Reaktion

Apple: "Riesige Überreaktion" der Wall Street

Apple-Chef Tim Cook reagiert mit einem Fernseh-Interview auf die Talfahrt der Apple-Aktie. Er sieht eine riesige Überreaktion der Wall Street und erklärt, dass Apple noch immer mehr verdiene als andere Unternehmen.
Von Marie-Anne Winter mit Material von dpa

Tim Cook verteidigt Apple im Fernseh-Interview Tim Cook verteidigt Apple im Fernseh-Interview
Bild: dpa
Nach der längsten Talfahrt der Apple-Aktie seit 1998 versucht Konzernchef Tim Cook, mit einem Fernsehinterview die Stimmung zu drehen. "Ich denke, es ist eine riesige Überreaktion", sagte Cook am späten Montag in der Sendung Mad Money des US-Bösenkommentators Jim Cramer.

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Tim Cook verteidigt Apple im Fernseh-Interview Tim Cook verteidigt Apple im Fernseh-Interview
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Die Apple-Aktie fiel inzwischen an acht Handelstagen in Folge, das hatte es seit rund 18 Jahren nicht gegeben. Zuletzt sorgten dafür Zahlen mit dem ersten Umsatzrückgang seit 2003 sowie der Ausstieg des Milliardärs Carl Icahn unter Hinweis auf Risiken in China. Mit der Talfahrt verlor das Unternehmen fast 74 Milliarden Dollar an Börsenwert.

Cook räumte ein, dass Kunden langsamer auf neue iPhone-Modelle umstiegen als beim Start der neuen Modelle vor einem Jahr. Damals hatte insbesondere das größere iPhone 6 Plus für einen Nachfrageschub gesorgt. Insgesamt zeigte sich Cook aber trotzig: Rund zehn Milliarden Dollar Quartalsgewinn sei "mehr als jedes anderes Unternehmen macht". Damit hat er nicht Unrecht, so verdiente beispielsweise der Smartphone-Marktführer Samsung im abgelaufenen Quartal nur etwa 4,63 Millionen Dollar.

Nicht nur teure Edel-Smartphones

Cook widersprach der Vermutung, dass Apples Fokus auf Hochpreis-Modelle mit der Sättigung der westlichen Smartphone-Märkte und dem Wachstum aus Schwellen- und Entwicklungsmärkten zum Problem werde. Das sei auch von China behauptet worden - wo der Konzern inzwischen ein Viertel seines Geschäfts macht. In jedem Land gebe es eine Schicht, die Apple ansprechen könne. In China werde die Mittelschicht in fünf Jahren auf 500 Millionen Menschen anwachsen. Außerdem seien dort zuletzt 40 Prozent der iPhones als Ersatz für Smartphones mit dem Google-System Android gekauft worden. "Der Markt muss nicht gewaltig wachsen, damit Apple wächst."

Er sehe große Chancen in Indien, betonte Cook. Dort beginne erst der Aufbau der LTE-Netze für schnelle Datenverbindungen und auch die Schicht junger Menschen, die Geld für ein iPhone hätten, wachse. In Indien sind derzeit noch vor allem günstige Computer-Telefone gefragt. Doch nicht nur in diesen Ländern warten Menschen auf günstigere Apple-Handys: Auch in den westlichen Märkten zeigt das Interesse am jüngst erschienenen iPhone SE, dass mit günstigeren Modellen weitere Zielgruppen erschlossen werden können. Die Frage ist nur, wie weit Apple hier gehen will - denn gerade im Bereich günstiger Highend-Smartphones ist die Konkurrenz aus Asien bereits sehr stark.

Apple Watch noch im "Lernmodus"

Cook verteidigte in dem Interview auch die Computer-Uhr Apple Watch, der Beobachter oft unterstellen, nicht so erfolgreich wie das iPhone zu sein. "In einigen Jahren werden die Leute sagen: Wie konnte ich nicht wollen, diese Uhr zu tragen", prophezeihte Cook. Apple sei bei der Uhr im "Lernmodus". Der Konzern wurde laut Analysten auf Anhieb zum Marktführer im Smartwatch-Geschäft - aber die Aussichten für die Produktkategorie werden oft angezweifelt.

Insgesamt versprach Cook abermals spannende Innovationen für die Zukunft: "Wir werden Ihnen Dinge geben, ohne die Sie nicht leben können, von denen Sie heute noch nicht wissen, dass Sie sie brauchen."

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