Ausprobiert

S-Trust: Cloud-Dienst der Sparkasse im ersten Vorab-Test

Viele Internet-Nutzer spei­chern keine Daten mehr im Ausland - davon will die Spar­kasse profi­tieren und startet mit S-Trust einen Cloud-Dienst, der sicher und zuver­lässig sein soll. Wir haben ihn auspro­biert.
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Server­standort Deutsch­land - das klingt für alle Internet-Nutzer, die mit US-ameri­ka­ni­schen Cloud-Diensten Bauch­schmerzen haben, wie eine Erlö­sung. Obwohl Dienste wie Strato HiDrive kosten­lose Accounts abschaffen, kommen auch immer wieder neue Anbieter auf den Markt. Das jüngste Beispiel sind die Spar­kassen, vertreten durch den Deut­schen Spar­kassen-Verlag.

Der Name "S-Trust" dürfte manchem Internet-Nutzer noch bekannt sein. Seit Anfang der 2000er-Jahre versuchten die Spar­kassen, einen Signatur- und Zerti­fi­zie­rungs­dienst für sichere Kommu­ni­ka­tion im Internet und rechts­ver­bind­liche Geschäfte im Netz zu etablieren. Doch das Projekt schei­terte und wurde zum 31. Dezember 2018 endgültig einge­stellt, Iden­ti­fi­zie­rungen wurden schon seit dem 1. Januar 2016 keine mehr durch­ge­führt.

Nun bauen die Spar­kassen unter demselben Namen S-Trust einen Cloud-Dienst für Jeder­mann auf.

Vorab-Test und Kosten nach dem Start

S-Trust der Sparkassen S-Trust der Sparkassen
Bild: Deutscher Sparkassen Verlag GmbH
S-Trust als Online-Spei­cher­dienst befindet sich momentan noch in einer geschlos­senen Pilot-Phase. Inter­es­senten können in ihrer teil­neh­menden Spar­kassen-Filiale nach einem Gutschein-Code fragen, um Pilot-Teil­nehmer zu werden. Aktuell sind es aller­dings nur die Berliner Spar­kasse, die Spar­kasse Bremen AG, die Spar­kasse Hannover, die Spar­kasse Leipzig und die Kreis­spar­kasse Köln, die an dem Vorab­test teil­nehmen. Der Spar­kassen-Verlag hat eine Zeit­lang eben­falls Codes verschickt, macht dies inzwi­schen aber nicht mehr.

Dateiübersicht bei S-Trust Dateiübersicht bei S-Trust
Bild: Deutscher Sparkassen Verlag GmbH, Screenshot: teltarif.de
Teil­nehmer des Vorab-Tests erhalten einen Account mit 1 GB Spei­cher­platz und einen Pass­wort-Spei­cher für beliebig viele Pass­wörter, dieser Account bleibt auch nach dem offi­zi­ellen und allge­meinen Start von S-Trust dauer­haft kostenlos.

Auch zur Preis­struktur nach dem offi­zi­ellen Launch des Dienstes, der im Juli erfolgen soll, hat sich der Spar­kassen-Verlag bereits geäu­ßert: Nach dem Start gibt es bei Neuan­mel­dung eine Basis­ver­sion mit 100 MB Spei­cher und 50 Pass­wör­tern kostenlos. Spar­kassen-Kunden erhalten Preis­vor­teile: Die Pro-Version mit 1 GB Spei­cher und unbe­grenzt Pass­wör­tern gibt es für 1,49 Euro pro Monat (für Spar­kas­sen­kunden) und 1,99 Euro pro Monat für Nicht-Kunden. Die Version Silber mit 20 GB und unbe­grenzt Pass­wör­tern soll 2,99 Euro (3,99 Euro für Nicht-Kunden) kosten. Die Version Gold mit 100 GB und unbe­grenzt Pass­wör­tern wird für 7,49 Euro (9,99 Euro für Nicht-Kunden) ange­boten. Der Dateiupload bei S-Trust Der Dateiupload bei S-Trust
Bild: Deutscher Sparkassen Verlag GmbH, Screenshot: teltarif.de

Server­standort und Apps

Zum Server­standort steht auf der Webseite von S-Trust momentan:

S-Trust läuft auf euro­päi­schen Servern und erfüllt den hohen Schutz­be­darf gemäß dem inter­na­tio­nalem Sicher­heits­stan­dard nach ISO 27001. Dank der Zero-Know­ledge-Archi­tektur bietet S-Trust höchsten Privat­sphä­ren­schutz.
Auf Anfrage verwies ein Spre­cher des Spar­kassen-Verlags auf den Jahres­be­richt 2019 der DSV- Gruppe, in dem zu lesen ist, das S-Trust perspek­ti­visch ausschließ­lich auf deut­schen Servern gehostet sein soll.

