Breitbandausbau

Glasfaserausbau: Wenn Fingerspitzengefühl gefragt ist

Wenn Glas­faser verlegt wird, sieht man vor allem Bauar­beiter am Werk. Doch damit High­speed über­haupt ankommt, ist eine fili­grane Technik gefragt: Das Spleißen. Ohne Monteure, die Glas­faser spleißen, wären die folgenden Ausbau­pro­jekte sinnlos.
Von Marc Hankmann

Bei Hitze im Sommer, Kälte im Winter oder schlechten Licht­ver­hält­nisse im Keller wird gespleißt, das heißt, die Enden zweier Glas­fasern werden zusam­men­gefügt. Dabei ist Sorg­falt oberstes Gebot, denn die Verbin­dung muss dauer­haft halten und bruch­fest sein. Kleinste Störungen können das Daten­signal verlang­samen. Zwar werden derzeit sehr viele Glas­faser­netze errichtet, aber da Deutsch­land im Vergleich zu anderen Ländern spät mit dem Glas­faser­ausbau gestartet ist, gibt es einen hohen Schu­lungs­auf­wand. „Alles, was unseren Kollegen im Netz begegnet, müssen sie in den Schu­lungs­räumen in Stutt­gart oder Hamburg lernen“, sagt Georg Elsner, der bei der Deut­schen Telekom Tech­niker trai­niert.

Drei Männer im Bild, von denen der mittlere zwei dünne Glasfasern in Händen hält Im Beisein von Walter Goldenits, Technik-Chef Telekom Deutschland (l.), überzeugt sich Michael Theurer, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Digitales und Verkehr, wie filigran es beim Spleißen von Glasfaser zugeht
Wolfram Scheible
Diese Tech­niker sorgen dann unter anderem im Land­kreis Rott­weil dafür, das in den nächsten drei bis vier Jahren 3000 Haus­halte und 1500 Gewer­bebe­triebe einen Glas­faser­anschluss bekommen. Der Land­kreis erhält Förder­mittel in Höhe von 54 Millionen Euro. „Wir haben hier bereits vor Jahren den weitaus größten Teil der Haus­halte mit schnellem Internet versorgt. Dann folgten die Schulen. Nun geht es um die verblie­benen weißen Flecken bei den Privat­haus­halten und um die Gewer­bege­biete“, sagte Walter Golde­nits, Geschäfts­führer Tech­nologie der Telekom Deutsch­land, anläss­lich des Projekt­starts.

Die Telekom ist darüber hinaus auch in zahl­rei­chen Neubau­gebieten tätig. In den ersten drei Monaten des Jahres hat sie 381 Neubau­gebiete mit rund 31.000 Haus­halten an ihr Glas­faser­netz ange­schlossen. Hinzu kommen die Projekte wie in Uecker­münde, Tutzing, Bautzen oder Feld­afing, wo insge­samt fast 18.000 Glas­faser­anschlüsse entstehen. In einigen Orten baut die Telekom aber auch noch ihr DSL-Netz aus, wie etwa in Heins­berg, Inzell, Kleve oder Rhein­hausen. Hier stehen den Einwohner demnächst maximal 250 MBit/s im Down­stream zur Verfü­gung.

Land­kreise auf der Ziel­geraden

Ohne Förde­rung geht es auch im Kreis Siegen-Witt­gen­stein nicht. Hier wird in den kommenden drei Jahren Green­fiber 4125 Adressen mit Glas­faser­haus­anschlüssen versorgen. „Bis auf acht Anschlüsse haben wir unser bishe­riges Etap­pen­ziel, 98 Prozent aller Adressen in Siegen-Witt­gen­stein mit schnellem Internet zu versorgen, bereits erreicht“, erläu­tert Landrat Andreas Müller: „Jetzt visieren wir das 100-Prozent-Ziel an und starten mit dem Anschluss der letzten beiden Prozent.“ Die Bagger sollen noch im ersten Halb­jahr 2022 anrollen. Das Förder­volumen liegt bei 115 Millionen Euro.

