Letzte Meile: Kabel im Klo

Die Lösungsmodelle zur Behebung des Problems der "Letzten Meile" werden immer variabler. Um die Distanz vom Kabelring eines Netzbetreibers zum Endkunden zu überwinden, gehen TK-Unternehmen wie BerliKomm "underground".

Die TK-Tochter der Berliner Wasser Betriebe verlegt nämlich ein Spezialkabel im Abwasserrohr- und -kanalsystem unter der Stadt. Entwickelt wurde das sogenannte SLIM-Kommunikationskabel von der Berliner BICC KWO Kabel GmbH. Dieses "Sewer Last Important Mile"-Kabel widersteht den besonderen Bedingungen im Untergrund und lässt sich vor allem ohne Tiefbauarbeiten witterungsunabhängig installieren. Diese Methode spart Zeit und Kosten und bietet den Vorteil vergleichsweise geringer Verkehrsbeeinträchtigungen - ein wesentliches Argument für Städte und Kommunen bei der Genehmigung. Der Kommunikationsnetzbetreiber profitiert von direkter, flexibler und - bei Bedarf - massenhafter Kundenanbindung, denn über ein Klo verfügt schließlich (fast) jeder Haushalt.

Ins Internet vom Lokus aus - eine Vorstellung, die derzeit vielleicht noch ungläubiges Staunen abringt. Doch die Entwicklung schreitet voran: In Berlin sind schon jetzt mehr als 100 Kilometer des SLIM-Kabels verlegt und auch in Köln geht die Tendenz zum Kabel im Klo. Dort plant die regionale TK-Gesellschaft Netcologne einen Test der innovativen Technik. Im August soll ein Vertrag zwischen der Stadt und der Netzeigentümerin GEW geschlossen werden; schon Ende des Jahres könnten die ersten Strecken des Glasfaserkabels im Abwasserkanal verlegt sein. Man will die Einsatzreife der Technik ausprobieren, heißt es bei Netcologne. Ob demnächst weitere Strecken so verlegt werden, hängt von der Zahl der neugewonnenen Kunden ab.

Es darf also munter experimentiert werden. Und wer künftig mit einer kräftigen Wasserspülung seinen Darminhalt dem Kanal preisgibt, der kann sich sicher sein: nie war er so wertvoll wie heute - als Wegbegleiter der Wichtigkeiten im World Wide Web.