Außer über die Webober­fläche ist der Cloud-Dienst über Apps verwendbar, die bereits für Android, iOS, Windows und MacOS ange­boten und von den Pilot-Test-Teil­neh­mern auspro­biert werden können. Passworteintrag im Passwort-Safe Passworteintrag im Passwort-Safe
Bild: Deutscher Sparkassen Verlag GmbH, Screenshot: teltarif.de

Erster Eindruck vom Cloud-Dienst S-Trust

Für die Regis­trie­rung müssen eine gültige E-Mail-Adresse und ein Pass­wort ange­geben werden, aber keine weiteren Daten. Nach der Regis­trie­rung erhält der Kunde von S-Trust einen 36-stel­ligen Wieder­her­stel­lungs­code, mit dem der Account wieder­her­ge­stellt werden kann, wenn man einmal nicht nur das Pass­wort, sondern auch den Benut­zer­namen vergessen haben sollte. Wer die 2-Faktor-Authen­ti­fi­zie­rung akti­viert, muss eine gültige Handy­nummer angeben und erhält ab dann für jeden Login eine SMS-TAN zuge­schickt.

In einem ersten Test erschien uns die Webober­fläche von S-Trust sehr aufge­räumt und über­sicht­lich. Der Cloud-Spei­cher bietet bislang nichts, was andere Online-Spei­cher­dienste nicht auch an Bord hätten, also beispiels­weise die Frei­gabe von Dateien oder Ordnern. S-Trust hat aller­dings bereits einige sinn­volle Ordner voran­ge­legt mit Namen wie "Frei­zeit", "Familie", "Notfall", "Reisen", "Versi­che­rungen" usw. Diese Ordner können nach Belieben geän­dert, gelöscht und natür­lich auch neu ange­legt werden.

Für einen Eintrag im Pass­wort-Spei­cher können URL, Benut­zer­name und Pass­wort des Accounts gespei­chert werden. In einem Kommen­tar­feld lassen sich weitere Infor­ma­tionen, beispiels­weise zur Account-Wieder­her­stel­lung ablegen. Der Kunde kann entweder selbst Pass­wörter für seine Accounts fest­legen oder S-Trust mit dem Gene­rieren sicherer Pass­wörter beauf­tragen.

Der Mail-Safe funktioniert noch nicht ganz richtig Der Mail-Safe funktioniert noch nicht ganz richtig
Bild: Deutscher Sparkassen Verlag GmbH, Screenshot: teltarif.de
Ein weiterer Service ist "Mail Safe": Auf Wunsch stellt S-Trust dem Kunden eine Mail­adresse nach dem Muster mail-in.xxxxxxxx@mail-in.s-trust.de zur Verfü­gung. Alle an diese Adresse gesandten Mails inklu­sive Anhänge werden direkt im Cloud-Spei­cher abge­legt. Das war das einzige, was in unserem Test nicht immer zuver­lässig funk­tio­niert hat. Obwohl wir per Mail über den Eingang einer neuen Datei benach­rich­tigt wurden, wurde die entspre­chende Mail noch nicht in S-Trust ange­zeigt. Erst nach einem Logout und einem erneuten Login wurden die Mails ange­zeigt, die Angabe der Anzahl einge­trof­fener Mails stimmte auch nicht.

Fazit zu S-Trust der Spar­kassen

Im ersten Test hat außer dem "Mail Safe" bei S-Trust alles problemlos funk­tio­niert. S-Trust hat das Zeug dazu, ein über­sicht­li­cher, perfor­manter und einfach zu nutzender Cloud-Dienst zu werden. Wenn dann noch garan­tiert ist, dass die Daten wirk­lich alle in Deutsch­land liegen, werden sich einige Nutzer sicher­lich noch wohler fühlen.

Seine Preis­po­litik sollte S-Trust aber noch­mals drin­gend über­denken. Bei anderen deut­schen Cloud-Diensten gibt es bereits für 8,50 Euro im Monat 1 TB Spei­cher, im Rahmen von Aktionen ist das oft sogar noch güns­tiger. 9,99 Euro für 100 GB sind heut­zu­tage nicht mehr zeit­gemäß.

In einer sepa­raten Über­sicht verglei­chen wir die Kondi­tionen der wich­tigsten Online-Spei­cher-Dienste.

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