SMS-Botnet

Wenn der Router teure SMS verschickt

Wer einen SMS-fähigen 4G-Router von TP-Link verwendet, sollte sich unbe­dingt um Sicher­heits­updates kümmern. Sonst verschi­cken Unbe­kannte auf seine Kosten massen­haft teure SMS-Nach­richten.
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Bestimmte TP-Link Router haben seit 2015 eine Schwachstelle, worüber sie gekapert und zum SMS-Versand ferngesteuert werden können. Bestimmte TP-Link Router haben seit 2015 eine Schwachstelle, worüber sie gekapert und zum SMS-Versand ferngesteuert werden können.
Foto: TP-Link
Mindes­tens seit 2016 hatten Malwa­repro­duzenten bestimmte TP-Link-Router für ein Botnet geka­pert, das die dort einge­baute SMS-Funk­tion für einen ille­galen SMS-Dienst miss­brauchte. Das berichtet das Online-Magezin The Record.

Geka­perter Router schickt Massen-SMS

Bestimmte TP-Link Router haben seit 2015 eine Schwachstelle, worüber sie gekapert und zum SMS-Versand ferngesteuert werden können. Bestimmte TP-Link Router haben seit 2015 eine Schwachstelle, worüber sie gekapert und zum SMS-Versand ferngesteuert werden können.
Foto: TP-Link
Jahre­lang wurden diese infi­zierten Router zum Versenden von Wett­tipps, Veri­fizie­rungs­codes, Bestä­tigungen für Online-Zahlungen und Spenden sowie auch zum Senden kryp­tischer Nach­richten miss­braucht, deren genaue Bedeu­tung Forscher noch nicht entschlüs­seln konnten.

Die Exis­tenz dieses Botnetzes wurde auf der Sicher­heits­kon­ferenz Virus Bulletin 2021 in einem Vortrag von den Acronis-Sicher­heits­for­schern Robert Neumann und Gergely Eber­hardt von Search-Lab bekannt gegeben.

SMS-Botnet seit 2018 unter Beob­ach­tung

In seinem Vortrag und in einem Inter­view mit The Record berich­tete Neumann, schon im Mai 2018 begonnen zu haben, sich mit diesem Botnet zu beschäf­tigen. Auslöser war die Anfrage eines Kunden, der ihm einen gehackten 4G-fähigen Router brachte, der dem recht­mäßigen Besitzer eine Mega-Handy-Rech­nung beschert hatte. Die Ursache waren eine Unmenge von ausge­henden SMS-Nach­richten, die über die in das Gerät einge­legte SIM-Karte versendet wurden.

Neumann brauchte drei Jahre, um das komplexe Netz­werk und dessen Funk­tion zu entwirren. Neumann sammelte Hinweise und Proto­kolle von mehreren Opfern, um die Angriffe und Opera­tionen des Botnets zu rekon­stru­ieren.

Betroffen: TP-Link MR6400 Router

Im ersten Schritt musste Neumann heraus­finden, wie die Hacker eindringen konnten. Offenbar wurde eine schon 2015 bekannt gewor­dene Sicher­heits­lücke in den Routern genutzt, welche den Zugriff auf Dateien auf den TP-Link-Routern ohne vorhe­rige Authen­tifi­zie­rung erlaubte.

Neumann konnte einen Exploit repro­duzieren, der auf die LTE-Funk­tionen des Routers zuzu­greifen konnte, die für den Versand von SMS-Nach­richten, das Lesen von Warte­schlangen für einge­hende und ausge­hende SMS, das Sammeln von SIM-Lock-Infor­mationen und das Ändern von LAN- und Zeit­ein­stel­lungen verant­wort­lich waren.

Zwar wurde die Schwach­stelle in späteren Versionen der Firm­ware dieses Router­modells besei­tigt, doch laut Neumann waren zu diesem Zeit­punkt schon Tausende von Geräte im Umlauf und online im Netz, von denen viele bis heute nicht gepatcht sind.

Am Anfang waren es harm­lose Sport­nach­richten

Wer auch immer die Schwach­stelle zuerst im Jahr 2016 entdeckte, verschickte über ein Jahr Nach­richten zu Fußball­themen. Die Kosten der SMS landeten beim Router­besitzer. Werbung für diesen "Dienst" im Netz fand Neumann nicht. Da aber gerne und viel SMS verschickt werden, dürfte es einen ziem­lich großen Kunden­stamm gegeben habe, der bereit war, für diesen Dienst zu zahlen, solange die Preise pro Nach­richt noch unter den "offi­ziellen" Kosten für die offi­ziellen SMS-Gate­ways der Netz­betreiber und seriöser Anbieter lagen.

Wer hinter dem Botnet steckt, sei immer noch ein Rätsel. Das "Geflecht aus gehackten Routern" habe seinen Schöp­fern "völlige Anony­mität" geboten, sie mussten es nur für schnelles Geld vermarkten.

Botnet auf dem Rückzug?

Das Ausnutzen der Lücke habe nicht aufge­hört, scheint aber im Vergleich zu seinem Höhe­punkt im Jahr 2018 stark zurück­gegangen zu sein", fand Neumann heraus. Ursache könnte ein mangelndes Inter­esse bei den Cyber­kri­minellen und die Aktua­lisie­rung der Firm­ware des Geräts gewesen sein. Außerdem bieten bestimmte Mobil­funk­anbieter auf ausdrück­lichen Wunsch SMS-Versand­sperren an. Andere Anbieter haben längst SMS-Flat­rates, die aller­dings nicht für den Massen­ver­sand von SMS genutzt werden dürfen. Bleiben die Mengen aber in einem (unbe­kannten) Rahmen, könnte es durchaus sein, dass der Hack weiter unbe­merkt möglich bleibt.

Wer statt SMS lieber eine E-Mail verschi­cken will: Wir stellen verschie­dene Free­mail-Anbieter vor.

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