Themenspezial: Verbraucher & Service Drittanbieter

Verbraucherzentrale warnt vor Abzocke per Facebook-Messenger

Momentan häufen sich wieder Betrugsfälle per Handy: Betrüger buchen einfach Beträge von der Handy-Rechnung ab. Verbraucherschützer sehen eine Mitschuld bei den Handy-Providern. Was können Betroffene tun?
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Abzocke per Facebook-Messenger Abzocke per Facebook-Messenger
Bild: Facebook
Momentan häufen sich wieder Fälle, bei denen Drittanbieter einfach Geld von der Handy-Rechnung des Kunden einziehen, ohne dass der Kunde ein Produkt oder eine Dienstleistung bestellt hätte. Über eine derartige Abofalle bei Base hat teltarif.de vor einigen Monaten berichtet. Seither melden sich regelmäßig teltarif.de-Leser mit ähnlichen Problemen. Auch die Stiftung Warentest beobachtet eine Zunahme der Fälle.

Im Zeitalter von Smartphone-Messengern bedienen sich die Betrüger vermehrt dieser mobilen Dienste. Heute berichtet die Verbraucherzentrale Sachsen über einen besonders perfiden Fall, der sich über den Facebook Messenger ereignet hat.

Perfide Masche per Facebook Messenger

Abzocke per Facebook-Messenger Abzocke per Facebook-Messenger
Bild: Facebook
Ein Handy-Kunde aus Dresden sollte zweimal 59,90 Euro für Handydownloads per Mobilfunkrechnung bezahlen. Offenbar hatte sein Handy-Provider diese Forderung völlig unkritisch weitergeleitet. Der Kunde konnte sich daran erinnern, über den Facebook-Messenger eine Nachricht von einer Bekannten erhalten, die in der Mitteilung um Zusendung seiner Handynummer bat. Der Kunde entsprach dem aber nicht sofort, auf seine Rückfrage erhielt er keine Antwort. Von der Bekannten kam dann wenig später die Aufforderung, zwei SMS, die parallel kamen, an sie weiterzuleiten. Der Kunde traute der ganzen Sache allerdings weiterhin nicht.

Schließlich rief die vermeintliche Bekannte sogar über die Video-Call-Funktion des Facebook-Messengers an, der Kunde konnte das Telefonat aber gerade nicht annehmen. Weil der Kunde es für unwahrscheinlich hielt, dass ein Betrüger sich durch einen Anrufer entlarven würde, schickte er seiner Bekannten die zwei erbetenen SMS per Facebook-Messenger. Das war ein großer Fehler, denn hinter der ganzen Sache steckte gar nicht die Bekannte, sondern Betrüger, die es geschafft hatten, den Facebook-Account der Bekannten zu hacken.

Die Betrüger betrieben eine Firma in Dresden mit einer Webseite, auf der man echte Steam-Code-Gutscheine für Handy-Spiele kaufen konnte. Mit der Weiterleitung der beiden SMS hatte das Betrugsopfer ungewollt zwei Gutscheine verschenkt. Der Kunde erfuhr davon erst bei einer telefonischen Nachfrage bei seinem Handyprovider, die Verbraucherzentrale gibt in ihrer Meldung allerdings nicht an, um welchen Provider es sich handelte. Es stellte sich heraus, dass beim Provider an diesem Tag schon weitere Kunden sich zu dieser hinterlistigen Masche erkundigt hatten.

Für die Verbraucherschützer stellt sich die Sache so dar, dass die Handy-Provider zumindest ein Mitverschulden trifft: "Hier zeigt sich einmal mehr, dass Mobilfunkanbieter mit der Befugnis, Forderungen von Drittanbietern einzuziehen, solch perfiden Tricks Vorschub leisten", schreibt Katja Henschler von der Verbraucherzentrale Sachsen.

Unbedingt Drittanbietersperre einrichten

Die Verbraucherzentrale empfiehlt - wie teltarif.de - Handy-Kunden grundsätzlich, eine Drittanbietersperre für den Mobilfunkanschluss einrichten zu lassen. Dies ist bei den Providern kostenlos möglich. Damit haben die Betrüger keine Möglichkeit mehr, unberechtigt Beträge über die Handyrechnung einzuziehen. Allerdings funktionieren dann manchmal aber diverse seriöse Mobile-Payment-Verfahren nicht mehr, die über die Handyrechnung abgerechnet werden, wie zum Beispiel Bezahldienste für Parkscheine oder ÖPNV-Tickets. Einige Provider bieten auch eine Sperre nur für Spiele oder Klingelton-Abos an.

Die Verbraucherzentrale rät Opfern solcher Maschen, innerhalb von acht Wochen die betreffende Handyrechnung zurückbuchen und nur die unbestrittene Rechnungssumme überweisen. Nach Erfahrungen der teltarif.de-Redaktion beginnt bei den Providern dann allerdings eine Maschinerie, die für den Kunden meist unvorteilhaft endet: Da die Provider die Forderungen der unseriösen Diensteanbieter nicht selbst überprüfen, übergeben die Provider die Forderung meist rasch an ein Inkassobüro, das weitere Gebühren erhebt. Schließlich wird vielen Kunden der Anschluss einfach gesperrt, bis die Forderung beglichen ist. Manche Anbieter drohen sogar mit einem negativen Schufa-Eintrag.

Die Rechtslage ist bei Drittanbieter-Forderungen allerdings eindeutig: Wer das Geld eintreibt, ist für die Annahme der Beschwerden zuständig, entschied das Landgericht Potsdam im vergangenen Jahr. Trotzdem erhält die teltarif.de-Redaktion regelmäßig Zuschriften von Lesern, deren Provider die Verantwortung ablehnt, einfach nur die Rechnung kassiert und bei Reklamationen auf den Drittanbieter verweist.

Letztendlich kann hier also nur der Gesetzgeber eingreifen und beispielsweise regulieren, dass bei grundsätzlich alle Mobilfunkanschlüssen standardmäßig eine Drittanbietersperre geschaltet wird und dass ein Kunde diese explizit aufheben muss, wenn er seriöse Dienste von Drittanbietern nutzen möchte.

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