Aufklärung

Von Mythen und Netzausbau: 5G braucht 4G

Wenn man absolut kein Netz hat, kann das für Viele zum Alptraum werden. Wenn manche Mitmen­schen eine Mobil­funk­antenne sehen, beschleicht sie ein klammes Gefühl.
Aus Bonn berichtet

"Wieso macht ihr jetzt 5G - macht doch erst mal 4G fertig!" - diesen Vorwurf hört Golde­nits immer wieder. Dazu muss man wissen, dass im Moment 5G (NSA - Non stand alone) nur in Verbin­dung mit 4G funk­tioniert. Das bedeutet, überall wo 4G aufge­baut wird, ist das gleich­zeitig die Vorbe­reitung auf 5G. Bei neueren Stationen braucht man für 5G später nur noch ein Soft­ware-Update. Bei älteren Stationen muss noch die eine oder andere Baugruppe getauscht werden, um 5G akti­vieren zu können. Die Entwicklung von 2G zu 5G verlief spannend. Viele haben sie mitbekommen. Die Entwicklung von 2G zu 5G verlief spannend. Viele haben sie mitbekommen.
Grafik: Deutsche Telekom
Golde­nits erin­nerte an die Vergan­genheit: Die Daten­raten begannen bei 2G (GSM) mit 9.600 Bit/s (nur im Netz von Voda­fone D2 oder E-Plus (heute o2) gab es HSCSD mit bis zu 14.400 Bit/s), bei 3G (UMTS, HSDPA) waren zunächst maximal 10 MBit/s möglich.

Pokemon Jäger im Daten­netz

Wenn "heute die Pokemon-Jäger im Netz unter­wegs sind, ziehen sie eine Spur der Verwüs­tung im Daten­netz", stellte Golde­nits lächelnd fest, was bedeutet, dass die Netze jetzt schon massiv aufge­rüstet werden müssen.

Die Latenz, bis sich beim Mensch zum Beispiel ein Arm bewegt, beträgt im Ideal­fall etwa 15ms. Für Anwen­dungen in der Indus­trie ist dieser Wert schon zu hoch. Und jedes Jahr wächst der Daten­verbrauch in allen Netzen um 40 Prozent, egal über welche Tech­nologie gefunkt wird. Neue Sicher­heits­stan­dards erfor­dern eine bessere und aufwen­digere Verschlüs­selung, die Folge: Die Daten­mengen steigen weiter.

Welche Reich­weite hat welche Frequenz?

Reichweite, Bandbreiten und Frequenzbänder der Telekom, die für Mobilfunk nutzbar sind. Reichweite, Bandbreiten und Frequenzbänder der Telekom, die für Mobilfunk nutzbar sind.
Grafik: Deutsche Telekom
Entschei­dend ist beim Netz­ausbau die Frage der Reich­weite. Eine Sende­anlage auf 700 bis 900 MHz erzielt etwa 5 Kilo­meter Reich­weite. Die gleiche Anlage auf 1800 MHz kommt noch etwa 2 Kilo­meter weit. Steigt die Frequenz auf 2000 MHz (wo heute noch in UMTS und künftig mehr und mehr in LTE gesendet wird), redu­ziert sich der Wert auf etwa einen Kilo­meter. Schon bei 3500 MHz (dem 5G-Pionier-Band) sind es nur noch 500 Meter Reich­weite. Bei der "5G"-Auktion wurden erst­malig Frequenzen völlig tech­nolo­gieneu­tral vergeben, das heißt, rein theo­retisch könnte ein Anbieter auf 2,0 oder 3,5 GHz auch in GSM oder LTE funken.

Golde­nits beleuch­tete die nutz­baren Band­breiten der Telekom. Auf 3,5 GHz hat das Unter­nehmen eine Band­breite von 90 MHz erstei­gert, auf 2 GHz sind es 40 MHz, auf 1800 MHz stehen 30 MHz zur Verfü­gung und zwischen 700 und 900 MHz sind es 35 MHz Band­breite insge­samt. Durch "Zusam­menkleben" der einzelnen Frequenzen (Carrier-Aggre­gation) können noch höhere Band­breiten erreicht werden. Etwa 20 Prozent der Stand­orte können heute schon 1 GBit/s über­tragen.

Eines Tages wird es 5G auf allen verge­benen Frequenzen geben. Bis dahin dauert es noch eine Weile. Im Zuge des Netz­ausbaus wird man "bald 5G auf 700 MHz sehen", wodurch die Reich­weite viel höher wird, als derzeit auf 3,5 GHz. Da die mögliche Band­breite auf 700 MHz wesent­lich geringer als auf 3,5 GHz ist, sind dort aber keine GigaBit-Spit­zenge­schwin­digkeiten möglich. Aktuell besteht auch noch das Problem: "Welche Endge­räte gibt es für 5G-700 heute schon?"

Welche Frequenzen welche Reich­weite in der Praxis konkret haben und was die Unter­schiede sind, lesen Sie auf Seite 3.

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