Unterwegs

Mit dem Smartphone in London - ein Erfahrungsbericht

London ist eine der wichtigsten Städte Europas und ein beliebtes Reiseziel. Wir waren mit mehreren Smartphones in der Metropole unterwegs und berichten über das Abenteuer einer SIM-Kartenbestellung, zeitverzögerte GPS-Navigation und U-Bahn-Tunnel ganz ohne Empfang.
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Direkt in London erlebten wir Phänomene, die wir auch von den Mobilfunknetzen in Berlin kennen. Die Auslastung der Netze ist gerade im innerstädtischen Bereich sehr hoch. Das Zentrum von London ist tagsüber von unzähligen Bankern, Geschäftsleuten, Anwohnern und Touristen bevölkert, die viel Zeit damit verbringen, zu Fuß durch die Innenstadt zu hetzen beziehungsweise zu bummeln. Der größte Teil der Handys und Smartphones ist also in die zentralen Basisstationen der britischen Hauptstadt eingebucht.

Bei den zahmen Grauhörnchen im Londoner St. James's Park ist der Mobilfunkempfang kein Problem Bei den zahmen Grauhörnchen im Londoner St. James's Park ist der Mobilfunkempfang kein Problem
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Einen deutlichen Abfall der Versorgungsqualität konnten wir während der Rush-Hour morgens zwischen 7:00 und 9:30 Uhr sowie nachmittags zwischen 16:00 und 18:00 Uhr feststellen. Selbst wenn das Smartphone zu diesen Zeiten ins Netz eingebucht war, kam oft kein Datenverkehr zustande. Auch an zentralen Plätzen in Westminster, Kensington oder der South Bank hat uns das Netz oftmals nur ins EDGE- oder GPRS-Netz gelassen, wenn das HSPA-Netz überfüllt war. Unser Londoner Verwandter, der im Orange-Netz unterwegs ist, macht mit seinem Smartphone regelmäßig dieselbe Erfahrung.

Im Rahmen unserer Reise besuchten wir auch weniger stark von Geschäftsleuten und Touristen bevölkerte Gebiete in Lambeth, Southwalk und Lewisham - dort konnten wir problemlos im HSPA-Netz surfen. Ein Problem der Londoner Innenstadt ist auch die dichte Bebauung mit zum Teil hohen Häusern, die zu einem Performanceabfall zwischen den Häuserschluchten führen kann.

Warum ist es in der Londoner Tube trotz Überfüllung so still?

Die alltägliche Überfüllung in der Londoner U-Bahn Die alltägliche Überfüllung in der Londoner U-Bahn
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Kult sind in London natürlich Fahrten mit der ältesten U-Bahn der Welt. Diese ist zur Hauptverkehrszeit allerdings genauso überfüllt wie die Mobilfunknetze. Das Alter der Tube, wie die U-Bahn im Volksmund heißt, spiegelt sich allerdings auch bei der Mobilfunknetzversorgung wider. In Deutschland sind die meisten U-Bahnhöfe immerhin mit einem Mobilfunksignal versorgt, sodass Telefonie und SMS nutzbar sind. Nach vielen Jahren mit schlechter Datennetz-Versorgung beginnt in Berlin der LTE-Ausbau durch E-Plus in der U-Bahn.

Davon kann man in London - gerade in den alten und tieferliegenden Stationen - nur träumen. Bei einem Großteil unserer U-Bahn-Fahrten durch die Innenstadt verabschiedeten sich alle vier unserer SIM-Karten (T-Mobile, Vodafone, o2 und Orange) mit dem Hinabsteigen in die Bahnhöfe komplett aus dem Mobilfunknetz. Auch in den Tunnels blieben die Handys meist ausgebucht, nur in oberirdisch gelegenen Bahnhöfen buchten sie sich kurz ins jeweilige Netz ein.

Das Resultat ist eine - verglichen mit Deutschland - himmlische Ruhe in den Londoner U-Bahn-Zügen, obwohl diese meist voller sind als in Deutschland. Wenn Fahrgäste dort mit dem Smartphone hantieren, tun sie dies meist, um zu spielen.

