Europäische Datenautobahn mit Lichtgeschwindigkeit im Weltall
Europäische Datenautobahn mit Lichtgeschwindigkeit im Weltall
Bild: ESA
Europa baut eine Datenautobahn im Weltall. Ein
etwa 50 Kilogramm schweres Gerät soll künftig in rund 36 000
Kilometern Höhe als Übermittler dienen, um mit Lasertechnik Daten von
Satelliten abzuholen und zur Erde zu übertragen. Damit könnten
gesammelte Beobachtungsdaten viel schneller zu den Nutzern in Europa
gelangen - und zum Beispiel Hilfseinsätze nach Naturkatastrophen oder
die Grenzüberwachung erleichtern. Die erste Relaisstation soll am
Freitagabend (23:20 Uhr) deutscher Zeit an Bord einer Proton-Rakete
vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan abheben.
Das Projekt der Europäischen Weltraumorganisation (Esa) in
Partnerschaft mit Airbus will einen Engpass bei der Übermittlung von
Daten aus dem All auflösen. Viele Beobachtungssatelliten wie
beispielsweise die "Sentinel" des EU-Programms Copernicus kreisen in
einer niedrigen Umlaufbahn um die Erde. Dadurch seien sie aber im
Schnitt nur zehn von 90 Minuten in Reichweite ihrer Bodenstation,
erläuterte Esa-Projektmanager Michael Witting. "Wir können Daten nur
in diesem Zeitraum übermitteln, was die Datenmenge empfindlich
einschränkt und auch eine Verzögerung schafft."
Europäische Datenautobahn mit Lichtgeschwindigkeit im Weltall
Bild: ESA
Daten sollen in 15 Minuten ankommen
Von einem Satelliten im geostationären Orbit aus sind solche tieffliegenden Beobachter deutlich länger in Sichtweite - mindestens die Hälfte der Zeit. Die Relaisstation bleibt derweil immer über dem gleichen Punkt der Erdoberfläche und kann somit ständig Kontakt zur Bodenstation halten. Ziel des Europäischen Datenrelaissystem (EDRS) ist eine Übertragung zum Nutzer in einer Viertelstunde.
Für militärische Nutzer wirbt Airbus-Manager Evert Dudok dank der Lasertechnik mit Pluspunkten bei der Sicherheit. Als Einsatzmöglichkeiten nennt er auch Flutkatastrophen, die Beobachtung von Flüchtlingsströmen oder Umweltdelikten auf hoher See. "Da ist Geschwindigkeit wichtig", betont Dudok, der bei der Rüstungs- und Raumfahrtsparte des europäischen Konzerns für Kommunikations-, Überwachungs- und Sicherheitssysteme zuständig ist.
Zentrale Herausforderung war es, den Laserstrahl zwischen Beobachtungssatellit auf 800 Kilometer Höhe und der Relaisstation auf 36 000 Kilometer Höhe abzustimmen. Das Projekt hat ein Budget von etwa 500 Millionen Euro, rund 140 Millionen steuert Airbus bei.
Die Funktionsweise des Europäischen Datenrelaissystems
Bild: Airbus
Die erste Relaisstation EDRS-A fliegt huckepack an Bord des
Fernsehsatelliten Eutelsat-9B ins All. Die zweite Station bekommt
einen eigenen Satelliten und soll 2017 starten. In der Diskussion
sind laut Dudok eine oder zwei weitere Stationen, um eine globale
Abdeckung sicherzustellen, damit Beobachter rund um die Uhr Daten
übermitteln können.
Erste Dienste sollen in diesem Sommer angeboten werden, zunächst für zwei Copernicus-Satelliten. Zudem sollen bald neue Laserterminals getestet werden, mit denen auch Daten von Aufklärungsflugzeugen oder Drohnen über die Relais übertragen werden können. "Wenn dieses Produkt funktioniert, wird das Anwendungsspektrum sehr schnell sehr viel größer", hofft Dudok. Er meint: "Wir setzen mit EDRS auch einen globalen Standard, der sehr reizvoll ist."