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Google Bard: Der Angriff auf ChatGPT

Die Entwickler des Text­robo­ters ChatGPT haben Google in den vergan­genen Monaten aufge­schreckt. Nun will der Such­maschi­nen­riese dem Start-up OpenAI nicht länger unan­gefochten die Bühne für Anwen­dungen der künst­lichen Intel­ligenz über­lassen.
Von dpa /

Google Bard: Die Antwort auf ChatGPT Google Bard: Die Antwort auf ChatGPT
Logo: Google
Google will mit einer umfas­senden Initia­tive seine Anwen­dungen mit künst­licher Intel­ligenz einer breiten Öffent­lich­keit vorstellen. Das kündigte Konzern­chef Sundar Pichai am Montag in einem Blog­ein­trag an. Der Such­maschi­nen­riese reagiert mit der KI-Offen­sive auf den Erfolg des Start-ups OpenAI, das mit seinem Text­roboter ChatGPT in den vergan­genen Wochen die Aufmerk­sam­keit der Tech­welt auf sich gezogen hatte.

Die KI-Initia­tive von Google umfasst drei Teile: einen Chatbot mit dem Namen Bard, neue KI-Funk­tionen in der Google-Suche sowie die Bereit­stel­lungen von Program­mier-Schnitt­stellen (APIs), mit denen man KI-Anwen­dungen entwi­ckeln kann.

"Expe­rimen­teller KI-Dienst für Konver­sationen"

Eine zentrale Rolle wird dabei das KI-gesteu­erte Sprach­modell Lamda (Language Model for Dialogue Appli­cations) von Google spielen. Die Konzern­füh­rung hatte Lamda 2021 als "Durch­bruch in der Gesprächs­tech­nologie" gefeiert. Danach verschwand das Modell aus der Öffent­lich­keit.

Google Bard: Die Antwort auf ChatGPT Google Bard: Die Antwort auf ChatGPT
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Bard setzt auf einer Vari­ante von Lamda auf und wird von Google als "expe­rimen­teller KI-Dienst für Konver­sationen" bezeichnet. Bard wird von sofort an für "vertrau­ens­wür­dige Tester" geöffnet, bevor er in den kommenden Wochen für die Öffent­lich­keit zugäng­lich gemacht wird. Mit dem Namen des Dienstes (Deutsch: "Barde") spielt Google auf den Dichter William Shake­speare an. Englands Natio­nal­dichter wird oft als der "Barde von Avon" bezeichnet.

"Bard versucht, die Breite des welt­weiten Wissens mit der Leis­tung, Intel­ligenz und Krea­tivität unserer großen Sprach­modelle zu kombi­nieren", schrieb Pichai. Es greife auf Infor­mationen aus dem Internet zurück, um aktu­elle, quali­tativ hoch­wer­tige Antworten zu liefern. "Bard kann ein Ausdruck für Krea­tivität und ein Ausgangs­punkt für Neugier sein - ob es nun darum geht, einem Neun­jäh­rigen die neuen Entde­ckungen des James-Webb-Welt­raum­tele­skops der Nasa zu erklären oder mehr über die derzeit besten Stürmer im Fußball zu erfahren."

Sprach­soft­ware gibts schon länger bei Google

Google will außerdem einen Einblick in mehrere KI-gestützte Funk­tionen bei der Google-Suche anbieten. Damit könne man den Anwen­derinnen und Anwen­dern helfen, Erkennt­nisse für Fragen zusam­men­zufassen, auf die es keine einzig rich­tige Antwort gibt. In Kürze werde man Funk­tionen in der Suche sehen, "die komplexe Infor­mationen und verschie­dene Stand­punkte in leicht verdau­liche Formate umsetzen".

Google entwi­ckelt schon lange Soft­ware auf Basis künst­licher Intel­ligenz, die sich mit Menschen unter­halten kann. Bereits im Früh­jahr 2018 demons­trierte der Konzern ein Programm, das etwa Restau­rants anrief, um eine Reser­vie­rung zu machen - und dabei nicht als Computer erkannt wurde. Umge­hend wurde Kritik laut, dass solche Tech­nologie miss­braucht werden könne. Google ließ seine Sprach­soft­ware in den vergan­genen Jahren intern von Mitar­bei­tern nutzen, schreckte aber ange­sichts der Risiken vor einer breiten Markt­ein­füh­rung zurück.

Im November 2022 machte OpenAI seine Soft­ware ChatGPT öffent­lich, die in wenigen Sekunden Texte liefert, die sich kaum von Antworten unter­scheiden lassen, die echte Menschen schrieben - auch auf Deutsch. Die Tech­nologie sorgt für Aufsehen, löst aber auch Sorgen aus: Schließ­lich kann man versu­chen, damit in Schule oder Studium zu schum­meln oder in großem Stil Falsch­infor­mationen zur Verbrei­tung im Internet zu erstellen. ChatGPT gibt zudem zum Teil falsche Antworten, was für Nutzer aber nicht erkennbar ist.

ChatGPT setzte Google auch im Wett­bewerb mit Micro­soft stra­tegisch unter Druck. Der Erzri­vale, der mit seiner Such­maschine Bing bislang mäßig erfolg­reich ist, inves­tierte Milli­arden in OpenAI und wird Soft­ware des Start-ups in seine erfolg­reiche Cloud-Platt­form Azure inte­grieren.

Künst­liche Intel­ligenz, die Glück­wunsch­karten, Gedichte oder Sach­texte schreibt - und dabei verblüf­fend mensch­lich klingt. Schulen und Unis bereitet das Sorgen. Wird ChatGPT das Lernen verän­dern?

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