Themenspezial: Verbraucher & Service Streaming

Streaming: Vertreiben höhere Preise & Werbung die Kunden?

Obwohl Strea­ming kaum noch aus den TV-Haus­halten wegzu­denken ist, kommt mitt­ler­weile immer mehr Kritik auf. Vor allem die verän­derten Geschäfts­modelle der US-Bran­chen­riesen schme­cken vielen Zuschauern in Deutsch­land immer weniger.
Von Björn König

In den vergan­genen Wochen war die Verär­gerung bei vielen Strea­ming-Fans über Amazon beson­ders groß. Der US-Versand­händler blendet nach einem neuen Update seiner Fire-TV-Firm­ware plötz­lich Werbung beim Start seiner Hard­ware wie dem Fire-TV-Stick ein. Doch damit nicht genug: Wer über ein Prime-Abo verfügt und somit monat­lich zahlt, kommt nun zwangs­weise auch dort in den "Genuss" zusätz­licher Werbe­spots.

Immer mehr Reklame im Strea­ming - das ist leider kein Einzel­fall und gehört für Zuschauer mitunter zu den größten Kritik­punkten an der schönen neuen Strea­ming-Welt.

Mit güns­tigen Preisen ange­lockt

Unerwünschte Werbung landet nicht nur im Briefkasten Unerwünschte Werbung landet nicht nur im Briefkasten
Bild: dpa
In der Branche gibt es zwei­fels­ohne einen auffäl­ligen Trend: Neue Dienste starten in der Regel mit güns­tigen sowie monat­lich künd­baren Abopreisen. Sind dann genü­gend Kunden an Bord, werden die Pauschalen zügig ange­hoben und/oder enthal­tene Leis­tungen einge­schränkt. Sehr gut lässt sich dieser Trend vor allem bei Netflix sowie Disney+ beob­achten.

Preis­stei­gerungen sind vor dem Hinter­grund stei­gender Kosten sowie den in der Vergan­gen­heit liegenden Autoren­streik in Holly­wood in gewisser Weise nach­voll­ziehbar. Proble­matisch wird es aller­dings, wenn Preise steigen und den Abon­nenten zusätz­lich Werbung aufge­drängt wird, die diese entweder gar nicht oder nur durch die Buchung noch teurerer Abopa­kete umgehen können.

Rütteln am Grund­prinzip

Und auch das ist noch längst nicht alles. Anbieter wie Disney+ haben in der Vergan­gen­heit aus Kosten­gründen zahl­reiche Filme und Serien aus dem eigenen Katalog entfernt. Kurz zusam­men­gefasst: US-Medi­enkon­zerne sanieren ihre Bilanzen, und der Zuschauer hat am Ende nur Nach­teile. Insge­samt gibt es deut­lich weniger Leis­tung je Euro, vor allem die Werbung rüttelt an einer Grund­idee der gesamten Strea­ming-Branche.

Der nach­hal­tige Erfolg von Netflix basierte von Anbe­ginn nicht nur auf eigen­pro­duzierten Origi­nals, sondern ist insbe­son­dere der Werbe­frei­heit zu verdanken. Auf viele Zuschauer wirkte Strea­ming nach Dekaden des mitunter inhalt­lichen schwa­chen Privat­fern­sehens wie eine Erlö­sung. Endlich gab es hoch­wer­tiges Ad-Free-Enter­tain­ment zum kleinen monat­lichen Pauschal­preis, und entspre­chende Inhalte lassen sich auf Abruf schauen, wann man will.

Großer Unter­schied zu Audio

Große Video-Streamer wie Netflix und Disney+ unter­scheiden sich im Hinblick auf Geschäfts­stra­tegien zuneh­mend von ihren Audio-Pendants. Zwar müssen auch Nutzer von Spotify und Amazon Music Unli­mited mit spora­dischen Preis­erhö­hungen rechnen, Werbung im kosten­pflich­tigen Abo oder ein großes Streich­kon­zert im Content-Katalog bleiben dennoch in der Regel aus.

Die Strea­ming-Branche sollte nun insge­samt aufpassen, ihre Kern­kund­schaft nicht mit über­zogenen Preis­erhö­hungen oder Werbung nach­haltig zu vergraulen. Vor allem Prime-Abon­nenten haben sich an das umfas­sende Komplett­paket aus Shop­ping und werbe­freien Strea­ming gewöhnt. Umso unver­ständ­licher ist Amazons Vorgehen, zumal sie bereits mit Freevee einen voll­ständig werbe­finan­zierten Streamer an den Start schickten.

In einer weiteren Meldung lesen Sie: Durch­halten: Strea­ming-Anbieter erst ab 2025 mit Gewinnen.

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