Fahrstromanbieter Get-Charge schaltet ab
Der Fahrstrom-Anbieter Get Charge stellt zum 31.12. den Betrieb ein.
Foto: Get Charge, Grafik/Montage: teltarif.de
Wie bereits berichtet, war die Deutsche Telekom kurz in das Stromgeschäft eingestiegen, doch telekom-strom.de wurde fast unbemerkt eingestellt. Der Ladestrom Anbieter Get-Charge wurde von der Telekom an das Schweizer Energie-Unternehmen Alpiq verkauft.
Schlechter Kundenservice
Der Fahrstrom-Anbieter Get Charge stellt zum 31.12. den Betrieb ein.
Foto: Get Charge, Grafik/Montage: teltarif.de
Der Übergang von Telekom auf Alpiq verlief überaus holprig. Erst funktionierte nichts, die neue App kannte weder Standorte von Ladestationen noch ihre Kunden. Dann konnte schließlich geladen werden und es wurde auch abgerechnet oder auch nicht, nur den Verbrauch oder die Abrechnung sah man in seiner App lange auch nicht.
Die auch vom Handy aus kostenlos erreichbare 0800er-Hotline wurde (vermutlich) in die südliche Schweiz (Tessin) umgeleitet. Sofern man das Glück hatte, dort jemand zu erreichen, sprach die Person am anderen Ende eher italienisch als deutsch.
Viele Roaming-Abkommen
Dennoch verblieben einige Kunden, da die Anzahl der "Roaming-Abkommen" mit verschiedenen Ladestrom-Anbietern recht gut war und die Karte somit als "Reserve" oder "Notnagel" geschätzt wurde.
Aus heiterem Himmel erhielten die verblieben Kunden am 30. November eine E-Mail: "wir bedauern, dir mitteilen zu müssen, dass Alpiq beschlossen hat, den Betrieb von GET CHARGE zum 31. Dezember 2020 einzustellen. Alpiq hat entschieden, diese Dienstleistung in Deutschland nicht weiter anzubieten. Dieses Schreiben dient dazu, dir eine Frist von einem Monat gemäss unserem Vertrag einzuräumen und dir genügend Zeit zu geben, um eine alternative Lösung zu finden."
Immerhin räumt man ein, dass es einige Probleme gab: "Wir möchten uns für dein Vertrauen und deine anhaltende Loyalität bedanken. Wir wissen, dass es auf unserer Reise auch einige Stolpersteine gab, und wir möchten uns ebenfalls für deine Geduld und dein Verständnis bedanken."
Am 31. Dezember wird der Stecker gezogen
Nun wird Alpiq konkreter: "Die GET CHARGE App-Zugangsdaten und RFID-Karten werden am 31. Dezember deaktiviert, und alle Kundendaten werden gelöscht, nachdem die letzten Rechnungen beglichen wurden. Von deiner Seite sind keine weiteren Maßnahmen erforderlich."
Das bedeutet, verbliebene Kunden können - je nach Datum der letzten Aufladung und Abrechnung - die App auf ihrem Smartphone einfach löschen und die RFID-Karte wahlweise umweltgerecht entsorgen oder als Trophäe an die Wand hängen oder in den Schrank legen.
Alpiq weiter: "Es war uns ein Vergnügen, Teil der Vorreiterbewegung von EV-Fahrern zu sein. Wir möchten dich ermutigen, eine oder mehrere Alternativen in der breiten Palette der Abrechnungsdienste zu finden. Zum Beispiel kannst du dir diese Liste ansehen, welche die beliebtesten Ladekartenanbieter in Deutschland aufführt: goingelectric.de/stromtankstellen/anbieter."
Die genannte Web-Seite ist eines der großen Elektromobilitätsforen in Deutschland und wird von vielen Nutzern und Anbietern als Referenz gesehen.
Elektromobilität und Ladestationen bleibt schwierig
Moderne Ladesäulen bieten Schnellladen mit CCS (50kW oder mehr) oder Typ 2 (11-22 kW), ChaDeMo ist ein älterer Standard.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Wer sich für Elektromobilität interessiert, wird schnell feststellen, dass es eine große Menge von Anbietern von öffentlichen Ladestationen gibt. Die dürfen aber aus gesetzlichen Gründen nicht mit ihren Nutzern direkt abrechnen, sondern müssen einen Abrechnungsprovider dazwischen schieben.
Die Kunden wiederum müssen sich die Ladekarte eines Stromanbieters besorgen, der hoffentlich mit dem örtlichen Abrechnungsprovider ein Roaming-Abkommen hat. Rechtlich sind die Ladestationsanbieter verpflichtet, eine Internet-Adresse (meist als QR-Code) auf der Ladestation anzugeben, worüber eine Zahlung per Kreditkarte oder einem Zahlungsdienst wie Paypal möglich sein sollte. Das funktioniert aber oft nicht, beispielsweise weil die Ladestation in einem Funkloch steht.
Der erfahrene Elektromobilist hat daher zwei bis drei verschiedene Karten in der Tasche. Empfehlenswert ist die eMobility Karte des baden-württembergischen Stromkonzerns EnBW, die in Verbindung mit einer ADAC-Mitgliedschaft monatlich kostenlos ist und auch in vielen benachbarten Ländern gut funktioniert. Dazu empfiehlt sich die Karte von Maingau Energie, die eine große Anzahl von "Roaming-Abkommen" bereithält. Andere Karten wollen meist eine monatliche Grundgebühr, egal, ob man die Karte aktuell nutzt oder nicht.
Tesla hat eigenes Netz
Der Autohersteller Tesla hat das Problem höchst elegant gelöst: Er bietet seinen Kunden ein eigenes weit reichendes Ladenetz an, wo Tesla-Fahrer ohne getrennte Anmeldung zum Aufladen vorfahren und "tanken" können, die Ladestation erkennt das Auto automatisch. Tesla rechnet dann direkt mit seinen Kunden ab, einige Fahrzeuge bekommen den Fahrstrom befristet oder dauerhaft (je nach Kaufdatum) kostenlos.
Vor 10 Jahren ist LTE in Deutschland gestartet: Ein Rückblick auf die bewegte Geschichte.