Internet im Auto könnte bis 2022 die Industrie umkrempeln
Internet im Auto könnte bis 2022 die Industrie umkrempeln
Bild: Furan---Fotolia.com
Das vernetzte Auto nimmt an Fahrt auf. Der
Autoindustrie stehen durch das Internet nach Einschätzung von
Telefónica dramatische Veränderungen bevor. Das wachsende Interesse der
Kunden an neuen Diensten rund um das vernetzte Auto werde die seit
rund einem Jahrhundert unveränderten Geschäftsmodelle radikal
umkrempeln, prognostiziert Telefónica Digital. Die
Tochter des spanischen Telekom-Konzerns lotet neue Wachstumsbranchen
aus und stellte diese Woche ihren Branchenreport Connected Car 2013
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vor. Bereits in
den nächsten Jahren würden neue Services den Massenmarkt erreichen,
so die Einschätzung des Netzbetreibers.
Bis zum Jahr 2020 müsse die Industrie aber noch wichtige Fragen beantworten: Hersteller müssten zum Beispiel ihre Hemmungen überwinden, die Autos für Drittanbieter zu öffnen. Auch wie künftige Services bezahlt werden, müsse geklärt werden. Und schließlich stehe die (nicht ganz uneigennützige) Frage an, welche Rolle Mobilfunkbetreiber bei diesen Veränderungen spielen.
Zukunft: Autos kommunizieren vom Nutzer unbemerkt
Internet im Auto könnte bis 2022 die Industrie umkrempeln
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Führende Autohersteller suchten derzeit gezielt die Partnerschaft
mit Mobilfunk-Unternehmen, dabei gehe es auch um
Erfahrungsaustausch und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle.
Solche Partnerschaften würden künftig die Katalysatoren der
Umwälzungen sein. Automobil-Hersteller profitierten dabei etwa von
engeren Kundenbeziehungen. An dem Report haben neben
Zukunftsforschern Vertreter führender Automobil-Hersteller sowie
Marktforscher mitgewirkt.
Zu einem großen Teil geht es bei der Auto-Vernetzung aber gar nicht mehr nur um die Interaktion zwischen Fahrer und Auto, sondern um automatisiert ablaufende Vernetzungsvorgänge zwischen Maschinen - die Machine-to-Machine-Kommunikation (M2M). Darum hat Telefónica die Initiative zur Bildung einer globalen M2M-Allianz ergriffen, bei der Netzbetreiber und Autofirmen in diesem Bereich zusammenarbeiten sollen.
"Bis zum Jahr 2022 wird es Schätzungen zufolge 1,8 Mrd. M2M-Anbindungen in Autos geben. Dazu gehören 700 Millionen Connected Cars und 1,1 Mrd. nachgerüstete Geräte für Dienste wie Navigation, nutzungsabhängige Versicherungen, die Auffindung gestohlener Fahrzeuge (Stolen Vehicle Recovery, SVR) und Infotainment", prognostiziert der Bericht. "Insgesamt wird der M2M-Markt in der Automobilbranche im Jahr 2022 einen überwältigenden Umsatz von 422 Mrd. Dollar erwirtschaften, verglichen mit 22 Mrd. Dollar im Jahr 2012. Heute entfallen 59 Prozent dieses Umsatzes auf Dienstleistungen, darunter die Konnektivität und die davon unterstützten Applikationen. Bis zum Jahr 2022 wird dieser Anteil auf 88 Prozent anwachsen."
Unterschiedliche Lebenszyklen bei KFZ- und Mobilfunk-Technik
Egal ob man diesen Prognosen zustimmt oder nicht: Genauso euphorisch wie die Zahlen ist auch die Begrifflichkeit des Reports ("überwältigender Umsatz"), die zeigt, wohin die Reise gehen soll: Alle Beteiligten erhoffen sich durch die neuen Vernetzungsmöglichkeiten zusätzliche Erlösquellen. Den bisher eher schleppenden Erfolg verschweigt der Report allerdings nicht: "Bisher war es für Automobilhersteller eher schwierig, mit dem Connected Car Erträge zu erwirtschaften. Viele Kunden melden sich gerne für einen Probezeitraum an, der bis zu einem Jahr währen kann, danach jedoch gestaltet es sich eher schwierig, zahlende Kunden zu gewinnen."
Und das liegt nicht nur an den für viele Autofahrer inakzeptablen Folgekosten, sondern auch an der Datensammelei vieler Systeme, beispielsweise zum Fahr- und Nutzungsverhalten. Und die Automobilhersteller wollen sich nicht auf eine (Mobilfunk-)Technik verlassen müssen, die möglicherweise eines nicht zu fernen Tages abgeschaltet wird. 20 Jahre alte Autos werden durchaus noch gerne gefahren - das damals aktuelle und in Autos gerne verwendete C-Netz ist längst abgeschaltet. Diese unterschiedlichen Lebenszyklen gilt es nach dem Bericht zu überwinden.