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Huawei: USA-Sanktionen bedrohen Netzsicherheit & Handel

US-Präsi­dent Trump träumt davon, dass jede Form von Kommu­ni­ka­ti­ons­elek­tronik nur noch in den USA gebaut werden soll. Durch perma­nente Druck­stei­ge­rung auf China hofft er, sein Ziel zu errei­chen.
Von mit Material von dpa

Das chinesische Unternehmen Huawei ist einer der größten Netzwerkausrüster und zweitgrößter Hersteller von Smartphones der Welt Das chinesische Unternehmen Huawei ist einer der größten Netzwerkausrüster und zweitgrößter Hersteller von Smartphones der Welt
Foto: Picture Alliance / dpa
Huawei sieht sich nach der Auswei­tung der US-Sank­tionen gegen den chine­si­schen Tech­no­lo­gie­kon­zern auf das Verwenden von Chips mit US-Tech­no­logie im "Über­le­bens­kampf". Guo Ping, der amtie­rende Huawei-Chef warnt: "Diese Entschei­dung war will­kür­lich und droht, der gesamten Branche global Schaden zuzu­fügen. Diese neue Regel wird sich auf den Ausbau, die Wartung und den konti­nu­ier­li­chen Betrieb von Netzen im Wert von Hunderten von Milli­arden US-Dollar auswirken, die in mehr als 170 Ländern unsere Tech­no­logie nutzen."

Für Huawei gehe es nun ums "Über­leben"

Das chinesische Unternehmen Huawei ist einer der größten Netzwerkausrüster und zweitgrößter Hersteller von Smartphones der Welt Das chinesische Unternehmen Huawei ist einer der größten Netzwerkausrüster und zweitgrößter Hersteller von Smartphones der Welt
Foto: Picture Alliance / dpa
Die USA hatten am Freitag die Sank­tionen gegen den chine­si­schen Huawei-Konzern weiter verschärft. Die neuen Maßnahmen sollen dem Smart­phone-Anbieter und Netz­werk-Ausrüster speziell den Zugang zu ameri­ka­ni­scher Halb­leiter-Tech­no­logie abschneiden. Es geht dabei sowohl um die Entwick­lung als auch um die Produk­tion dieser Chips.

Huawei entwi­ckelt inzwi­schen zwar verstärkt eigene Prozes­soren, ist aber bei der Herstel­lung beispiels­weise durch Auftrags­pro­du­zenten wie den taiwa­ne­si­schen Konzern TSMC auf Tech­no­lo­gien ange­wiesen, die in den USA entwi­ckelt wurden. Huawei könnte zwar mit seinem Chip-Design auf Zulie­ferer in der Volks­re­pu­blik China auswei­chen. Hersteller wie die Semi­con­ductor Manu­fac­tu­ring Inter­na­tional Corpo­ra­tion (SMIC) hinken nach Exper­ten­ein­schät­zungen aber aktu­ellen tech­ni­schen Entwick­lungen zwei bis drei Jahre hinterher.

Huawei nach wie vor führender Ausrüster von Mobil­funk­netzen

Huawei ist einer der wich­tigsten und wohl führende Ausrüster von Mobil­funk-Netzen und der zweit­größte Smart­phone-Anbieter der Welt. Die USA werfen dem Konzern Spio­nage und die Verlet­zung von Sank­tionen unter anderem gegen den Iran vor. Das war der offi­zi­elle Grund, um Huawei auf eine schwarze Liste von Unter­nehmen zu setzen, mit denen ameri­ka­ni­sche Firmen Geschäfte nur mit einer spezi­ellen Erlaubnis der US-Behörden machen können. Huawei kann deswegen unter anderem keine neuen Smart­phone-Modelle mit vorin­stal­lierten Google-Diensten verkaufen, was den Absatz der Geräte außer­halb des chine­si­schen Heimat­marktes bremst.

Keine über­zeu­gende Begrün­dung

Der amtierende Vorsitzende von Huawei Guo Ping warnt davor, dass die Sanktionen der ganzen Welt schaden werden. Der amtierende Vorsitzende von Huawei Guo Ping warnt davor, dass die Sanktionen der ganzen Welt schaden werden.
Foto: Picture Alliance / dpa
Huawei-Chef-Guo erklärte, die US-Regie­rung habe Huawei am Freitag ohne über­zeu­gende Begrün­dung in die soge­nannte Enti­täts­liste aufge­nommen. "Seit diesem Zeit­punkt und trotz des Umstands, dass uns eine Reihe wich­tiger indus­tri­eller und tech­no­lo­gi­scher Elemente nicht mehr zur Verfü­gung standen, haben wir uns weiterhin verpflichtet, alle Regeln und Vorschriften der US-Regie­rung einzu­halten." Gleich­zeitig habe Huawei seine vertrag­li­chen Verpflich­tungen gegen­über Kunden und Liefe­ranten erfüllt und trotz aller Widrig­keiten über­lebt und das Geschäft und die Entwick­lung neuer Produkte voran­ge­bracht.