Zeitverzögertes GPS: Schneller als das eigene Smartphone

Als sehr merkwürdig empfanden wir das Navigieren durch die Stadt per GPS, und das mit mehreren Smartphones. Im Smartphone mit der T-Mobile-UK-SIM nutzten wir hauptsächlich Google Maps, sicherheitshalber hatten wir vorab auch schon diverse Apps für die Offline-Navigation installiert. Als nützlich erwiesen sich beipielsweise City Maps 2Go und Maps WithMe [Link entfernt] , es gibt aber auch viele andere Apps für die Offline-Navigation auf Basis des OpenStreetMap-Materials.

Sowohl bei der Online- als auch der Offline-Navigation fiel uns auf, dass das GPS-Signal oft mit deutlicher Verspätung auf dem Smartphone ankam. Als Fußgänger in Deutschland ist man es gewohnt, dass der blaue Pfeil oder Punkt meist recht genau dort sitzt, wo man sich gerade aufhält, die Abweichung beträgt in der Regel maximal fünf bis zehn Meter. In London bleibt - gerade in tiefen Straßenschluchten - der blaue Punkt oft drei bis fünf Minuten stehen, um dann später nachzurücken. Dies ist besonders in verwinkelten innerstädtischen Gebieten mit kurzen Straßen wie zum Beispiel im Stadtteil Soho störend, weil dann eine punktgenaue Positionsbestimmung nicht immer möglich ist.

Dies bestätigten uns auch Bewohner von London, die mit diesem Problem regelmäßig konfrontiert werden. An der Situation wird sich aber wohl in den kommenden Jahren nichts verbessern, im Gegenteil: Aufgrund des steigenden Platzmangels in der Metropole ist der Bau von über 200 neuen Hochhäusern geplant. Gerade die neuen in Stahlbetonbauweise errichteten Hochhäuser können bei einer entsprechend engen Bebauung störend für GPS- und Handy-Empfang sein. Ob das kommende Galileo-System genauer sein wird, bleibt abzuwarten.

Fazit: Smartphone in London gut nutzbar - gegebenenfalls mit Ergänzungen

Mit einer entsprechenden Vorbereitung ist das eigene Smartphone in London gut nutzbar. Wer die eigene SIM-Karte nutzt, um in einem britischen Netz zu roamen, sollte sich vorab bei seinem Provider genau über die Kosten erkundigen und gegebenenfalls eine Roaming-Option buchen. Was sich im Bereich des EU-Roamings in den vergangenen Wochen getan hat, erfahren Sie auf unserer Ratgeberseite zu Roaming und vor allem in den aktuellen Meldungen darunter.

Wer besonders bei der Datennutzung auf Nummer sicher gehen will, kann sich problemlos eine britische SIM-Karte zulegen, die Datenoptionen der fünf Netzbetreiber sind preislich mit denen in Deutschland vergleichbar. Keine gute Erfahrung haben wir mit der Vorab-Bestellung aus Deutschland gemacht, weil stets eine britische Postadresse angegeben werden muss und im Falle von T-Mobile UK/Orange/EE die neue Webseite nur schwer nutzbar war. Es reicht also, die SIM direkt in Großbritannien zu erwerben.

Sowohl bei der Telefonie als auch der Datennutzung sollte man sich als Tourist oder Geschäftsreisender in der U-Bahn nicht auf die Mobilfunknetze verlassen. Erwartet man im Tunnel einen wichtigen Anruf, landet dieser gegebenenfalls auf der Mailbox. Abgehende Gespräche kann man aber tatsächlich noch von den alten, roten Telefonzellen führen.

Die Einschränkungen bei der GPS-Nutzung sind nur dann ein Nachteil, wenn eine exakte Positionsbestimmung notwendig ist, beispielsweise beim Geocaching. Ansonsten tun es auch Google Maps und Offline-Stadtpläne, wenn man dazu in der Lage ist, eine Karte zu lesen.

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