Handelskrieg

Huawei: ARM kündigt Zusammen­arbeit bei Prozessoren auf

Der briti­sche Chip­desi­gner ARM kündigt die Zusam­menar­beit mit Huawei auf. Damit können die Chinesen prak­tisch keine neuen Produkte mehr entwi­ckeln.
Von Wolfgang Korne

USA lassen Huaweis Traum von der Marktführerschaft wie Seifenblasen platzen. USA lassen Huaweis Traum von der Marktführerschaft wie Seifenblasen platzen.
Bild: picture alliance/Ng Han Guan/AP/dpa
Zwei Tage nach dem Entzug der Google-Lizenz trifft Huawei der nächste, mögli­cher­weise noch härtere Schlag. Wie die BBC berichtet, hat der briti­sche Chip­desi­gner ARM die Zusam­menar­beit mit Huawei aufge­kündigt. In einer Firmen­notiz hieß es, die Entwürfe von ARM enthielten "US-Origin-Tech­nologie". Infol­gedessen sei man der Ansicht, vom Verbot der Trump-Regie­rung betroffen zu sein.

Alle Verbin­dungen abge­brochen

USA lassen Huaweis Traum von der Marktführerschaft wie Seifenblasen platzen. USA lassen Huaweis Traum von der Marktführerschaft wie Seifenblasen platzen.
Bild: picture alliance/Ng Han Guan/AP/dpa
Laut BBC wies ARM die Mitar­beiter an, alle aktiven Verträge, Support-Ansprüche und ausste­henden Verpflich­tungen" mit Huawei und seinen Toch­terge­sell­schaften einzu­stellen, um den jüngsten US-Handels­beschrän­kungen nach­zukommen. ARM-Mitar­beiter, die auf Bran­chen­veran­stal­tungen mit Huawei in Kontakt kommen, müssen jegliche Gespräche über das Unter­nehmen „höflich ablehnen und unter­brechen“, heißt es in einem internen Papier.

Grund­lage für die Entwick­lung neuer Produkte entzogen

Die Chip-Designs von ARM, das selber keine Hard­ware herstellt, sind die Basis für die meisten Prozes­soren für mobile Geräte welt­weit. Auch Huawei lizen­ziert für seine HiSilicon-Prozes­soren die Tech­nologie. Durch den Bann wird Huawei prak­tisch die Grund­lage für neue Produkte entzogen. Eine Maßnahme, die, wie ein von der BBC zitierter Analyst sagt, auf lange Frist ein prak­tisch unüber­wind­barer Schlag für das Geschäft von Huawei darstelle.

HiSilicon und Huawei dürfen zwar weiterhin vorhan­dene Chips verwenden und herstellen, bekommen aber keinen Support mehr von ARM für die Entwick­lung neuer Kompo­nenten und Geräte. Der kommende Prozessor Kirin 985 dürfte davon nicht betroffen sein, die Entwick­lung des Nach­folgers ist aber noch nicht abge­schlossen. Falls der Bann bestehen bleibt, müsste die Entwick­lung gestoppt und von Grund auf neu gestartet werden, zitiert die BBC eine Quelle bei ARM.

Offen ist, ob ARM aus eigenem Antrieb gehan­delt hat oder ob das briti­sche Handels­minis­terium dazu geraten hat. Huawei wird es jeden­falls extrem schwer haben die Chips zu ersetzen. Vermut­lich ist nicht nur ARM, sondern auch prak­tisch jedes andere Halb­leiter­werk in der Welt von dem Bann betroffen. Auch im chine­sischen Markt dürfte die Suche nach Ersatz mühsam werden. Die dortige Halb­leiter­indus­trie steckt noch in den Kinder­schuhen.

Aptoide als Ersatz für den Play-Store?

Ein wenig besser scheint es für Huawei mitt­lerweile auf der Soft­ware­seite auszu­sehen. Die Chinesen werkeln hier schon seit längerem an einem Plan B, der die Entwick­lung eines eigenen Betriebs­systems vorsieht, das kompa­tibel zu Android-Apps sein soll. Das Project Z, wie dieser Plan intern genannt wird, ist zwar offen­sicht­lich noch nicht fertig, aber immerhin scheint man einen App-Store gefunden zu haben, den man in das System einbinden kann. Laut der portu­giesi­schen Website dinheiro vivo verhan­delt Huawei hierzu mit dem alter­nativen App-Store Aptoide. Nach eigener Aussage ist der Store der dritt­größte der Welt mit 250 Mio. Nutzern.

Die offi­zielle Stel­lung­nahme Huaweis zu der Android-Zukunft des Smart­phone-Herstel­lers können Sie in einem weiteren Bericht nach­lesen.

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