Investor Day

Paramount+ zeigt sich erstmals bei Streaming-Event

Nicht kleckern, sondern klotzen. So lautet offenbar das Motto beim Investor Day, welchen ViacomCBS in der Nacht zum Donnerstag ins Netz streamte. Dabei gab es schon mal einen Vorge­schmack auf Para­mount+. Und der hatte es durchaus in sich.
Von Björn König

Foto: Paramount Pictures Blockbuster wie "Mission Impossible" mit Tom Cruise laufen künftig nahezu parallel zum Kinostart auf Paramount+
Foto: Paramount Pictures
Wer dachte, dass beim Thema Strea­ming-Dienste das Ende der Fahnen­stange erreicht ist, wurde in der Nacht zu Donnerstag eines Besseren belehrt. Auf seinem Investor Day zeigte der US-Medi­enkon­zern ViacomCBS gleich recht deut­lich, wie man ab März mit Para­mount+ inter­national angreifen will. Eines kann man dazu schon vorab sagen: Selbst für Platz­hir­sche wie Netflix, Warner und Disney wird Strea­ming kein Selbst­läufer. Die Konkur­renz ist hart und hat zwei­fellos einige Pfeile im Köcher.

Start am 4. März

Foto: Paramount Pictures Blockbuster wie "Mission Impossible" mit Tom Cruise laufen künftig nahezu parallel zum Kinostart auf Paramount+
Foto: Paramount Pictures
Am 4. März, also bereits in wenigen Tagen, startet Para­mount+ offi­ziell. Damit geht gleich­zeitig ein Re-Bran­ding von CBS All Access in den USA einher. Der Dienst wird um zusätz­liche Inhalte von ViacomCBS und seiner Program­marken erwei­tert. Der Claim wird dann auch wohl zur Tatsache: "A Moun­tain Of Enter­tain­ment". Als Höhe­punkt bietet der Streamer Block­buster von Para­mount Pictures für alle Abon­nenten kosten­frei maximal 45 Tage nach der Kino­ver­öffent­lichung.

Das ist schon mal eine Ansage, denn Konkur­rent Disney will für seine Premieren noch einmal zusätz­lich von den Strea­ming-Zuschauern kassieren. Im Klar­text bedeutet das zum Beispiel: Mega-Block­buster wie Mission Impos­sible 7 oder Top Gun 2 gibt es künftig bei Para­mount+ zum monat­lichen Spott­preis unter 10 US-Dollar. Das wiederum wird aller­dings vielen Kino­betrei­bern über­haupt nicht schme­cken, weshalb wir davon ausgehen, dass sich ViacomCBS in Zukunft noch auf einigen Ärger mit inter­natio­nalen Multi­plex-Ketten, wie AMC Thea­tres oder Vue Enter­tain­ment entstellen dürfte.

Serien-Feuer­werk

Auch im Bereich Serien können sich Fans auf viele High­lights freuen, darunter auch Reboots. So zum Beispiel von der beliebten Comedy "Frasier" mit Kelsey Grammer, die ähnlich wie "Friends" in den 1990er-Jahren ein großes Publikum begeis­terte. Und natür­lich kommen auch Science-Fiction-Junkies nicht zu kurz: Das Star Trek-Universum findet bei Para­mount+ eben­falls eine neue Heimat. Beson­ders inter­essant ist in diesem Zusam­men­hang auch der Content aus der Premium-Seri­enschmiede von Show­time mit bekannten Produk­tionen wie "Billions" oder "Home­land".

Ganz aktuell läuft dort beispiels­weise die Golden Globe nomi­nierte Drama-Serie "The Comey Rule" mit Brendan Gleeson in der Rolle von Donald Trump sowie die neue Serie "Your Honor" mit Brea­king Bad-Star Bryan Cran­ston. Darüber hinaus gibt es noch viele bekannte Shows von weiteren ViacomCBS-Marken, wie Comedy Central und Nickel­odeon sowie Real Life-Formate und Musik von MTV. In den USA werden zusätz­lich Nach­richten- und Premium-Sport­for­mate des Fern­seh­netz­werks CBS auf Para­mount+ erwartet. Dass sich ViacomCBS für Letz­tere aller­dings auch Rechte für den inter­natio­nalen Markt gesi­chert hat, erscheint eher unwahr­schein­lich.

Werbe­finan­ziertes Modell auch in Deutsch­land?

Beson­ders inter­essant ist das Preis­modell von Para­mount+. So soll laut bishe­rigen Ankün­digen eine haupt­säch­lich werbe­finan­zierte Vari­ante für 5,99 US-Dollar sowie eine werbe­freie Version für 9,99 US-Dollar ange­boten werden. Damit würde sich Para­mount+ deut­lich von anderen Mitbe­wer­bern wie Disney+ oder Netflix unter­scheiden. Gleich­zeitig wäre ein solcher Preis auch eine echte Kampf­ansage. Man stelle sich vor, es gibt alle künf­tigen Para­mount-Block­buster nur vier bis acht Wochen nach dem Kino­start zu sehen. Und das zu einem Preis, der nicht einmal die Hälfte eines Kino­tickets ohne Popcorn und Cola beträgt.

Selbst wenn man noch zusätz­liche Werbung als Minus­punkt für den Streamer einkal­kuliert, müsste man sich diese ja im Kino auch anschauen. Seien wir ehrlich: Wenn ViacomCBS mit einem solchen Modell auf den deut­schen Markt kommt, wäre das nicht nur eine wirk­lich ernste Konkur­renz für Amazon und Netflix. Es wäre vor allem eine echte Bedro­hung für die ohnehin durch Corona krisen­gebeu­telten Kinos. Deren Geschäfts­modell hängt nämlich voll­ständig am Wohl­wollen der großen US-Film­stu­dios. Ob man sich jedoch Städte ohne Kinos vorstellen kann und will, steht sicher auch für echte Strea­ming-Fans auf einem anderen Blatt Papier.

Über die Konkur­renz von Kino und Strea­ming spra­chen wir mit Geschäfts­füh­rerin Chris­tine Berg vom Haupt­ver­band deut­scher Film­theater.

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