Ausspioniert

Die umstrittene, selbst gebastelte Handy-Tarnkappe im Test

Die Tarnkappe soll Unbefugte daran hindern, das Smartphone oder Handy zu orten. Die Tasche besteht aus einem speziellem Material, das angeblich das Mobilfunk-, WLAN- oder GPS-Signal abschirmt. Wir haben sie getestet.
Von Marleen Frontzeck-Hornke /

Nachdem wir nun die Tarnkappe produziert hatten, testeten wir im nächsten Schritt die Mobilfunk-Verbindung. Dafür haben wir folgende Geräte mit den dazugehörigen Netzen verwendet: Samsung Galaxy S5 (Telekom), Samsung Galaxy S4 (Telekom), Samsung Galaxy Note 1 (E-Plus), Samsung Galaxy S Duos (o2/Vodafone), Apple iPhone 5S (o2), Nokia Lumia 920 (Telekom), Nokia Lumia 520 (E-Plus), Google Nexus 4 (E-Plus), Sony Xperia Z2 (Telekom), LG G3 (Vodafone), Huawei Ascend P7 (Telekom), HTC 8X (Vodafone) und Alcatel OneTouch Fire E (Telekom).

Im einzelnen haben wir folgende Tests durchgeführt:

1. Das Gerät in die Hülle stecken, wieder herausnehmen und schauen, ob das Empfangssymbol angezeigt wird:

Smartphone hat kein Netz in der Tarnkappe Smartphone hat kein Netz in der Tarnkappe
Bild: teltarif.de - Marleen Frontzeck
Sobald man das Handy in die Tarnkappe steckt und richtig verschließt, entsteht für das Smartphone wegen der Tarnkappe ein Mobilfunk-Funkloch. Der Empfang des Handys ist gestört, man kann nicht mehr Telefonieren, keine Nachrichten mehr verschicken und empfangen, so die Theorie. In unseren Probeläufen haben wir ein Smartphone einfach in die Tasche gelegt, kurz abgewartet und wieder herausgenommen. Das Ergebnis: Die Tarnkappe macht was sie soll, denn unmittelbar nach dem Auspacken ist jeweils das Symbol für "kein Netz" bzw. "kein Empfang" erschienen.

2. SMS bzw. E-Mails verschicken:

In diesem Versuch haben wir mehrere SMS und E-Mails von einem Handy zum anderen Handy geschickt. Diese sind erst nach einiger Zeit angekommen, jeweils, nachdem wir das mobile Endgerät aus der Tasche genommen hatten. Bei allen Geräten haben wir das gleiche Ergebnis erhalten.

3. Das in der Hülle befindliche Gerät anrufen:

Auch hier ist das Ergebnis: Die Tarnkappe funktioniert meistens. Bei uns im Büro kamen unsere Testanrufe nur auf wenigen getesteten Geräten an, wenn wir diese vorher in die Hülle legten. Mit dem Telekom-Netz haben wir die Grenzen des Abschirm-Vlies noch einmal genauer ausgelotet, denn eine Telekom-Basisstation befindet sich in unmittelbarer Nähe zu unseren Büroräumen. Bei einer Wiederholung des Erreichbarkeits-Tests mit dem Handy oder Smartphone in der Tasche in demjenigen Zimmer unseres Büros, das der Basisstation am nächsten liegt, und bei geöffnetem Fenster, haben es das Huawei Ascend P7 und das Alcatel OneTouch Fire E doch einige Male geschafft, zu klingeln! Die anderen Geräte haben sich hingegen weiterhin so wie im Funkloch verhalten. Auch im Freien in der Nähe dieser Basisstation haben wir dieses Verhalten reproduzieren können: "Funkloch" beim Sony Xperia Z2, gerade noch Signal bei Fire E und P7.

Ergebnis: Das Abschirm-Vlies ist nicht perfekt. Wenige Meter neben einer Basisstation hat ein Teil der Geräte noch Empfang. Aber selbst für die Geräte, die noch etwas empfangen, ist die Zelle viel, viel schwächer als vorher.

4. Erst anrufen, dann das Handy in die Tarnkappe stecken:

Noch hat das Sony-Smartphone eine LTE-Verbindung Noch hat das Sony-Smartphone eine LTE-Verbindung
Bild: teltarif.de - Marleen Frontzeck
In einem weiteren Szenario haben wir getestet, wie sich der Mobilfunk-Empfang verhält, wenn wir erst das Handy anrufen und dann das mobile Endgerät mit der Tarnkappe abschirmen. In diesem Fall klingelt das Smartphone noch zwei bis dreimal, bis das Gerät auf das verlorene Netz reagiert. Auch hier kam es beim bereits genannten Huawei- und Alcatel-Smartphone vor, dass sie bei Sichtverbindung zur Basisstation weiter klingelten.

Daraus schließen wir, dass die eingebauten Mobilfunk-Module in den genannten zwei Modellen empfangsstärker sind. Bei den übrigen Geräten wurde das Mobilfunk-Signal bei 3. und 4. vermutlich so abgeschwächt, dass die Telefonie nicht möglich ist bzw. es nicht mehr war. Unser erster Eindruck von der Tarnkappe: Das Material schwächt das Mobilfunk-Signal so stark, dass nur in Einzelfällen (sehr empfangsstarkes Gerät in unmittelbarer Nähe und mit direkter Sichtverbindung zur Basisstation) noch eine Sprachverbindung möglich ist.

Auf der nächsten Seite erfahren Sie, wie es sich mit Datenverbindungen in der Tarnkappe via Mobilfunk und WLAN verhält. Außerdem haben wir mit dem Sony- und Huawei-Smartphone den GPS-Empfang in der Tarnkappe getestet.

Mehr zum Thema Ortung