ARD-Intendanten

ARD: Mehr Freiheit bei Programm-Ausspielwegen

Die ARD-Inten­danten fordern mehr Frei­heit bei den Ausspiel­wegen. So soll künftig nicht mehr ein Staats­ver­trag, sondern sie selbst darüber entscheiden, welche Ange­bote noch linear und welche ausschließ­lich im Internet ange­boten werden sollen.
Von / dpa

Die Inten­dan­tinnen und Inten­danten der ARD wollen mehr Flexi­bilität, um ihre Programme verstärkt auch im Netz verbreiten zu können. "Wir halten das für ein gutes Instru­ment und wollen darüber weiter spre­chen", sagte der ARD-Vorsit­zende, Tom Buhrow, am Donnerstag nach der letzten Sitzung der Inten­dan­tinnen und Inten­danten.

Sender sollen über lineare Abschal­tung entscheiden

Der Bildungskanal ARD-Alpha wäre ein Kandidat für eine lineare Abschaltung Der Bildungskanal ARD-Alpha wäre ein Kandidat für eine lineare Abschaltung
Screenshot: Michael Fuhr
Derzeit arbeiten die Länder, die für Medi­enpo­litik zuständig sind, an der Reform von Struktur und Auftrag des öffent­lich-recht­lichen Rund­funks in Deutsch­land und wollen noch in diesem Jahr Vorschläge vorlegen. Auch Flexi­bili­sie­rung ist ein Thema. Es geht bei den Debatten darum, dass die Bedeu­tung des Inter­nets und Strea­ming bei den Nutzern zuge­nommen hat etwa im Vergleich zum klas­sisch fort­lau­fenden Fern­seh­pro­gramm.

Buhrow, der auch Inten­dant des West­deut­schen Rund­funks (WDR) ist, sagte: Bisher sei der Rahmen zu allem, was die Sender tun - also jeder Spar­ten­kanal bis hin zu jeder Hörfunk­welle - in Länder-Rund­funk­staats­ver­trägen oder Rund­funk­gesetzen eines einzelnen Bundes­landes fest­geschrieben. Es gebe nun die Über­legung, dass Sender unter der Aufsicht ihrer Gremien, denen dann eine stär­kere Verant­wor­tung zukäme, selbst entscheiden können, "wann der Zeit­punkt gekommen ist, wo ein bestimmtes Angebot und ein bestimmter Teil des Auftrags nicht mehr so gut im Linearen aufge­hoben ist", weil die Zuschauer und -hörer sich längst in den non-linearen Raum bewegt hätten. Diese Flexi­bilität sei ein "Instru­ment, das die Moder­nisie­rung und Reformen extrem beschleu­nigen und befeuern würde".

Dialog mit Bürgern geplant

Die ARD will sich in einem Dialog mit Bürgern konkrete Rück­mel­dungen abholen, wie der öffent­lich-recht­liche Rund­funk der Zukunft aussehen soll. Damit wollen die Sender auch aktiv am Reform­kurs mitwirken. Im Mai starten die ARD-Sender einen längeren Zukunfts­dialog, es soll einen Work­shop-Tag geben und ab Ende Mai auch eine öffent­liche Online-Platt­form, auf der Bürger über mehrere Wochen Hinweise und Ideen eintragen können. Das ganze Projekt läuft bis November. Dann soll ein Abschluss­bericht folgen.

Eine Diskus­sion um künf­tige Verbrei­tungs­wege gibt es aktuell auch in Berlin und Bran­den­burg bei der Neufas­sung des Staats­ver­trags für den Rund­funk Berlin-Bran­den­burg (rbb). Inten­dantin Patricia Schle­singer will eine Option, mit Hörfunk­wellen komplett ins Internet abzu­wan­dern.

Berlin und Bran­den­burg setzen daher die Novel­lie­rung "vorerst aus, da noch inhalt­liche Fragen zu klären sind", heißt es dazu aus den Staats­kanz­leien beider Bundes­länder. Beson­ders umstritten sei die als "Modell­ver­such" bezeich­nete Absicht, "perspek­tivisch rbb-Radio­sender ausschließ­lich im Internet zu verbreiten, entweder als Live-Stream des linearen Programms oder als Tele­medi­enan­gebot".

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