Ausbau

Netzausbau: Keine Pause für Netzbetreiber und Tiefbauer

Feri­en­zeit ist Baustel­len­zeit. Das bezieht sich nicht nur auf den Stra­ßen­ver­kehr, sondern auch auf den Breit­band­ausbau, denn viele Unter­nehmen nehmen sprich­wört­lich den Spaten in die Hand, um für schnelles Internet zu sorgen. Allen voran die Glas­faser Nord­west.
Von Marc Hankmann

Das Joint Venture zwischen dem Tele­kom­mu­ni­ka­tions- und Ener­gie­an­bieter EWE aus Olden­burg und der Deut­schen Telekom nahm Anfang 2020 den Betrieb auf und startet in diesen Wochen richtig durch. Gleich in drei Projekten ist die EWE Netz als Bauun­ter­nehmen unter­wegs. Seit Mitte Juli werden in Vechta in einer ersten Ausbau­stufe über 4500 Haus­halte mit Glas­faser versorgt. Das Ausbau­ge­biet umfasst einen großen Teil von Vechta West und Vechta Nord. Im nächsten Jahr will Glas­faser Nord­west in einer zweiten Ausbau­stufe weitere 4700 Glas­fa­ser­an­schlüsse im Süden und Nord­westen Vechtas ausbauen.

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Eben­falls Mitte Juli 2020 star­tete Glas­faser Nord­west den Ausbau in Olden­burg. Das Infra­struk­tur­pro­jekt umfasst im Dobben­viertel und den angren­zenden Stadt­teilen fast 7000 Haus­halte und Unter­nehmen. Sowohl in Vechta als auch in Olden­burg will das Joint Venture bis Mitte 2021 den Ausbau fertig­ge­stellt haben. Darüber hinaus rollen ab August 2020 die Bagger der EWE Netz in Delmen­horst an. Dort werden 7400 Haus­halte an ein FTTH-Netz ange­schlossen.

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Für die EWE ist das Glas­faser-Nord­west-Projekt in Olden­burg ein beson­deres, da es quasi vor der eigenen Haustür statt­findet. Darüber hinaus baut der TK- und Ener­gie­ver­sorger aber auch im Allein­gang aus. Seit dem 20. Juli wird in Aurich im Gebiet „An der Treck­fahrt“ Glas­faser verlegt. Bis Ende 2021 sollen die Orts­teile Haxtum, Extum und südliche Kern­stadt folgen. EWE baut in Aurich ein FTTH-Netz für 2600 Haus­halte.

Telekom und Voda­fone bauen aus

Auch die Telekom lässt die Bagger rollen, zum Beispiel in Erfurt. Hier verlegen die Bonner 420 Kilo­meter Glas­faser, um 2000 Haus­halte bis Ende 2022 mit bis zu 1 GBit/s zu versorgen. Doppelt so lang ist die Glas­fa­ser­strecke im Land­kreis Hild­burg­hausen. Dort profi­tieren 3300 Haus­halte vom Telekom-Ausbau. Daneben erschließen die Bonner in einigen Städten wie etwa in Gifhorn, Berns­dorf oder Berlin Neubau­ge­biete mit FTTH-Netzen. Aber auch der Super-Vecto­ring-Ausbau geht bei der Telekom weiter. In Arens­hausen, Hohen­gan­dern und Marth sowie in Heili­gen­stadt im Stadt­teil Günterode und in Rein­hol­terode hat der Ausbau für 1100 Haus­halte begonnen. Inzwi­schen können wie berichtet 23,9 Millionen Haus­halte mit bis zu 250 MBit/s im Internet surfen.

Derweil rüstet Konkur­rent Voda­fone sein Kabel­netz weiter auf. In den Bundes­län­dern Nord­rhein-West­falen, Hessen, Nieder­sachsen, Meck­len­burg-Vorpom­mern und Rhein­land-Pfalz sowie in Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und im Saar­land bietet der Düssel­dorfer TK-Konzern derzeit für 10,75 Millionen Kabel­haus­halte Gigabit-Speed an. Bis 2022 sollen in diesen Ländern über 4,7 Millionen Haus­halte hinzu­kommen. Außerdem errichtet Voda­fone in einigen Gewer­be­ge­bieten wie zum Beispiel in Schwä­bisch Hall, Bremen oder Dresden FTTB-Netze. Im Juli 2020 kündigte das Unter­nehmen elf Projekte für über 1500 Unter­nehmen an. M-net Schwaiger Group Bürokomplex Hatrium Unterhaching Turbo für den Bürokomplex Hatrium in Unterhaching. Wo zuvor nur 16 MBit/s zur Verfügung standen, erhöhen M-net und die Schwaiger Group die Bandbreite auf bis zu 10 GBit/s.
M-net

Geför­derte Projekte in Bayern und NRW

Doch nicht nur im Nord­westen der Repu­blik tut sich was in Sachen Breit­band­ausbau. In München koope­riert die Stadt­wer­ke­tochter M-net mit der Rohrer Haus­ver­wal­tung. Beide wollen rund 3300 Wohn- und Gewer­be­ein­heiten mit FTTH versorgen. Insge­samt verwaltet Rohrer in München 10 000 Einheiten in 400 Häusern. 240 davon liegen im Ausbau­ge­biet von M-net, die in den kommenden Jahren einen FTTH-Anschluss erhalten sollen. Darüber hinaus hat M-net zusammen mit der Schwaiger Group den Büro­kom­plex Hatrium in Unter­ha­ching mit FTTH ange­schlossen. Die 19 000 Quadrat­meter große Büro­im­mo­bilie greift nun auf eine Stand­lei­tung mit bis zu 10 GBit/s zu. Zuvor lag die maxi­male Band­breite im Hatrium bei schlappen 16 MBit/s.

Dort, wo sich der privat­wirt­schaft­liche Breit­band­ausbau nicht lohnt, greift der Bund den Kommunen und Land­kreisen finan­ziell unter die Arme. Am 10. Juli erfolgte der feier­liche Spaten­stich für Bayerns finan­ziell größtes Projekt im Bundes­för­der­pro­gramm, das von einer einzigen Kommune gestemmt wird. Der Glas­fa­ser­ausbau in Gang­kofen im Land­kreis Rottal-Inn wird vom Bund mit sechs Millionen Euro bezu­schusst. Die gesamten Inves­ti­ti­ons­kosten liegen bei zwölf Millionen Euro. Damit werden 177 Kilo­meter Glas­faser verlegt, um 1454 Anschlüsse zu reali­sieren.

Im west­fä­li­schen Münster schießt der Bund 16,5 Millionen Euro für den Breit­band­ausbau in den soge­nannten „weißen Flecken“ zu, die sich im Stadt­rand­ge­biet befinden. Ab August 2020 starten die Stadt­werke Münster im Süden, in einem Gebiet mit insge­samt 30 Gebäuden, das an den Hiltruper See im Westen und Angel­modde im Osten grenzt. Das zweite Ausbau­ge­biet sieht 36 Glas­fa­ser­an­schlüsse unter anderem am Indus­trieweg, Lech­ten­bergweg und Kanalpro­me­nade vor. Insge­samt handelt es sich um 2000 Gebäude in den weißen Flecken, die über weniger als 30 MBit/s verfügen.

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