Quartalszahlen

Trotz iPhone 7: Apple-Zahlen weiter rückläufig

Das Weihnachtsgeschäft soll die Apple-Zahlen wieder ankurbeln. Das hat Apple bei der Vorstellung seiner Quartalszahlen bekannt gegeben. Um die Zukunft macht Apple-Chef Tim Cook wieder Geheimnisse. Startet Apple Pay bald in Deutschland?
Von dpa / Thorsten Neuhetzki

Apple setzt auf das Weihnachtsquartal Apple setzt auf das Weihnachtsquartal
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Apple will mit dem iPhone 7 im anstehenden Weihnachtsgeschäft die seit Jahresbeginn andauernde Talfahrt stoppen. Der Konzern prognostizierte für das laufende Vierteljahr einen etwas höheren Umsatz als im Rekordquartal vor einem Jahr. Zugleich gingen die Geschäftsrückgänge auch in den vergangenen drei Monaten trotz des Starts des neuen iPhone-Modells weiter. Das führte wie erwartet zum ersten Geschäftsjahr mit einem Umsatzrückgang seit 15 Jahren.

Datenblätter

Apple verkaufte im vergangenen Quartal 45,5 Millionen iPhones - 5 Prozent weniger als vor einem Jahr. Damit verlangsamte sich der Rückgang im Vergleich zu vorherigen Quartalen. Der iPhone-Umsatz sank dagegen deutlicher um 13 Prozent auf 28,16 Milliarden Dollar. So dürfte sich das günstigere Modell iPhone SE bemerkbar machen. Binnen drei Monaten legte der durchschnittliche Verkaufspreis eins iPhones aber dank des Starts des iPhone 7 von 595 auf 619 Dollar zu. Das liegt deutlich über dem Branchenschnitt.

Neues iPhone 7: Nachfrage übertrifft das Angebot

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Beim neuen iPhone 7 übertreffe die Nachfrage immer noch das verfügbare Angebot, vor allem beim größeren Plus-Modell, sagte Konzernchef Tim Cook in der Telefonkonferenz nach Vorlage der Zahlen. Das könne auch zum Ende des Weihnachtsgeschäfts noch so bleiben, erklärte er.

Apple ist bekannt dafür, ein Geheimnis aus seinen Zukunftsplänen zu machen. Nach dem ersten Geschäftsjahr mit einem Umsatzrückgang in 15 Jahren witterten unterdessen selbst hartgesottene Branchenanalysten die Chance, Konzernchef Tim Cook mehr als sonst zu entlocken. So fiel Gene Munster von der Investmentbank Piper Jaffray, der einst lange vergeblich einen Apple-Fernseher herbeiredete, gleich bei der ersten Frage in der vierteljährlichen Analystenkonferenz mit der Tür ins Haus. Was könnten denn die Stärken von Apple in der Autobranche sein, wollte er mit Blick auf die fortlaufenden Spekulationen über Pläne des iPhone-Konzerns für ein Elektromobil wissen.

Apple und das Auto: Was bring die Zukunft?

Cook schien zwischendurch kurz zu kichern und tanzte sich mit vagen Worten von einer verbindlichen Antwort frei. Es gebe viele Technologien, die das Auto-Erlebnis revolutionieren könnten, sagte er. Aus diesem Blickwinkel heraus sei das Geschäft interessant. "Aber heute gibt es ganz bestimmt nichts anzukündigen." Die Antwort war so formuliert, dass es auch um Apples Carplay-Plattform zur besseren Einbindung von iPhones im Auto gehen könnte - oder um Software für autonomes Fahren, die der Konzern nach jüngsten Berichten angeblich entwickelt.

Auch spätere Vorlagen, eine Perspektive für das Wachstum bei Apple aufzuzeigen, ließ Cook mit dem üblichen Pokerface verstreichen. Warum der Sprung in den Entwicklungsausgaben sich nicht im Umsatz niederschlage? "Produkte in der Entwicklung." Position zu Übernahmen, nachdem der Telekom-Riese AT&T sich den Medien-Konzern Time Warner schnappte, auf den laut Medienberichten zwischenzeitlich auch Apple ein Auge geworfen haben soll? "Wir sind offen für Zukäufe jeder Größe, die von strategischem Wert sind." Irgendwann wollte ein Analyst beinahe schon verzweifelt wissen, ob Apple überhaupt einen konkreten Plan für die nächsten Jahre habe oder einfach nur schnell auf neue Entwicklungen einschwenken wolle. Cooks eiskalte Antwort: Apple habe eine klare Vorstellung davon, wo die Reise hingehe - und wolle zugleich für Anpassungen flexibel bleiben.

