Glasfaserausbau: Preise sinken, Bandbreiten steigen
Die Deutsche Telekom begann Anfang April 2022 mit der Vermarktung von Glasfaseranschlüssen für 650.000 Haushalte in 106 Städten. Die Anschlüsse bieten eine Geschwindigkeit von maximal 1 GBit/s im Down- und 200 MBit/s im Upload. Allerdings entscheiden sich nur die wenigsten Haushalte für das Gigabit. Die meisten wählen kaum mehr als 100 MBit/s im Download, weshalb der Preiskampf enorm ist, und die Preise für einen drahtgebundenen Internetzugang gesunken sind – im Zeitraum von 2015 bis 2021 um 5,1 Prozent.
Gleichzeitig stieg laut Statistischem Bundesamt die Gigabit-Verfügbarkeit von 23,7 Prozent im Jahr 2018 auf 50 Prozent im Jahr 2020 an. Das liegt auch an Ausbauprojekten wie die der Telekom. Zu den größten innerhalb des angekündigten Vermarktungsstarts zählen Stuttgart, Mannheim, Frechen und Frankfurt am Main. Hier entstehen in den Stadtteilen Niederrad, Nordend und Westend FTTH-Anschlüsse für 40000 Haushalte. „Dabei werden rund
800 Kilometer Glasfaser und 85 Verteiler gebaut“, sagt Telekom-Regionalmanager Hartmut Müller.
Unterschreiben die Kooperationsvereinbarung für den Glasfaserausbau (v.l.n.r.): Volker Pechmann (Regionalmanager Deutsche Telekom), Sven Heuseler (Projektleiter Deutsche Telekom Technik), Benjamin Schaaf (Erster Stadtrat Langenselbold) und Timo Greuel (Bürgermeister Langenselbold)
Foto: Stadt Langenselbold
In Frechen sind es 150 Kilometer und 102 Verteiler. Wenn die Arbeiten im zweiten Quartal 2023 abgeschlossen sein werden, surfen 125.000 Haushalte über Glasfaser im Internet. In Stuttgart sollen es in den Stadtbezirken Süd/Mitte, Sillenbuch, Unter- und Obertürkheim sowie Fasanenhof 24000 Haushalte sein. Der Baubeginn ist noch fürs erste Halbjahr 2022 anvisiert. In den Mannheimer Stadtteilen Almenhof und Lindenhof will die Telekom bis Dezember dieses Jahres 14500 Haushalte mit Glasfaser versorgen. Und in Langenselbold hat sie eine Kooperation vereinbart, die den Glasfaserausbau für 7400 Haushalte vorsieht.
Mehr Bandbreite im Kabelnetz
Vor diesen Ankündigungen des ehemaligen Staatskonzerns muss sich die Deutsche Glasfaser nicht verstecken. In Leipzig hat der Netzbetreiber eine Vereinbarung für den Bau von 33000 Glasfaseranschlüssen unterzeichnet. Die Vorvermarktung ist bereits in Grünau und Schönau angelaufen. Wenn 33 Prozent der Anwohner in den Ausbaugebieten einen Vertrag mit Deutsche Glasfaser abschließen, wird das Glasfasernetz eigenwirtschaftlich und ohne Kosten für die Stadt gebaut. Insgesamt will die Deutsche Glasfaser in Leipzig 50 Millionen Euro investieren.
Auch im Kabelnetz geht die Aufrüstung weiter. Tele Columbus rollt den Übertragungsstandard DOCSIS 3.1 weiter in seinen Kabelnetzen aus. Dadurch können zukünftig 75000 Haushalte in Potsdam, Freiberg, Halberstadt und Quedlinburg mit bis zu 1 GBit/s im Internet surfen. Insgesamt kann Tele Columbus von 2,4 Millionen Haushalten, die Internet übers Kabelnetz erhalten, 700.000 mit Gigabit versorgen.
Rolf-Peter Scharfe, Leiter Glasfaserkooperationen bei Vodafone Deutschland (l.), hat mit Grimmas Bürgermeister Matthias Berger den Bau eines FTTH-Netzes für 7400 Haushalte vereinbart
Foto: Vodafone
Vodafone baut in Bremerhaven und Dresden seine Kapazitäten im Kabelnetz weiter aus. Davon profitieren rund 23000 Haushalte. Außerdem erfolgte in Grimma der symbolische Spatenstich für den Bau eines Glasfasernetzes, mit dem die Düsseldorfer bis Ende 2024 7400 Haushalte mit Gigabit versorgen wollen. Und im Enzkreis entsteht ein FTTH-Netz für 14500 Haushalte in 19 Gemeinden, das Vodafone pachten und vermarkten wird. Die erste Vermarktungswelle ist inzwischen abgeschlossen. Rund 8000 Haushalte haben sich für einen Glasfaseranschluss entschieden.
Deutsche GigaNetz im Landkreis Heilbronn aktiv
Die Deutsche GigaNetz startete unlängst den Glasfaserausbau im Landkreis Heilbronn. Beim Spatenstich in Untergruppenbach kamen Vertreter der Gemeinde und des Netzbetreibers zusammen. Hier soll bis zum Frühjahr 2023 ein Glasfasernetz entstehen
Foto: Deutsche GigaNetz
Dagegen sind die meisten Wettbewerber der Telekom eher in kleineren Kategorien unterwegs - wie etwa die Deutsche GigaNetz im Landkreis Heilbronn. In Untergruppenbach und Nordheim will das Unternehmen bis Frühjahr 2023 Glasfasernetze errichten. In Löwenstein, Erlenbach, Massenbachhausen und Kirchardt ist die Vorvermarktung erfolgreich abgeschlossen worden. Hier reichte der Deutschen GigaNetz eine Abschlussquote von 35 Prozent aus.
Dagegen verlangt der Netzbetreiber im hessischen Bad Camberg 40 Prozent. „Aktuell liegt die Kommune bei rund zwei Drittel der benötigten Vertragsquote", sagt Piero Irrera, Regionalleiter Mitte der Deutschen GigaNetz. Es fehlt also noch etwas, bis auch in Bad Camberg die Bandbreiten steigen.
Ein Kunde versuchte über Monate verzweifelt, seinen Glasfaser-Anschluss bei der Deutschen Glasfaser aktivieren zu lassen. teltarif.de musste helfen.