Ausspioniert

Die umstrittene, selbst gebastelte Handy-Tarnkappe im Test

Die Tarnkappe soll Unbefugte daran hindern, das Smartphone oder Handy zu orten. Die Tasche besteht aus einem speziellem Material, das angeblich das Mobilfunk-, WLAN- oder GPS-Signal abschirmt. Wir haben sie getestet.
Von Marleen Frontzeck-Hornke /

Auch wenn die Telefonie bei den meisten Geräten in der Tarnkappe nicht mehr funktioniert, könnten immer noch Datenverbindungen möglich sein. Deshalb haben wir im nächsten Schritt mittels einer "Ping"-App getestet, ob noch Datenpakete durchkommen. Diesen Test haben wir auf das Xperia Z2 und Ascend P7 limitiert: Mit dem Sony-Smartphone sind im Schutzvlies keine Sprachverbindungen mehr möglich gewesen sind, während beim Huawei-Gerät vereinzelt noch eine Sprachverbidnung zu Stande kam. Beide Smartphone sollten von der guten Empfangssituation im Telekom-Netz profitieren. Dazu haben wir uns eine "Ping"-App für Android heruntergeladen, mit der wir Datenpakete an unseren Server senden können. Damit die Signale sich nicht gegenseitig beeinflussen, haben wir die jeweils nicht getesteten Dienste (mobile Daten oder WLAN) abgeschaltet. In der "Ping"-App haben wir die Übertragung der Pakete auf unendlich gesetzt.

Ping-Test über mobiles Internet per Mobilfunk

Tarnkappe mit Handy direkt neben dem WLAN-Router Tarnkappe mit Handy direkt neben dem WLAN-Router
Bild: teltarif.de - Marleen Frontzeck
Wir haben also einen Ping vom Smartphone an den Server gesendet, der erfolgreich auf dem Server ankommt, dann haben wir das Smartphone in die Hülle gelegt und abgewartet, was passiert. Das Signal wurde innerhalb kurzer Zeit unterbrochen, die Pakete blieben für den Zeitraum, in dem das Smartphone in der Tarnkappe war, aus. Allerdings kamen die neuen samt der ausstehenden Pakete an, als das Gerät aus der Tarnkappe genommen wurde. Bei beiden Test-Smartphones haben wir diesen Vorgang beobachtet.

Test der Tarnkappe mit dem WLAN-Signal

Damit wir auch das stärkste WLAN-Signal erhalten, haben wir unser Smartphone direkt neben dem Router platziert. Im ersten Schritt haben wir beobachtet, ob die Empfangsbalken für WLAN weniger werden oder gar verschwinden. Bei allen Smartphones war das Signal entsprechend gedämpft, nachdem das jeweilige Gerät aus der Hülle genommen wurde. Da wir nicht wissen können, ob das WLAN-Signal in der Tarnkappe komplett weg war, haben wir wieder mit dem Sony- und Huawei-Smartphone den Ping-Test durchgeführt: Ping senden, Smartphone einpacken und warten.

Datenpakete bleiben aus, wenn sich das Handy in der Tarnkappe befindet Datenpakete bleiben aus, wenn sich das Handy in der Tarnkappe befindet
Bild: teltarif.de - Marleen Frontzeck
Unser Ergebnis fällt hier ähnlich aus. So wurden die Pakete sowie die ausstehenden Datenpakete wieder zusammen an den Server gesendet, als wir die Hülle nur kurz geöffnet hatten. Damit wird also das WLAN-Signal von der Tarnkappe so stark geschwächt, dass keine Datenübertragung mehr möglich ist. Aber auch hier gilt wieder: Der Nutzer muss sich genau daran halten, das Material an der Öffnung zweimal umzuschlagen und dann mit einer Klammer zu fixieren. Sobald nur ein Schlitz vorhanden ist oder die Hülle nur einmal umgeschlagen wurde, haben wir beobachtet, dass das WLAN-Signal doch durchkommt.

Test der Tarnkappe mit GPS

Um die Navigation per Satellit zu testen, haben wir uns sowohl auf das Sony Xperia Z2 als auch auf das Huawei Ascend P7 eine GPS-Tracker-App heruntergeladen. In der Regel ist der GPS-Empfang im Freien besser als in Gebäuden. Aus diesem Grund haben wir uns mit den Smartphones an die frische Luft begeben. Für den Test haben wir mobile Daten und WLAN abgeschaltet.

GPS-Test mit dem Sony Xperia Z2 GPS-Test mit dem Sony Xperia Z2
Bild: teltarif.de - Marleen Frontzeck
Nachdem der GPS-Tracker gestartet wurde, sind wir ein paar Schritte gelaufen, um zu schauen, ob dieser auch ordentlich funktioniert. Etwa alle 10 Meter wird die zurückgelegte Strecke von der App in Echtzeit protokolliert. Daraufhin haben wir das jeweilige Smartphone vorsichtig in die Tasche gesteckt, den Spaziergang fortgesetzt und abgewartet, ob die Strecke weiter berechnet wird. Unser Ergebnis: Bei beiden Smartphones wurde das GPS-Signal durch die Tarnkappe erfolgreich abgehalten. Der Tracker blieb bei der Angabe für die Strecke stehen, die wir angezeigt bekamen, bevor wir die Hülle nutzten. Beim GPS-Signal muss die Tarnkappe aber nicht komplett geschlossen sein, die Hülle hat auch mit Öffnung funktioniert, allerdings nur, wenn man das Gerät samt Hülle in der Waagerechten hält.

GPS ist ein unidirektionales System, vom Satelliten zum Handy. Über GPS allein kann das Smartphone also seine aktuelle Position nicht nach außen mitteilen. Die Tarnkappe bewirkt nun, dass auch Trojaner oder andere böswillige Apps auf dem Smartphone die Position nicht mehr mitschneiden können, um sie später auf einen Server zu übertragen, wenn wieder Empfang ist.

Unser Test-Fazit zur Tarnkappe für Handys

Ping-Tests mit dem Huawei Ascend P7 Ping-Tests mit dem Huawei Ascend P7
Bild: teltarif.de - Marleen Frontzeck
Halten wir fest: Ist das Mobilfunk-Modul eines Smartphones stärker und das Gerät befindet sich in unmittelbarer Nähe einer Mobilfunk-Basisstation, dann können bei manchen Smartphones Sprachpakete durchkommen. Zudem muss bei der Tarnkappe unbedingt darauf geachtet werden, dass das Material an der Öffnung zweimal umgeschlagen wird. Sobald nur ein kleiner Schlitz vorhanden ist, kommen die Signale bereits nach kurzer Zeit wieder, auch wenn zum Teil nur sporadisch. Insgesamt betrachtet sind wir aber von den Fähigkeiten der Tarnkappe positiv überrascht. Wir hätten erwartet, dass zumindest bei den Ping-Tests das ein oder andere Datenpaket doch durchkommt. Wer also nicht möchte, dass sein Smartphone geortet wird bzw. ein Mobilfunk-, WLAN- oder GPS-Signal gesendet bzw. empfangen wird, der kann sich je nach Gerät bzw. Interessenlage auf die abschirmende Hülle verlassen.

Somit bleibt die Frage, wem die Tarnkappe nutzt: Da sie nicht perfekt ist, kann sie das Ausschalten des Smartphones nicht ersetzen. Ist sie aber bei einem ausgeschalteten Smartphone als zusätzlicher Schutz sinnvoll? Diese Frage erörtern wir auf der letzten Seite dieses Artikels.

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