Gewinn auch nach Rückgang noch bei 9 Milliarden Dollar

Auf den ersten Blick ist Apple nicht so recht unter Druck. Der Gewinn im vergangenen Quartal mag von 11,1 auf 9 Milliarden Dollar abgesackt sein - aber auch das ist noch ein Betrag, von dem die meisten Unternehmen nicht einmal träumen. Und die Geldreserven schwollen um weitere gut sechs Milliarden auf 237,6 Milliarden Dollar an.

Für das laufende Quartal stellte Apple einen Umsatz zwischen 76 und 78 Milliarden Dollar (69,78 bis 71,62 Milliarden Euro) in Aussicht. Im Vorjahresquartal war Apple auf Erlöse von 75,9 Milliarden Dollar gekommen. Zugleich wird dieses Geschäftsvierteljahr von Apple eine Woche länger sein als das Vorjahresquartal - was an sich schon mehr Umsatz für das Quartal bedeutet. Apple machte wie üblich keine Prognose zum iPhone-Absatz. Die Börsianer waren nicht beeindruckt: Die Apple-Aktie gab nachbörslich 2,79 Prozent nach.

Im vergangenen Vierteljahr mit dem Start des iPhone 7 ging die Talfahrt noch weiter. Der Umsatz sank im Jahresvergleich um 9 Prozent auf 46,85 Milliarden Dollar, wie Apple nach US-Börsenschluss am Dienstag mitteilte. Der Gewinn fiel in dem Ende September abgeschlossenen vierten Geschäftsquartal um rund 19 Prozent auf 9 Milliarden Dollar.

Siri bekommt starke Konkurrenz

Doch die Tech-Branche ist ein Geschäft, in dem man sich nie entspannt zurücklehnen darf und sie durchlebt gerade ihren nächsten Wandel mit Computer-Assistenten auf Basis künstlicher Intelligenz. Sie sollen auf Zuruf des Nutzers alle möglichen Aufgaben erledigen können und stecken in vernetzten Lautsprechern wie Amazon Echo oder Google Home. Apple hat in dem Bereich seine Assistentin Siri schon seit Jahren im Rennen, erst auf dem iPhone und inzwischen auf allen Geräten. Doch vielen - wie dem renommierten Tech-Journalisten Walt Mossberg - erscheint Siri dem neuen Google Assistant unterlegen.

Und auch insgesamt könnte sich das Geschäft verändern, wenn die Geräte nur noch zu einem Kommunikationskanal mit der künstlichen Intelligenz werden. "Das könnte die Bedeutung der Hardware verringern", sagt Analyst Ranjit Atwal von der Marktforschungsfirma Gartner. Und Apple macht sein Geld nach wie vor mit Geräten - vor allem mit dem iPhone, auch wenn die Service-Umsätze mit iCloud, iTunes und anderen Diensten ständig zunehmen.

Kommt Apple Pay noch diese Woche nach Deutschland

Morgen wird es bei Apple wieder Neuerungen geben. Unter dem Slogan "Hello again" hat Apple ein Event angekündigt, bei dem vor allem neue MacBooks erwartet werden. Doch auch der von iPhone-Nutzern lange erwartete Start von Apple Pay in Deutschland könnte erfolgen. Apple hatte zumindest schon einmal seine Support-Seiten auf Deutsch online, hat sie aber inzwischen wieder offline gestellt. Und auch auf einer Verfügbarkeitskarte war Deutschland zwischenzeitlich als Land mit Apple-Pay-Unterstützung aufgetaucht. Bislang scheiterte der Deutschland-Start vor allem an einer Bank, die auf dem deutschen Markt eine Lizenz hat. Sollte Apple Pay wirklich in Deutschland starten, werden wir darüber natürlich berichten.

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