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Editorial: Kein Sieger in Sicht

Kampf um das vorherrschende mobile Betriebssystem völlig offen
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Bei Betriebssystemen für Laptops und Desktops ist alles klar: Da gibt es Windows von Microsoft, und dann gibt es alle anderen (insbesondere MacOS X auf Computern von Apple, Linux in zahlreichen Varianten, FreeBSD usw.), die selbst zusammengenommen nur einen Bruchteil des Marktanteils von Microsoft erreichen. Zwar kommt es vor, dass einzelne Windows-Versionen nicht ganz so gut angenommen werden, wie allgemein bei ME und aktuell bei Vista im Geschäftskundenumfeld. Aber Microsoft kann es egal sein, ob sie XP bzw. Vista mit Downgrade-Option oder Vista an Geschäftskunden verkaufen. Die Kasse klingelt dennoch. Zudem zeigen auch Firmen zunehmend Interesse an Windows 7 und an einem Sprungupgrade, sobald dieses erschienen ist.

Anders hingegen bei den Betriebssystemen für Smartphones. Da erscheint Apple quasi aus dem Nichts, sichert sich aber dennoch mit dem auf Handys angepassten Mac OS X binnen zwei Jahren über zehn Prozent Marktanteil. Dieser dürfte noch weiter steigen, wenn Apple die zwar für sich sehr lukrativen, aber auch die Verkaufszahlen limitierenden exklusiven Vertriebspartnerschaften nach und nach auslaufen lässt. In einigen Ländern wie Italien oder Belgien ist es ja bereits soweit.

Und mit Googles Android als Open-Source-Plattform für zahlreiche Geräte bzw. dem WebOS für den Palm Pre gibt es zwei weitere hoffnungsvolle Neuankömmlinge. Und mit Maemo wirft Handy-Schwergewicht Nokia einen weiteren Kandidaten in den Ring.

Währenddessen entwickelt auch Research in Motion sein RIM OS für den E-Mail-Spezialist Blackberry beständig weiter und ist damit in den USA sogar der mit Abstand führende Hersteller für Smartphone-Betriebssysteme.

Applikationen vorinstalliert

Der zentrale Unterschied zwischen PCs und Smartphones: Der PC-Anwender erwartet, dass Daten und Applikationen von einem alten PC problemlos auf einen neuen übernommen werden können. Ein Betriebssystemwechsel erzeugt bei der Datenübernahme garantiert Ärger. Also bleibt man bei der gewohnten Lösung, oft auch dann, wenn man mit dieser nicht sonderlich zufrieden ist.

Auf Smartphones sind hingegen die wichtigsten Applikationen (Telefonie, Organizer mit Adressbuch und Terminkalender, Webbrowser, E-Mail-Client, Datei-Browser etc. pp.) bereits vorinstalliert. Der Nutzer erwartet eine hohe Integration der Dienste, eine intuitive Bedienung und den problemlosen Umgang mit den im Internet gängigen Dateiformaten für Fotos, Audio, Video, Dokumentenansicht usw. Bei ungewöhnlichen Dateien ist er bereit, diese vorher auf dem PC für die Ansicht auf dem Handy zu konvertieren (oder vom Absender konvertieren zu lassen); auf dem Handy bearbeiten wird er sie eh nicht.

Mit den genannten Eigenschaften wird die Bedienoberfläche zum wesentlichen Stück Software auf einem Smartphone, während das darunter liegende Betriebssystem fast beliebig wird. Denn die Grundfunktionen für das Starten von Anwendungen, den Zugriff auf Dateien, die Anzeige von Inhalten oder die Einbindung von Treibern für die Kommunikation über externe Schnittstellen (drahtgebunden wie kabellos) bringen alle Systeme mit.

Entsprechend leicht fällt der Wechsel des mobilen Betriebssystems. Kann das alte die Ansprüche der Nutzer an die Bedienoberfläche nicht mehr erfüllen, wird eben gewechselt. Aktuell bekommen das vor allem Symbian und Windows Mobile zu spüren, die die Entwicklung hin zum mit dem Finger bedienten Touchscreen verschlafen haben. Symbian hängt zu sehr an den Funktionstasten, Windows Mobile zu sehr an kleinteiligen Elementen, die man nur mit einem Stift genau treffen kann.

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