Von Mythen und Netzausbau: 5G braucht 4G
Schaut man sich die Reichweiten der unterschiedlichen Frequenzen an, macht eine Sendestation weitab vom Ort wenig Sinn. Sie mag auf 700 bis 900 MHz den Ort noch gut erreichen und versorgen, bei 1800 bis 2600 MHz ist der Ort nicht mehr komplett versorgt.
Bei 700-900 MHz kann der Mast auch abseits vom Ort stehen. Das reicht noch aus.
Grafik: Deutsche Telekom
Auf 1800-2600 MHz reicht die Reichweite des Masten am Ortsrand nicht mehr (Feld in magenta)
Grafik: Telekom
Bei 3,5 GHz (innerster Kreis) wird die Reichweite so gering, dass der Mast nur im Ortskern (Mitte) sinnvoll ist.
Foto: Henning Gajek / Teltarif.de
Will man also mit höheren Frequenzen die gleiche Fläche versorgen, werden schnell 50 Prozent mehr Stationen notwendig.
Die Hotspots rufen nach mehr Versorgung
Ein typisches Beispiel sind "Hot Spots" wie der Berliner Hauptbahnhof. Hier soll die Kapazität pro Kunde spürbar gemacht werden. Spricht man von 5G, nennen viele Befürworter die höhere Geschwindigkeit als das wesentliche Argument. Dabei hat 5G von der Technologie her eine bessere Ausnutzung der kostbaren Frequenzen. 5G sind spektral um etwa 15 Prozent besser als 4G.
5G bietet den Vorteil, viel mehr Geräte auf einer kleinen Fläche unterzubringen. Das wird immer wichtiger, da ja nicht nur Handys, Smartphones oder tragbare Hotspot-Modems (MiFi) die Frequenzen belegen, sondern jede Menge von Maschinen, Sensoren (IoT) und viele mehr auf der gleichen Fläche funken möchten.
Und schließlich erlaubt 5G den sogenannten Slicing Betrieb, wo auf einer Frequenz weitere gegeneinander abgeschirmte "Unternetze" parallel betrieben werden können.
Mythos 5G: Braucht Deutschland 5G an jeder Milchkanne?
30.000 Standorte (der Telekom) sind nicht genug. In den nächsten vier Jahren kommen (mindestens) 10.000 weitere dazu
Grafik: Deutsche Telekom
Wie schon erwähnt, wird alleine die Telekom in den nächsten 4 Monaten 10.000 neue Standorte aufbauen, dazu kommen noch Standorte von anderen Netzbetreibern, wo die Telekom als Untermieter mitfunken kann. "Am liebsten würden wir ganz Deutschland komplett ausbauen, doch allzuoft geht das nicht, weil die Nachbarn Bedenken haben oder Anträge in Ämtern hängen bleiben." Im Augenblick versorgt die Telekom etwa 88 Prozent der Fläche und dieser Wert soll weiter gesteigert werden.
Schließlich gibt es die Vorgabe der Bundesnetzagentur, die Autobahnen, Bundesstraßen, Schifffahrtswege (Kanäle, Flüsse) und Zugstrecken auszubauen. Es gibt derzeit ein Streckennetz der Bahn von etwa 38.000 km. Die bedampften Scheiben des ICE dämpfen die Signale etwa um den Faktor 1000. Eigentlich sind alle ICEs mit Signalverstärkern ausgerüstet, aber viele Verstärker funktionieren nicht oder nicht richtig. Züge und Waggons müssen aufgerüstet werden, auch IC- oder Regional-Züge und die ICEs sowieso. Im Januar habe man einen Termin mit der Deutschen Bahn, um den weiteren Ausbau im Detail zu besprechen.
Aktuell gibt es 800 fehlende Standorte an Bahnstrecken und Autobahnen, wofür noch Flächen gesucht werden. Eigentlich könnte man Sendeantennen auf Schilderbrücken oder an Autobahnparkplätzen (die dem Bund gehören) bauen, nur in Deutschland geht das nicht. Dagegen sprächen die notwendigen Sicherheitsabstände. "Da gelten beispielsweise 40 Meter Mindestabstand und dann ist das bereits ein Privatgelände."
Aber es gibt auch gute Nachrichten: Der 10 km Schutzkorridor an den Landesgrenzen, wo nur mit niedrigerer Sendeleistung gefunkt werden durfte, wurde aufgehoben. Und die Nachbarn haben schon immer mit vollem Signal gesendet. Nun kann die Telekom die Leistung ebenfalls erhöhen: Regionen wie das Saarland oder der Bodenseeraum würden davon bald profitieren.
Aktuell sind 500.000 Kunden der Telekom im Mobilfunk in 5G-fähigen Tarifen aktiv, jedoch können noch nicht alle Kunden das schon nutzen. Entweder steht in ihrer Umgebung noch keine 5G-Station oder sie haben noch kein 5G-fähiges Endgerät.
Wie der gemeinsame Netzausbau aussehen könnte und wie lange 3G noch läuft auf der letzten Seite.