FairCash

fairCASH: Digitales Bargeld zum anonymen Bezahlen per Handy

Neues Bezahlmodell für Mesopayment
Von Hagen Hellwig

fairCASH: Digitales Bargeld zum anonymen Bezahlen per Handy So funktioniert fairCASH
Bild: fairCASH
Sie hat ausgedient: die Lohntüte, in der die Arbeitnehmer wöchentlich ihr Geld erhielten - bar, wohlgemerkt. Längst haben wir uns an den bargeldlosen Zahlungsverkehr gewöhnt. Nicht nur, um den Lohn oder das Gehalt aufs Konto zu bekommen, sondern auch, um selbst Zahlungen abwickeln zu können. Dabei ist das Bargeld nicht verschwunden. Noch immer hat jeder von uns ein Portemonnaie für die Münzen und Scheine, die vor allem dem täglichen Einkauf dienen. Doch das muss nicht immer so bleiben. Der in Kiel lebende Ingenieur Heinz Kreft hat eine Firma gegründet, die dieses Geld einführen soll: fairCASH. Die Idee: Künftig soll man per Chip im Handy ebenso bezahlen können wie mit den Münzen und Scheinen in der Geldbörse. Per Lohn- bzw. Gehaltszahlung könnte der Chip gefüllt werden. Den digitalen Münzen hat Heinz Kreft den Namen "eCoins" gegeben. Und das Portemonnaie der Zukunft heißt "eWallet", womit konkret der Chip gemeint ist.

Die Vorteile von fairCASH

fairCASH: Digitales Bargeld zum anonymen Bezahlen per Handy So funktioniert fairCASH
Bild: fairCASH
Das fairCASH-Verfahren soll quasi die Vorteile des Bargeldes mit den Vorzügen des bargeldlosen Zahlungsverkehrs vereinen: Es ist dem Erfinder zufolge anonym wie Bargeld, denn wenn per Chip bezahlt wird, erfolgt keine automatische Benachrichtigung an eine zentrale dritte Stelle wie etwa eine Bank oder ein Kreditkarteninstitut. Zudem sei es immer verfügbar (bis zu der aufgeladenen Summe), dabei aber nicht von der Funktionsfähigkeit des Internets oder einer Verbindung zum Kreditkarteninstitut abhängig. Denn für die Zahlungsabwicklung werde nur eine Verbindung zwischen Zahler und Empfänger aufgebaut. "Das herkömmliche Konto ist dagegen zentralistisch, nur online verfügbar, immer an eine dritte Partei gebunden und immer personalisiert", erläutert Heinz Kreft, "die eCoins basieren auf einer verteilten Architektur, sind offline-fähig und anonym."

Der eigentliche Zahlungsprozess des fairCASH-Verfahrens gliedert sich in vier Schritte:

  1. Zunächst findet per WLAN, Bluetooth oder anderen Übertragungstechniken ein Pairing zwischen den beiden Geräten, zum Beispiel Handys, des Zahlers und des Empfängers statt, wie man es auch sonst bei derartigen Verbindungswegen zwischen Handys kennt.
  2. Dann wird eine VPC-Verbindung (Virtual Private Channel) für die gesicherte Datenübertragung aufgebaut.
  3. Jetzt erfolgt der Versand der Rechnung vom Empfänger an den Zahler.
  4. Der Zahler transferiert die eCoins und erhält gegebenenfalls Wechselgeld zurück. Diese Transaktion nennt fairCASH "Teleportation", um zu betonen, dass sie nicht über das Internet erfolgt.
Am Ende erhalten beide Beteiligten immer eine Quittung, die es bei herkömmlichen Bargeldzahlungen häufig nicht gibt. Auch die Kosten des bisherigen Geldverkehrs sprechen laut Kreft für neue Zahlungsmöglichkeiten. "Das Bargeld in Deutschland verursacht jährliche Kosten von 45 bis 70 Milliarden Euro", meint er, "und auch die anderen Zahlungssysteme sind mit hohen Kosten verbunden." Bei fairCASH hingegen sollen nur die Shopbetreiber eine Gebühr bezahlen müssen - und zwar weniger als bei einer Kreditkartenabwicklung.

Widerstand von der etablierten Geldwirtschaft

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Bild: fairCASH
Trotz der vielen Vorteile des neuen fairCASH-Systems weiß auch sein Erfinder Kreft, dass es nicht von allen begrüßt wird: Kreditkartenbetreiber und andere ePayment-Anbieter wollen ihre eigenen Systeme für den Geldtransfer beibehalten, bevor sie den Ast absägen, auf dem sie sitzen. "Ein Bezahlmodell für Mesopayment, also Beträge bis 5 Euro (fälschlicherweise auch als Micropayment bezeichnet), gibt es de facto allerdings noch nicht", betont Kreft, "per fairCASH würden kleine Marktplätze im Gegensatz zu den großen wie Amazon, iTunes und App-Store begünstigt." Bargeld genieße derweil immer noch ein hohes Vertrauen nicht nur bei der älteren Bevölkerung, die Verbreitung und Anwendung von Kreditkarten sei in Deutschland vergleichsweise gering.

Gegenüber anderen Systemen sieht sich Kreft klar im Vorteil: Die schon länger bestehende aber kaum Akzeptanz findende Geldkarte sei unterlegen, weil nur eine eine Richtung bezahlt werden kann und der Zahlungsvorgang nicht anonym ist. Die von Apple mit Google entwickelte NFC-Zahlung sei zwar per Handy möglich, doch der eigentliche Transfer geschehe per Lastschrift, Handyrechnung oder über einen anderen Dienstleister - also wie bisher.

Ob sich das fairCASH-Verfahren durchsetzen wird, lässt sich noch nicht sagen. Bisher hat es noch kein System zum Durchbruch geschafft. Ohnehin muss ja zunächst der Chip entwickelt werden, wofür Erfinder Kreft noch rund vier Jahre veranschlagt. Doch schon soll sich der erste Interessent für das System gemeldet haben: die Glückspielbranche.

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