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ViacomCBS investiert massiv in Paramount+

Der US-Medi­enkon­zern ViacomCBS macht Nägel mit Köpfen und besorgt sich drei Milli­arden US-Dollar am Kapi­tal­markt. Die Ankün­digung kommt parallel zum Start von Para­mount+. Eine klare Ansage an alle Wett­bewerber.
Von Björn König

Offen­sicht­lich plant ViacomCBS massive Inves­titionen in seinen kürz­lich gestar­teten Strea­ming-Dienst Para­mount+. Der im Dezember 2019 aus Viacom und CBS fusio­nierte Medi­enkon­zern besorgt sich drei Milli­arden US-Dollar frisches Kapital am Akti­enmarkt, berichtet unter anderem der "Holly­wood Reporter". Das Geld dürfte vor allem in Block­buster-Produk­tionen und die inter­natio­nale Expan­sion von Para­mount+ fließen. Die Geld­schwemme ist durchaus eine klare Ansage an Wett­bewerber wie Netflix und WarnerMedia, für ViacomCBS auf der anderen Seite jedoch nicht ohne Risiko.

Strea­ming first

Foto: Nasdaq ViacomCBS feierte 2019 die Listung an der US-Technologiebörse Nasdaq
Foto: Nasdaq
ViacomCBS-Präsi­dent Bob Bakish kündigte bereits im Rahmen des Investor Day große Pläne für Para­mount+ an. So soll der Dienst sich zu einem Blockubster-Heim­kino entwi­ckeln, auf dem Filme wie "Mission Impos­sible" bis maximal 45 Tage nach Kino­start für Abon­nenten verfügbar sind. Beson­ders an der Ankün­digung war aber, dass Kino­high­lights im monat­lichen Abopreis ohne Zusatz­kosten verfügbar sein sollen. Das wäre ein großer Unter­schied zur Stra­tegie von Disney, denn der Mickey Mouse-Konzern verlangt bei Disney+ neben dem regu­lären Abopreis von 8,99 Euro zusätz­lich 22 Euro für Filme im Rahmen seines "Premier Access"-Programms.

Mit dem zeit­nahen Fenster zur Erst­ver­wer­tung geht ViacomCBS aber einen in der Branche erwar­teten Schritt. Neben Disney hatte auch WarnerMedia bereits ange­kün­digt, seine Filme zeitnah zur Kino­pre­miere bei HBO Max zu streamen. Dafür müssen Kunden aller­dings zumin­dest einen höheren Monats­preis zahlen. Die "Premium-Vari­ante" von HBO Max kostet aktuell 14,99 US-Dollar und liegt damit deut­lich über den Preisen der Wett­bewerber.

Anleger mögen keine Kapi­tal­erhö­hungen

Wenn ein großer Medi­enkon­zern wie ViacomCBS viel Geld benö­tigt, muss er zwangs­läufig Anleger über Kapi­tal­erhö­hungen "anpumpen". Doch die Ausgabe neuer Aktien ist eine durchaus heikle Ange­legen­heit und wird an den Börsen nicht unbe­dingt gern gesehen. Es kann schließ­lich auch bedeuten, dass der bishe­rige Anteil der Bestands­aktio­näre verwäs­sert wird, wenn diese nicht weiter zukaufen. Zudem ist natür­lich keines­wegs sicher, dass ViacomCBS durch hohe Inves­titionen insge­samt mehr Erfolg hat. An der Börse reagierte die ViacomCBS-Aktie wohl deshalb bereits mit Kurs­ver­lusten.

Der Strea­ming-Wett­bewerb ist bekann­ter­maßen hart und kosten­intensiv, Wett­bewerber wie Netflix stecken immer mehr Geld in Produk­tionen und verlieren trotzdem Abon­nenten. Das sind eher keine rosigen Aussichten, zumal neben den kosten­pflich­tigen SVoD-Ange­boten auch immer mehr werbe­finan­zierte AVoD-Streamer in den Markt kommen und den großen Diensten eben­falls Wasser abgraben.

Letzt­end­lich wird es sowieso noch längere Zeit dauern, bis Para­mount+ auch tatsäch­lich welt­weit verfügbar ist. Schließ­lich exis­tieren nach wie vor bestehende Lizenz­ver­träge mit Fern­seh­sen­dern und Strea­ming-Diensten im Ausland. Hier­zulande hat ViacomCBS beispiels­weise ganz aktuell einen Deal mit der Deut­schen Telekom geschlossen.

Wie reagiert der Wett­bewerb?

Dennoch, die drei Milli­arden Euro Cash sind natür­lich vor allem eine starke Ansage an den Bran­chen­primus Netflix sowie die konkur­rie­renden Medi­enkon­zerne Disney und AT&T. Damit sendet das ViacomCBS-Manage­ment um Shari Reds­tone und Bob Bakish ein starkes Signal in den Markt: Wir lassen uns beim Thema Strea­ming nicht die Butter vom Brot nehmen.

Die einzige Reak­tion darauf kann nur sein, dass auch die Wett­bewerber nun mehr Geld für Produk­tionen und Expan­sion in die Hand nehmen müssen. Bei Disney und Netflix ist zumin­dest letz­terer Prozess weitest­gehend abge­schlossen, AT&T hatte kürz­lich im Rahmen seines Investor Day einen zügigen inter­natio­nalen Ausbau von HBO Max noch in diesem Jahr ange­kün­digt. Darunter befinden sich auch zahl­reiche euro­päi­sche Staaten, wobei Deutsch­land aufgrund von bestehenden Lizenz­ver­trägen mit Sky noch nicht dabei sein wird. Eines ist aber schon jetzt klar: Deut­sche Streamer wie die RTL-Tochter TVNOW sind beim Kampf der US-Giganten kaum mithalten und sind besten­falls Zuschauer auf der Tribüne.

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