Vor einer Wand mit bunten Kreisen sitzen zwei Männer an einem Tisch. Vor ihnen liegen aufgeschlagene Mappen mit Papieren. In Händen halten sie jeweils einen Stift. Sie sind dabei, die Papiere zu unterschreiben und lächeln dabei in die Kamera. Landrat Andreas Müller (l.) und Greenfiber-Geschäftsführer Paul Gummert unterzeichnen den Kooperationsvertrag für den Ausbau der Weißen Flecken im Landkreis Siegen-Wittgenstein
Foto: Kreis Siegen-Wittgenstein
Ebenso wie in Siegen-Witt­gen­stein befindet man sich auch im Land­kreis Görlitz auf der Ziel­geraden. Im zehnten und letzten Ausbau­cluster begannen Mitte April 2022 die Bauar­beiten für die Versor­gung der letzten unter­ver­sorgten Haus­halte mit Gigabit-Band­breiten. Allein dieses letztes Ausbau­pro­jekt unter­stützt der Bund mit rund 27 Millionen Euro. Dazu kommen rund 13,3 Millionen Euro Landes­mittel und der kommu­nale Eigen­anteil von rund 4,4 Millionen Euro. Insge­samt werden damit im Ausbau­cluster 10 über 1450 neue Gigabit-Anschlüsse geschaffen, darunter für mehr als 1200 Haus­halte, über 220 Unter­nehmen und 29 Schulen.

Glas­faser von Bremen über Hamburg bis zur Nordsee

Ganz so weit ist man im Land­kreis Harburg südlich von Hamburg noch nicht, aber der dort tätige Netz­betreiber Filiago wähnt die Gemeinde Heidenau kurz vor der benö­tigten Zustim­mungs­quote. Inzwi­schen wurden bereits die Bürger der Nach­bar­gemeinde Dohren über die Ausbau­pla­nungen infor­miert. „Wir gehen davon aus, dass die Zustim­mung seitens der Bevöl­kerung auch in Dohren hoch sein wird, sodass wir die digi­tale Infra­struktur im Land­kreis Harburg und hier vor allen Dingen in der Samt­gemeinde Tostedt zügig voran­treiben können“, sagt Filiago-Geschäfts­führer Utz Wilke. Läuft alles nach Plan, kann der Netzbau in Dohren ab dem Sommer anlaufen.

Links neben einem gepflasterten Weg arbeiten mehrere Bauarbeitern in einem kleinen Graben. Sie tragen neonfarbene Kleidung. Auf dem Weg verlaufen orange Kabel. Im Landkreis Harburg baut der Netzbetreiber Filiago mit Glasfaser aus. In den zu Tostedt gehörenden Gemeinden Heidenau und Dohren sollen demnächst die Bagger anrollen.
Foto: PREMIUM-NETZ
Nicht weit von Tostedt entfernt ist die Glas­faser Nord­west mit dem Netz­ausbau in Theding­hausen bei Bremen gestartet. Hier erhalten 1650 Haus­halte in zwei Ausbau­abschnitten FTTH-Anschlüsse. Die Vermark­tung der Anschlüsse startet bereits Anfang Mai 2022. Auch in Hohen­kir­chen und Horum­ersiel lässt das Joint Venture des Ener­gie­ver­sor­gers EWE und der Telekom die Bagger anrollen, um 3000 FTTH-Anschlüsse zu errichten. Außerdem sollen in den nächsten Wochen die Ausbau­arbeiten für 1750 Haus­halte in Hook­siel an der Nord­see­küste beginnen. Neben den Baggern werden dann auch die Telekom-Monteure vor Ort sein, die ihr Geschick im Glas­faserspleißen auch bei einer steifen Brise unter Beweis stellen müssen.

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