Die US-Regie­rung igno­riere die Bedenken vieler Unter­nehmen und Bran­chen­ver­bände voll­ständig. Diese neue Regel werde sich auf den Ausbau, die Wartung und den konti­nu­ier­li­chen Betrieb von Netzen im Wert von Hunderten von Milli­arden US-Dollar auswirken, die in mehr als 170 Ländern Tech­no­logie von Huawei nutzen. Damit seien Kommu­ni­ka­ti­ons­dienste für mehr als drei Milli­arden Menschen in Gefahr. Die USA wollten ein führendes Unter­nehmen aus einem anderen Land anzu­greifen, was der Behaup­tung wider­spreche, dass sie an der Sicher­heit von Netzen inter­es­siert seien.

Folgen für die gesamte Branche

Diese Entschei­dung der US-Regie­rung betreffe nicht nur Huawei. Sie werde schwer­wie­gende Auswir­kungen auf eine Reihe globaler Indus­trie­bran­chen haben. Auf lange Sicht werde Vertrauen inner­halb der globalen Halb­lei­ter­indus­trie, von der viele Bran­chen abhängig sind, geschä­digt und Konflikte und Verluste in diesen Bran­chen verstärkt. Dies werde nur dazu führen, das Vertrauen inter­na­tio­naler Unter­nehmen in US-ameri­ka­ni­sche Tech­no­logie- und Liefer­ketten zu unter­graben. Am Ende werde dies den Inter­essen der USA schaden.

Und weiter: "Huawei führt eine umfas­sende Prüfung dieser neuen Export­be­schrän­kungs­re­geln durch. Wir erwarten, dass unser Geschäft unwei­ger­lich betroffen sein wird. Wir werden alles in Bewe­gung setzen, um Lösungen zu finden. Wir hoffen, dass unsere Kunden und Liefe­ranten weiterhin mit uns zusam­men­stehen und die Auswir­kungen dieser diskri­mi­nie­renden Regel mini­mieren."

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Die Vorstel­lung des ameri­ka­ni­schen Präsi­denten ist, dass alle Arten von Elek­tronik bei ihm daheim in Amerika gebaut werden sollte und dadurch neue Arbeits­plätze entstehen oder bestehende erhalten werden könnten. Nun fehlen in den USA aber hoch­qua­li­fi­zierte Fach­kräfte, die dann noch bereit wären, zu chine­si­schen Wander­ar­beiter-Löhnen zu arbeiten. Andern­falls würden die Produkte schlicht viel zu teuer, sie kann oder würde niemand mehr kaufen. Oder man baut sie in hoch­au­to­ma­ti­sierten Fabriken, die kaum Arbeits­plätze bieten.

Trump erreicht mit seinen Sank­tionen das Gegen­teil von dem, was er eigent­lich will. Die Chinesen werden früher oder später ihre eigene tech­no­lo­gi­sche Entwick­lung beschleu­nigen, sind dann eines Tages völlig unab­hängig und bieten dann womög­lich noch bessere Technik zu güns­ti­geren Preisen an. Da viele Endkunden nur auf der Jagd nach dem güns­tigsten Preis sind, werden sie die ameri­ka­ni­schen Produkte eines Tage im Regal stehen lassen und direkt in China kaufen.

Wenn Trump errei­chen möchte, dass die chine­si­sche Regie­rung ihre Auffas­sung von Demo­kratie und Bürger­be­tei­li­gung gründ­lich über­ar­beitet (wofür es gute Gründe gäbe), wird er das kaum durch so massiven wirt­schaft­li­chen Druck errei­chen. Sondern nur durch gedul­diges Verhan­deln und gutes eigenes Beispiel. Doch das scheint irgendwie nicht seine Stärke zu sein.

US-Präsi­dent Donald Trump macht schon seit längerer Zeit Druck, mehr Chip­pro­duk­tion aus Asien nach Amerika zu holen. Nun baut Chip­fer­tiger TSMC ein Werk im Bundes­staat Arizona.

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