Spionage

NSA wertet Millionen von E-Mail-Adressbüchern aus

Sammlung von Kontakt-Daten überlastet Server-Kapazitäten
Von Marie-Anne Winter / dpa

Die NSA-Zentrale in Fort Meade, Maryland. Die NSA-Zentrale in Fort Meade, Maryland.
Bild:dpa
Es ist nicht wirklich überraschend, dass immer mehr Hinweise darauf auftauchen, dass der Datenhunger der NSA immer noch größer ist, als ohnehin schon angenommen. Nun wurde bekannt, dass der US-Geheimdienst weltweit hunderte Millionen von Kontaktlisten aus E-Mail- und Messaging-Diensten sammelt. Wie die Washington Post berichtet, gehören viele der betroffenen Konten US-Bürgern. Die Informationen sollen von hohen Geheimdienstmitarbeitern und aus streng geheimen Dokumenten des Informanten Edward Snowden stammen.

An einem einzigen Tag im vergangenen Jahr habe die NSA mehr als 444 000 E-Mail-Adressbücher bei Yahoo, mehr als 100 000 bei Hotmail, über 82 000 bei Facebook, gut 33 000 bei GMail und fast 23 000 bei anderen nicht genannten Dienstleistern gesammelt. Das gehe aus einer Präsentation der NSA hervor. Es sei die übliche Ausbeute eines Die NSA-Zentrale in Fort Meade, Maryland. Die NSA-Zentrale in Fort Meade, Maryland.
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Tages, heißt es laut Washington Post. Damit wären das hochgerechnet mehr als 250 Millionen E-Mail-Adressbücher im Jahr. Die Sammlung an Kontakten sei so umfangreich, dass gelegentlich eine Überlastung der Speicherkapazitäten gedroht habe.

Die Analyse dieser Daten erlaube es dem Geheimdienst unter anderem, nach verborgenen Verbindungen zu suchen. Die Sammlung sei auf geheime Vereinbarungen mit ausländischen Telefongesellschaften oder befreundeten Geheimdiensten angewiesen. Auch wenn das außerhalb der USA geschehe, bestätigten zwei hohe US-Geheimdienstbeamte laut Washington Post, dass davon auch Kontakte zahlreicher US-Bürger betroffen seien. Nach Schätzungen könne die Zahl im Bereich von Millionen oder Dutzenden von Millionen liegen.

"Kein Interesse an persönlichen Informationen"

Ein Sprecher des Büros des Nationalen Geheimdienstdirektors erklärte der Zeitung, dass die NSA Hinweise auf Terroristen, Menschenhändler und Drogenschmuggler suche. "Wir sind nicht interessiert an persönlichen Informationen über normale Amerikaner."

Online gespeicherte Kontaktlisten seien ergiebigere Datenquellen als Telefonaufzeichnungen. Adressbücher enthielten nicht nur Namen und E-Mail-Adressen sondern auch Telefonnummern, Anschriften und Informationen über Familien und Geschäfte.

Die NSA sei weder vom Kongress noch dem speziell zuständigen geheimen Gericht ermächtigt worden, Kontaktlisten in großen Mengen zu sammeln. Ein hoher Geheimdienstmitarbeiter habe erklärt, das wäre von einem Ort in den USA aus ungesetzlich. Der Geheimdienst arbeite deshalb von Standorten in aller Welt.

Auch Spam-Mails seien ein bedeutendes Problem für die NSA, da sie Datenspeicher mit wertlosen Informationen verstopften. Der größte Teil der E-Mails ist laut einem NSA-Dokument Spam von falschen Adressen.

Sprecher von Google, Microsoft und Facebook erklärten dem Blatt, dass sie keine Hilfe für die staatliche Datensammlung leisten würden. Bei Yahoo hieß es, ab Januar würden alle E-Mail-Verbindungen verschlüsselt. Google hatte es erstes Unternehmen bereits 2010 alle seine E-Mail-Verbindungen gesichert. Nach Angaben von Insidern sollte damit zumindest teilweise die Sammlung von Benutzer-Informationen in großem Umfang durch die NSA und durch andere Geheimdienste durchkreuzt werden.

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