ARD/ZDF-Onlinestudie: Jüngere hören mehr Radio
Junge Menschen hören kein Radio mehr: Diese Floskel ist weit verbreitet. In der Tat sieht man Kinder und Jugendliche unterwegs eher, wenn sie sich an TikTok-Videos erfreuen oder Sprachnachrichten verschicken. Die jetzt veröffentlichten Ergebnisse der ARD/ZDF-Massenkommunikationstrends und der ARD/ZDF-Onlinestudie zeigen allerdings - für viele überraschend - ein anderes Bild.
Steigerung des Gesamtbudgets vor allem dem Radio zu verdanken
Mit dem Ende der letzten Corona-Beschränkungen und einer Rückkehr zum gewohnten Tagesablauf nimmt die Mobilität der Menschen wieder zu. 2023 wird weniger Zeit zu Hause und mehr Zeit beim Pendeln im Auto oder öffentlichen Nahverkehr bzw. außer Haus (bei der Arbeit, in der Schule, beim Studium) verbracht. Dies hat dazu geführt, dass pro Tag 5 Minuten mehr (175 Minuten) mit dem Hören von Medienangeboten verbracht werden.
Radio bei Jüngeren wieder mehr im Trend
Graphik: ARD Media
Die Steigerung des Gesamtzeitbudgets ist vor allem auf eine intensivere Nutzung des Radios zurückzuführen und zeigt sich in allen Altersgruppen, vor allem aber - und genau das ist das überraschende - bei den Jüngeren. Dies gilt vor allem für die Gruppe der 30- bis 49-Jährigen, die 2023 insgesamt 15 Minuten (146 Minuten) mehr Zeit mit dem Hören von Radio live zum Ausstrahlungszeitpunkt verbringt. Doch auch die 14- bis 29-Jährige hören täglich 10 Minuten länger klassisch lineare Radioangebote (71 Minuten).
Radio steigt, Musikstreaming fällt
Während die Audionutzung 2023 steigt, sinkt die Nutzungsdauer von Musik-Streamingdiensten. Von 175 Minuten (plus 5 Minuten), die die Menschen täglich für das Hören von Audioangeboten aufwenden, entfallen 18 Minuten (gesamt) auf die Nutzung von Streamingdiensten, 2 Minuten weniger als im Jahr zuvor. Die negative Entwicklung von Musik-Streamingangeboten spiegelt sich auch in einer Betrachtung nach Altersgruppen wider. Sie liegen mit einer Nutzungsdauer von 58 Minuten (plus 1 Minute) innerhalb der jungen Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen zwar an erster Stelle, ihr Wachstum stagniert jedoch (plus 1 Minute). In der Altersgruppe der 30- bis 49-Jährigen sinkt die Nutzungsdauer von 22 auf 19 Minuten täglich.
Nutzung von Musik auf YouTube geht zurück
Ähnlich verhält es sich mit der Nutzung von Musikangeboten auf YouTube. Auch hier geht die tägliche Nutzungsdauer zurück (7 Minuten, minus 3 Minuten). Den größten Rückgang verzeichnet die Altersgruppe der jungen Nutzerinnen und Nutzer zwischen 14- und 29 Jahren, die nur noch 19 Minuten täglich (minus 8 Minuten) Musik bei YouTube hören. Die 30- bis 49-Jährigen reduzieren Ihre Zeit für Musikangebote auf YouTube auf 10 Minuten täglich (minus 2 Minuten).
Mehr gezielte Online-Angebote
Doch woran liegt es, dass die Jüngeren wieder mehr Radio hören? Auch wenn die Studie darüber keine Auskunft gibt, könnten immer gezieltere Webradio-Angebote der Schlüssel sein. Große Jugendradiomarken wie planet radio bieten heute dutzende Webchannels für unterschiedliche Geschmäcker und wurden damit zu einer ernsthaften und kostenlosen Konkurrenz der Streaming-Dienste.
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