netflix trotz vieler guter Serien nach wie vor nicht auftrumpfen. Zudem sind gerade die Holly­wood-Studios eifrig damit beschäf­tigt, ihre eigenen Lizenz-Biblio­theken mit attrak­tiven Inhalten und weiteren Zukäufen aufzu­sto­cken. So zum Beispiel ViacomCBS, die voraus­sicht­lich noch in Kürze mit einem globalen SVoD-Service an den Start gehen.

Eine hoch­ka­rä­tige und mit Stars besetzte Agen­ten­film­reihe passt für Netflix vor diesem Hinter­grund sehr gut ins Konzept. Tatsäch­lich dürfte der Zeit­punkt für eine solche Produk­tion in Sachen Budget sogar gar nicht schlecht gewählt sein, immerhin verzeich­nete Netflix in den vergan­genen Monaten der Corona-Krise ein Plus von welt­weit 26 Millionen Abon­nenten.

Lang­fristig wird es teuer

Aller­dings sind solche Block­buster auf Dauer nicht nur durch einen Zuwachs zahlender Kund­schaft finan­zierbar. Wenn Netflix seinen Katalog auch in Zukunft weiter mit selbst produ­zierten Block­bus­tern aufsto­cken will, werden die monat­li­chen Gebühren weiter steigen. Erst kürz­lich hatte der Streamer den Gratis­monat gestri­chen und damit Unmut der Zuschauer ange­zogen.

Auch stellt sich natür­lich die Frage, ob ein drei­stel­liges Millio­nen­budget nicht besser ange­legt werden könnte. Sicher wäre es mit diesem Geld auch möglich, mehrere gute Serien als einen Film zu produ­zieren. Dass Netflix jedoch Block­buster benö­tigt, steht zwei­fellos fest. Der Katalog wurde in den vergan­genen Jahren zuneh­mend beliebig, viele Inhalte fallen mitt­ler­weile eher in die Kate­gorie B-Ware. Das liegt letzt­end­lich auch an dem Umstand, dass dem Strea­ming-Dienst immer mehr der Zugriff auf attrak­tive Lizenz­ware fehlt.

Eigenes Netflix-Holly­wood­studio?

Amazon hat für seine Origi­nals bereits ein eigenes Studio gegründet. Es wäre nur folge­richtig, wenn Netflix hier viel­leicht sogar in größerem Stil nach­zieht. Das ist natür­lich keine Klei­nig­keit, wird jedoch für die Zukunft des Strea­ming-Dienstes entschei­dend sein. Zukäufe sind bei den großen Produk­ti­ons­stu­dios in Holly­wood kaum noch möglich, die großen Namen Warner, Disney, Para­mount und Universal sind darüber hinaus mitt­ler­weile mit eigenen Strea­ming-Diensten am Start. Ledig­lich Sony Pictures ist in diesem Geschäft noch nicht in großem Stil vertreten. Dass Netflix bei Sony einsteigt (oder umge­kehrt) scheint jedoch zumin­dest beim aktu­ellen Markt­wert von Netflix eher unwahr­schein­lich.

Das nötige Bargeld, um Netflix zu schlu­cken, hätte sicher­lich Apple, die in der Vergan­gen­heit schon Inter­esse an dem Streamer zeigten. Doch auch bei einer solchen Koope­ra­tion hätte es sicher größere Rück­fragen der Kartell­be­hörden gegeben.

In einer weiteren Meldung berichten wir über Preis­er­hö­hungen bei Strea­ming-Diensten.

Mehr zum Thema Netflix