Streaming

WarnerMedia: Preissenkung für HBO Max?

Der starke Wett­bewerb unter den Strea­ming-Diensten setzt HBO Max offenbar bereits zu. WarnerMedia denkt laut CEO Jason Kilar über eine werbe­finan­zierte Option nach, welche noch in diesem Jahr starten soll.
Von Björn König

Foto: AP WarnerMedia-CEO Jason Kilar
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Zwar ist HBO Max noch nicht in Deutsch­land gestartet, aller­dings dürfte dies nur noch eine Frage der Zeit sein. Die WarnerMedia-Tochter hat bereits mehr­fach ange­deutet, ihren Streamer welt­weit auszu­rollen. Es gibt aber offenbar einen großen Knack­punkt, der den Siegeszug von HBO Max auch hier­zulande bremsen könnte: Nämlich der Preis. In den USA kostet das Monatsabo aktuell 14,99 US-Dollar. Nicht nur für ameri­kani­sche Haus­halte zu viel Geld, befürchtet man in der Chef­etage von WarnerMedia. Dessen CEO Jason Kilar denkt jetzt über neue Preis­modelle für den Strea­ming-Dienst nach.

Werbe­finan­zierte Option

Foto: AP WarnerMedia-CEO Jason Kilar
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Anschei­nend hat man sich bei den Über­legungen die Konkur­renz genauer ange­schaut. Diese bleibt in der Regel nicht nur unter 10 US-Dollar, sondern bietet nicht selten auch güns­tigere Optionen mit Werbe­ein­blen­dungen an. So zum Beispiel die Disney-Tochter Hulu oder das gerade erst frisch gestar­tete Para­mount+. In diese Rich­tung will HBO Max nun offenbar auch gehen und plant eine güns­tigere AVoD-Vari­ante des Dienstes. Als Begrün­dung lieferte Jason Kilar im Rahmen der Morgan Stan­leys Tech­nology, Media & Telecom Confe­rence eine etwas unschmei­chel­hafte Fest­stel­lung über seine Ziel­gruppe: "Es zeigt sich, dass die meisten Menschen auf diesem Planeten nicht wohl­habend sind".

Nun hätte es für diese offen­sicht­liche Fest­stel­lung keinen Topma­nager gebraucht, aber immerhin wurden bei WarnerMedia die Zeichen der Zeit erkannt. Aller­dings dürfte Kilar bei seiner Anmer­kung nicht nur die Brief­tasche seiner Abon­nenten im Auge haben, vor allem geht es wohl um die immer größer werdende Strea­ming-Konkur­renz. Ein Monats­preis von 14,99 US-Dollar lässt sich am Markt schlicht nicht mehr durch­setzen, weil es genug Alter­nativen gibt.

Start noch in diesem Jahr

Viel Zeit will man sich auf jeden Fall nicht lassen, die güns­tigere Strea­ming-Option soll voraus­sicht­lich noch in diesem Jahr an den Start gehen. Damit wäre sie vermut­lich bei einem Start in Deutsch­land direkt verfügbar. Inter­essant ist das auch, weil es ein solches Modell in Deutsch­land noch nicht gibt. Hier wird bislang nur zwischen kosten­pflich­tigen und kosten­losen (werbe­finan­zierten) Strea­ming-Diensten unter­schieden.

Sollte ein großer Player wie WarnerMedia sich jedoch auf dieses Feld wagen, wären wohl auch andere Streamer in Deutsch­land gezwungen, ihre Preis­modelle zu über­denken. Eine neue Preis­stra­tegie ist aber für HBO Max noch aus einem anderen Grunde drin­gend nötig: Die Konkur­renz zieht quasi in Licht­geschwin­dig­keit davon. Laut WarnerMedia-Mutter­gesell­schaft AT&T kam der Streamer Ende 2020 gerade mal auf 17,2 Millionen aktive Abon­nements. Zum Vergleich: Disney+ star­tete eben­falls im vergan­genen Jahr und hat bereits fast 95 Millionen Abon­nenten in den Büchern.

Der Katalog entscheidet

Für WarnerMedia ist die Preis­sen­kung ein heikler Spagat. Immerhin verfügt der Medi­enkon­zern über einen der attrak­tivsten Rech­teka­taloge mit zahl­rei­chen Block­bus­tern. Vor allem Seri­enhits von HBO spielen dabei eine gewich­tige Rolle. Bei WarnerMedia weiß man um dieses Asset und möchte seine Inhalte auf keinen Fall verram­schen. Ande­rer­seits ist der Druck wohl zu groß, um die "Strea­ming-Kriege" ohne Abstriche zu über­leben. Disney und ViacomCBS setzen HBO Max zwei­fellos erheb­lich zu.

So hatte die Para­mount-Mutter kürz­lich noch ange­kün­digt, Block­buster wie "Mission Impos­sible" spätes­tens 45 Tage nach Kino­start allen Abon­nenten von Para­mount+ ohne Extra­kosten in die Wohn­zimmer zu streamen. Span­nend wird nun, was man diesem Angebot auf Dauer bei Warner Bros. entge­gen­setzen will. Für Zuschauer ist der harte Kampf zwischen den großen US-Studios in jedem Falle eine sehr gute Nach­richt. Wer hätte schließ­lich noch vor einigen Jahren gedacht, dass man alle Block­buster eines Film­stu­dios nur Wochen nach dem Kino­start für den Preis eines Kino­tickets zuhause sehen kann?

Zumin­dest bis zum Auslaufen der Lizenz­ver­träge mit Sky wird es in Deutsch­land keinen Start von HBO Max geben.

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