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Analoges C-Tel-Netz wird abgeschaltet

Einziges (fast) flächendeckendes Mobilfunknetz Deutschlands stellt Betrieb ein
Von Volker Schäfer

Deutschlands einziges nahezu flächendeckendes Mobilfunknetz, T-C-Tel, stellt in der Nacht zum 31. Dezember 2000 - und damit rund 24 Stunden früher als ursprünglich geplant - seinen Betrieb ein. Allzu viele Kunden bekommen die Abschaltung des letzten analogen Funknetzes in Deutschland nicht mehr mit. Die meisten der in besten Zeiten knapp 900.000 Kunden sind inzwischen in eines der vier digitalen GSM-Netze abgewandert, vor allem zu T-D1. Der Umstieg wurde den Kunden schon frühzeitig schmackhaft gemacht. Neben dem "üblichen" subventionierten Handy bei Vertragsverlängerung legte T-Mobil auch noch eine Freisprechanlage inklusive Übernahme der Einbaukosten fürs Auto oben drauf.

Als das C-Netz im Jahre 1986 von der damaligen Deutschen Bundespost gestartet wurde, war es eine echte Innovation. Erstmals war man deutschlandweit mit seinem "Autotelefon", für das man seinerzeit noch den halben Kofferraum und - zur Anschaffung - einen fünfstelligen Betrag reservieren musste, unter einer einheitlichen Telefonnummer mit der Vorwahl 0161 erreichbar. Dafür war im Gegensatz zum B-Netz, das von 1972 bis 1995 betrieben wurde, kein Auslandsroaming möglich. Das B-Netz, das nur knapp 30.000 Kunden aufnehmen konnte, roamte seinerzeit schon mit Österreich, den Niederlanden und Luxemburg. Für C-Tel gab es Gespräche über Roaming mit Portugal. Zu einem Vertragsabschluss ist es aber nie gekommen.

Großer Vorteil des C-Netzes gegenüber den D- und E-Netzen war der nahezu flächendeckende Ausbau in ganz Deutschland. Auch im Pfälzer Wald, im Bayerischen Wald, in der Rhön oder in der mecklenburgischen Seenplatte, in denen man noch heute vielerorts vergeblich ein digitales Funknetz sucht, war C-Tel stets ein zuverlässiger Partner. Telefonierte man mit einem 15 Watt-Festeinbau-Telefon, so war das Netz fast überall in Deutschland und oft sogar weit darüber hinaus verfügbar. So konnte man in Straßburg, Luxemburg, Eupen, in der Nordschweiz und im südlichen Dänemark noch problemlos ohne Roamingkosten im heimischen C-Netz telefonieren, während D1, D2, E-Plus und VIAG Interkom längst an die teuren "Kollegen" im Ausland übergeben haben.

Optimal war C-Tel auch als mobiles Büro geeignet. Es gab Geräte mit eingebauter TAE-Dose. Hier konnte man zum Beispiel ein ganz normales Faxgerät oder auch ein DECT-Funktelefon anschließen. Nachteil: Handys gab es erst in den 90er Jahren, als die D-Netze bereits ihren Betrieb aufgenommen hatten. Allerdings konnten sich die Analog-Handys nie richtig durchsetzen. Zum einen war die Empfangsqualiltät im wahrsten Sinne des Wortes "berauschend" - das Netz war eben nicht für kleine, leistungsschwache Telefone, sondern für 15 Watt-Festeinbauten ausgelegt - und zum anderen waren die Akku-Standbyzeiten mit zum Teil deutlich weniger als 24 Stunden aus heutiger Sicht viel zu gering.

Am 31. Dezember endet nun die Ära des letzten deutschen Analognetzes. Schade, werden diejenigen Kunden sagen, die trotz lukrativer Umstiegsangebote von D1 bis zuletzt bei C-Tel geblieben sind, da sie vor allem von der guten Flächendeckung überzeugt waren. Wer künftig auf ein auch auf dem Land überall verfügbares Netz angewiesen ist, muss wohl zu Satellitentelefonen wie Inmarsat oder Globalstar greifen.