ARD: Katastrophenmeldungen über 5G Broadcast
Mit 5G Broadcast steht die neueste Generation des Rundfunks in den Startlöchern. Großer Vorteil gegenüber den aktuellen Technologien DVB-T2 (Fernsehen) und DAB+ (Radio) ist, dass die neue Technologie ohne Zusatzgerät (Dongle) auch Antennenempfang über Smartphones und Tablets ermöglicht.
Die ARD tritt laut einem Medienbericht nun dafür ein, im Falle einer Katastrophe die Bevölkerung auch über 5G Broadcast zu warnen. So heißt es in einem internen Papier der Öffentlich-Rechtlichen, das in der kommenden Woche in einem Arbeitskreis der Bundesnetzagentur zur Weltfunkkonferenz vorgestellt wird und den Kollegen von Golem vorliegt.
Empfang ohne SIM-Karte
Vom Sendeturm auf dem Wiener Kahlenberg wird bereits 5G Broadcast ausgestrahlt
Foto: ORS
Darin heißt es laut Golem: "Für das terrestrische Fernsehen ist in Zukunft ein Umstieg auf 5G Broadcast denkbar. Es werden die gleichen Frequenzen wie im aktuellen terrestrischen Fernsehen mit der Möglichkeit einer ausfallsicheren Sendetechnik genutzt. Es kann damit alles, was im Fernsehen an Informationen verfügbar ist (Informationen aus dem Krisengebiet, Reportagen, Hilfeaufrufe, Sofortmaßnahmen, Anlaufstellen, Grafiken, Bilder etc.), und darüber hinaus Datendienste (zum Beispiel Signale für Warn-Apps) an die betroffene Bevölkerung zuverlässig übertragen werden."
Geht man davon aus, dass in zukünftigen Mobilfunkgeräten ein 5G-Broadcast-Empfänger integriert sei, ergebe sich eine sehr hohe technische Reichweite. Einer der großen Vorteile des 5G-Broadcast-Standards sei, dass der Empfang auch ohne SIM-Karte sowie ohne Authentifizierung möglich wäre, so dass es keine Abhängigkeit von einem Mobilfunk-Netzbetreiber gebe. 5G Broadcast wird wie DVB-T2 oder DAB+ von den großen Rundfunktürmen ausgestrahlt, Mobilfunk-Standorte sollen nur als Lückenfüller, etwa in Städten oder schlecht versorgbaren Regionen, genutzt werden. Bei der Flutkatastrophe im Westen sind vielerorts die Mobilfunknetze ausgefallen, während die Rundfunksender weiter am Netz blieben.
ARD bestätigt indirekt Aus für DVB-T2
"Anders als beim Mobilfunk werden bei 5G Broadcast datenintensive Informationen ohne eine Überlastung des Netzes an alle im Sendegebiet erreichbaren Geräte gleichzeitig ausgeliefert. Für eine perspektivische Einführung von 5G Broadcast und die damit verbundenen Möglichkeiten zur Katastropheninformation werden die heute für das terrestrische Fernsehen (DVB-T2) genutzten Frequenzen in vollem Umfang für den Rundfunk gebraucht", erklärte die ARD.
Indirekt bestätigt der Senderverbund damit auch bereits das mittelfristige Aus für den aktuellen terrestrischen TV-Standard DVB-T2 HD. Laut Informationen von teltarif.de prüfen mehrere ARD-Anstalten schon jetzt, Sendernetze nur dort aufrecht zu erhalten, wo es parallel auch die Angebote der Privatsender (freenet TV) gibt.
Cell Broadcast als weiterer Baustein
Laut ARD sind bei Umweltkatastrophen wie dem Julihochwasser 2021 in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz auch SMS-Warnungen beziehungsweise Cell Broadcast neben Sirenen oder Lautsprecherdurchsagen wichtig. "Allerdings ist klar, dass nach einem Zusammenbruch des Stromnetzes und dem damit einhergehenden Ausfall des Mobilfunknetzes weder SMS-Warnungen noch Cell Broadcast funktionieren", erklärt die ARD laut Golem.
Rein theroretisch könnte auch das Digitalradio DAB+ mit einem Bevölkerungswarnsystem ausgestattet werden. Doch dieses lässt auf sich warten.