Preiserhöhungen

Streaming: Preiserhöhungen auf breiter Front

Bei Netflix entfällt der Gratis­monat, Disney+ verab­schiedet sich von der Film-Flat­rate und bei Prime Video wird das Studenten-Abo teurer. Immer mehr Kunden müssen für Strea­ming tiefer in die Tasche greifen.
Von Björn König

Foto: Disney Der Disney-Blockbuster "Mulan" läuft exklusiv im Streaming
Foto: Disney
Aus Kunden­sicht ist der beste Preis natür­lich gratis. Das weiß auch Netflix, weshalb der kosten­lose Test­monat von Anfang an fest zum Streamer aus Los Gatos gehörte. Amazon setzte sogar noch einen drauf und bot Studenten seine "Prime Student"-Mitglied­schaft ein ganzes Jahr kostenlos zur Probe an. Bei Disney gab es eben­falls über Koope­ra­tionen vergüns­tigte Einstiegs­mög­lich­keiten zur Block­buster-Flat­rate. Insbe­son­dere die US-Streamer ließen sich ihre Marke­ting­ak­tionen in Deutsch­land einiges Geld kosten. Doch damit ist langsam Schluss, die Anbieter erhöhen ihre Preise auf breiter Front. Was sind nun die konkreten Ursa­chen für diese aus Kunden­sicht eher uner­freu­liche Entwick­lung?

"Streamer-Hopping"

Foto: Disney Der Disney-Blockbuster "Mulan" läuft exklusiv im Streaming
Foto: Disney
Für viele Nutzer ist es mitt­ler­weile zu einer Art Sport geworden, seinen Strea­ming-Dienst monat­lich zu wech­seln und überall den Gratis-Monat mitzu­nehmen. Dieses Verhalten ist auf der einen Seite durchaus nach­voll­ziehbar, verständ­li­cher­weise für Netflix & Co. alles andere als ein gutes Geschäft. Anfangs reagierte man darauf, indem Serien nicht mehr in kompletten Staf­feln, sondern nur noch wöchent­lich Folge für Folge veröf­fent­licht wurden.

Die eigent­liche Idee hinter dem Gratis­monat war aber, poten­zi­ellen Neukunden einen Einblick in den Netflix-Katalog zu geben. Mitt­ler­weile kennt Netflix jedoch sowieso ziem­lich jeder und das Marke­ting-Instru­ment macht aus diesem Grund für den Strea­ming-Dienst schlicht keinen Sinn mehr. Erschwe­rend für Netflix kam hinzu, dass auch viele Kunden über "VPN-Tricks" bei der Anmel­dung nicht den regu­lären Preis zahlten und damit die Misch­kal­ku­la­tion für Netflix nicht mehr stimmt. In Konse­quenz steigen die Preise für andere Kunden bzw. der Gratis­monat entfällt, um dieses Geld wieder einzu­spielen.

Neue Verwer­tungs­stra­tegie

Ein weiterer Aspekt für die höheren Preise liegt in der verän­derten Verwer­tungs­kette der Film­branche. Aufgrund der Corona-Krise sind Studios wie Universal Pictures dazu über­ge­gangen, ihre Filme direkt und ohne Umweg via Strea­ming zu vermarkten. Auch Disney+ setzt bei seinem Block­buster "Mulan" auf diese Stra­tegie und vermarktet den Film zum Preis von 30 US-Dollar auf seiner haus­ei­genen Strea­ming-Platt­form.

Für viele deut­sche Zuschauer, die bei den US-Strea­mern das "All You Can Eat"-Prinzip für unter zehn Euro im Monat gewöhnt sind, ist das natür­lich sehr viel Geld. Dennoch ist diese Stra­tegie verständ­lich. Es wäre absurd zu erwarten, dass Disney künftig alle seine neuen Kino­filme in eine SVoD-Flat­rate für 6,99 Euro verpackt und den Zuschauern ins Wohn­zimmer stellt. Tatsäch­lich ist sogar zu erwarten, dass weitere US-Dienste dem Konzept des Mickey-Mouse-Konzerns folgen.

Meinung: Guter Content kostet Geld

Es ist eigent­lich eine Binsen­weis­heit. Wer zu jeder Zeit die besten Serien und Filme sehen will, kann das nicht gratis bekommen. Selbst­ver­ständ­lich gibt es zahl­reiche Möglich­keiten, sich die neue Staffel einer Block­buster-Serie illegal im Netz zu besorgen oder eben Gratis­an­ge­bote bzw. Vergüns­ti­gungen der Anbieter durch Trick­se­reien auszu­nutzen. Das führt am Ende aber nur dazu, dass diese Ange­bote einge­stellt oder das Produkt insge­samt für alle Abon­nenten teurer wird.

Mit "Star" startet Disney einen weiteren inter­na­tio­nalen Strea­ming-Dienst. Mehr zu diesem Thema lesen Sie hier.

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