ARD Hörfunk: Kommen bundesweite Mantelprogramme?
Die ARD diskutiert seit längerem über einen Umbau, um fit für die Zukunft zu werden. Eines kristallisiert sich dabei schon jetzt heraus: Es wird weniger lineare Angebote geben, sowohl im Fernsehen als auch im Hörfunk. Umgekehrt sollen Media- und Audiotheken gestärkt werden. Beim Hörfunk könnte die Zeit von mehr als 60 völlig eigenständigen Radiowellen bald vorbei sein.
Verstärkter Austausch von Sendematerial
Die bisher getrennten Wellen SWR4 Rheinland-Pfalz und SWR4 Baden-Württemberg sollen weitgehend zusammengelegt werden
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Wie genau der Hörfunk der Zukunft in der ARD aussehen soll, ist derzeit aber noch unklar. Denkbar sind mehrere Konzepte. Definitiv wollen sich die ARD-Anstalten mit Sendematerial verstärkt austauschen. Eine Sendereihe, die bisher nur im NDR läuft, könnte es bald auch im WDR, hr oder SWR geben.
Der ARD-Vorsitzende und SWR-Intendant Kai Gniffke beschreibt es anhand des Beispiels der Kulturwelle SWR2: "Wenn ich im SWR-Sendegebiet am Tag sechs Sendestunden regionale, vom SWR produzierte Kultur hätte und in den anderen 18 Stunden bediente ich mich aus dem Besten der anderen Wellen, vom MDR, vom WDR, dann hätte ich nach wie vor ein unglaublich gutes Kulturprogramm", sagte er in einem Interview gegenüber epd Medien.
Kommen Mantelprogramme?
Andere ARD-Anstalten gehen davon aus, dass es sowohl im Fernsehen (in den Dritten Programmen) als auch im Hörfunk sogar bundesweit einheitliche Mantelprogramme geben wird. Bisher kennt man das schon von der Nacht, hier schließen sich viele ARD-Radioprogramme etwa zur "ARD Hitnacht" oder der "ARD Infonacht" zusammen. Zum Teil gibt es hier noch kleine, regionale Schienen der einzelnen Landesrundfunkanstalten.
Für solche Rahmenprogramme könnten die rechtlichen Hürden jedoch hoch sein, denn die ARD darf eigentlich keine bundesweiten Hörfunkwellen ausstrahlen. Inwiefern ein gemeinsames Mantelprogramm zulässig ist, wenn die ARD-Wellen umgekehrt ihre Identität und ihren Namen beibehalten, bedarf in jedem Fall einer juristischen Prüfung.
Fusionen von Sendern
Denkbar ist auch, dass diverse ARD-Radiowellen fusionieren. Das wäre kein Novum. Schon als Süddeutscher Rundfunk (SDR) und Südwestfunk (SWF) noch getrennt agierten, schlossen sich die Kulturwellen zu einem gemeinsamen Programm "S2 Kultur" zusammen. Im Bereich der Integrationswellen kam es zur Fusion der Programme "Funkhaus Europa" (WDR) und "Radio Multikulti" (SFB/rbb) zum heutigen Angebot Cosmo, dem sich später auch noch Radio Bremen anschloss.
Im Südwesten könnte das vorwiegend digital über DAB+ ausgestrahlte SWR Aktuell als eigenständige Nachrichtenwelle vor dem Aus stehen, im Gespräch ist neben einer kompletten Einstellung und einer Umwandlung in ein non-lineares Angebot auch die weitgehende Zulieferung durch eine andere ARD-Nachrichtenwelle wie hr-info oder BR24 (Bayerischer Rundfunk), mit eigenen regionalen Elementen, die eingestreut werden.
Konkreter sind bereits die Planungen für die Seniorenwelle SWR4: Diese soll künftig nur noch in der Morgenschiene regional unterschiedliche Programme für Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg bieten. Für den Rest des Tages sollen die bisher völlig eigenständigen Radiowellen zusammengeschaltet werden.
Lineares Programm eher für Ältere
Insgesamt hat man in den ARD-Anstalten aber noch keine Antwort darauf, wie viele lineare Kanäle man in zehn Jahren noch haben wird. Man habe aus heutiger Sicht allerdings bereits das Verständnis, dass man in jedem Fall weniger im Linearen machen würde und das auch eher für ältere Zielgruppen, denn junge Menschen nutzen die ARD-Hörfunkangebote schon heute überwiegend non-linear auf dem Smartphone, etwa über Social Media wie TikTok und Instagram oder die ARD Audiothek.
ARD und ZDF planen auch eine stärkere Vernetzung ihrer Mediatheken.