Wettbewerber

Glasfaser-Ausbau mit den richtigen Stellschrauben kein Problem

Der Breko hat eine Studie in Auftrag gegeben, die die zwölf Schlüsselfaktoren für einen erfolgreichen Breitbandausbau definiert. Dabei geht es vor allem um politische und regulatorische Forderungen.
Von Thorsten Neuhetzki

Wie der Glasfaser-Ausbau zum Erfolg werden kann Wie der Glasfaser-Ausbau zum Erfolg werden kann
Foto: Travekom
Glasfasernetze gelten als der Erfolgsfaktor schneller Internetanschlüsse in den kommenden Jahrzehnten. Doch derzeit mangelt es an deren Verbreitung aber auch am Erfolg der Leitungen. Der Branchenverband Breko, der viele alternative Netzbetreiber vereint, hat daher das Wissenschaftliche Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK) mit einer Studie beauftragt, die die Erfolgsfaktoren für einen Glasfaserausbau herausarbeiten sollte. Diese Studie liegt nun vor [Link entfernt] . Heraus gekommen sind die "zwölf Gebote" für den erfolgreichen Glasfaserausbau.

Für die Studie seien nicht nur wissenschaftliche Zahlen, Daten und Fakten herangezogen worden, sondern auch Experten-Interviews mit Glasfaser-ausbauenden Unternehmen geführt worden, heißt es vom Breko. So haben sich die Autoren der Studie, zu denen auch die ehemalige Vize-Präsidentin der Bundesnetzagentur und heute Geschäftsführerin des WIK, Dr. Iris Henseler-Unger gehört, ihre zunächst theoretisch getroffenen Annahmen durch die Realität des tatsächlich stattfindenden Breitbandausbaus bestätigen lassen. Dazu haben die Berater mit mehreren Unternehmen entsprechende Interviews geführt.

Prio 1 hat ein Ziel über 2018 hinaus

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Oberste Priorität habe laut Auftraggeber Breko die politische Festlegung eines zukunftsfähigen Infrastrukturziels, das sich auf direkte Glasfaseranschlüsse (FTTB / FTTH) als "anerkannte, nachhaltige und zukunftssichere Technologie fokussiert". Dabei gehe es um weit mehr als das von der Bundesregierung ausgerufene Ziel, 50 MBit/s für alle bis 2018 erreichen zu wollen. Das Ziel, so ist derzeit vermehrt aus der Branche zu hören, sei rein willkürlich und nicht nachhaltig. Das Wik fordert als eine der Kernthesen der Studie, dass ein Ankerpunkt für Politik und investierende Unternehmen über das Jahr 2018 hinaus oberste Priorität habe. Erste Vorstöße gab es hier bereits aus dem Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) mit der "Digitalen Strategie 2025". Auch Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt habe vor wenigen Tagen ein "Strategiepapier Digitales Deutschland - Wir bauen Gigabit-Deutschland!" vorgestellt. Diese Ansätze müssten nun schnellstens konkretisiert werden, heißt es von Breko-Präsident Norbert Westfal.

Westfal ergänzt: "Die brandaktuelle WIK-Studie stellt klar fest: Die Nachfrage nach ultraschnellen Bandbreiten wird sowohl im Privatkunden- als auch im Geschäftskunden-Umfeld erheblich zunehmen. Wo hohe Bandbreiten zur Verfügung gestellt werden, werden sie auch genutzt.“ Ein funktionierender Wettbewerb ist dabei unbedingte Voraussetzung zur Erreichung dieses Ausbauziels, unterstreichen die Experten des WIK. Denn ohne die Investitionen alternativer Netzbetreiber sei ein flächendeckender Ausbau mit direkten Glasfaseranschlüssen nicht zu stemmen.

Forderung: Unternehmensentscheidungen müssen bindend sein

Höhere Subventionen durch die öffentliche Hand, so heißt es in der WIK-Studie, seien dabei kein zwingendes Kriterium für einen schnellen Ausbau der Glasfasernetze. Vielmehr könne die Profitabilität eines Ausbaus und damit auch dessen Geschwindigkeit schon mit geringen Anpassungen der (rechtlichen) Rahmenbedingungen erheblich gesteigert werden. Also Beispiel wird hier die Forderung nach einer verbindlichen Festlegung der Anbieter bei öffentlichen Ausschreibungen genannt, ob sie ein Gebiet erschließen wollen oder nicht. Wenn sich ein Anbieter im Rahmen der Markterkundung gegen die Teilnahme an der Ausschreibung entschlossen habe, dürfte er auch nicht nachträglich doch noch ausbauen. Dadurch könne ein nach Breko-Angaben nachträglich doch noch erfolgender, häufig strategisch motivierter (und oft nur punktuell stattfindender) Überbau verhindert werden und gleichzeitig ein Investitionsschutz für das jeweils erfolgreiche Unternehmen im Zuge öffentlicher Ausschreibungen entstehen.

Gerade der Überbau durch Dritte sei für ausbauwillige Netzbetreiber immer wieder ein Problem, wie Breko-Präsident Westfal sagt. "Beim Glasfaserausbau sind insbesondere regional und lokal operierende Netzbetreiber auf verlässliche Rahmenbedingungen angewiesen, da sich viele Ausbauprojekte in ländlichen und unterversorgten Regionen erst nach mehrjährigen Zeiträumen rentieren." Wenn ein anderer Netzbetreiber dann möglicherweise noch mit einer schlechteren, aber billigeren Technologie um die Kunden buhlt, statt Open-Access-Leistungen beim ausbauenden Netzbetreiber einzukaufen, wirkt sich das negativ auf die Kalkulation und die Rentabilität aus.

Qualität und Marketing entscheidend

Die Unternehmen, die Glasfaser-Anschlüsse ausbauen, müssten vor allem auf ihre Stärken setzen, sagte die Autorin Dr. Iris Henseler-Unger im Gespräch mit teltarif.de. Dabei spielte sie vor allem auf die deutlich bessere Leistung einer Glasfaserleitung auch im Hinblick auf niedrige Latenzen sowie garantierte Bandbreiten an. Gleichzeitig betonte die WIK-Geschäftführerin aber auch, das ein Erfolgsfaktor der eigenen Glasfaser-Infrastruktur auch die Hoheit über die Leitungen sei. So könne ein Anbieter im Störungsfall deutlich leichter an der Behebung arbeiten.

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