5 Fälle: Wenn die Telekom das Internet kündigen muss
Parallel zur Kündigungsaktion der Telekom erhielten viele Haushalte im Ort ungefragt einen Werbebrief: "An die Bewohner des Hauses Straßenname, Nummer", worin die Deutsche Telekom die Verfügbarkeit von Magenta Hybrid bekannt gab, ohne auf die aktuelle Kündigungsaktion Bezug zu nehmen.
Das motivierte einen fünften gekündigten Telekom-Kunden, die im Kündigungsankündigungsschreiben genannte Telekom-Sonder-Hotline in Gelsenkirchen anzurufen. Als der Kunde den Hotliner auf das Thema Hybrid ansprach, ging alles sehr schnell: "Ja das ist bei Ihnen möglich." Preislich kostet der neue Anschluss ebenfalls 19,95 Euro im ersten Jahr und steigt auf 34,95 Euro im Folgejahr. Hinzu kommt die monatliche Miete des speziellen Hybrid-Routers für 4,95 Euro.
Reibungslose Abwicklung
Hybrid-Anschluss als Telekom-eigene Alternative
Bild: Telekom
Nach der Zusage am Telefon erreichte den Kunden am Folgetag wie angekündigt eine E-Mail mit den Vertragsunterlagen und dem konkreten Schaltungstermin binnen 14 Tagen. Knapp eine Woche später traf der neue Hybrid-DSL-Router per Post ein. Obwohl in den Unterlagen geraten wurde, den neuen Router erst zum Schaltungstermin aufzubauen, installierte der Kunde den Hybridrouter sofort und war nach wenigen Minuten mit einer blinkenden Anzeige "Bitte warten" ohne Neueingabe der Zugangskennung oder der eigenen Rufnummern in den Router wieder korrekt im Netz erreichbar, nur die LTE-Anzeige im Router meldete "Fehler".
Ein Tag vor dem offiziellen Umschalttermin erhielt der Kunde eine SMS, die ihn nochmal an die Schaltung erinnerte. Er solle nach Installation des Routers eine bestimmte 0800-Nummer anrufen, damit werde die Umschaltung im Netz ausgelöst. Der Kunde hat diese Nummer von dem Handy aus angerufen, die für die Auftragsbestätigung und Kundenkommunikation angegeben war, und binnen weniger Minuten war Magenta Hybrid aktiv geschaltet.
So funktioniert Magenta Hybrid
Der patentierte Hybdrid-DSL-Router (Hersteller Huawei) kann nur von der Deutschen Telekom gemietet werden. Darin wird eine spezielle SIM-Karte im Micro-Format eingelegt, welche die Telekom bei Bestellung des Anschlusses mitliefert. Design und Bedieneroberfläche entspricht weitgehend dem aktuellen Modell "Speedport Smart". Ein fünfteiliges "Balken-S-Meter" auf dem Routergehäuse zeigt die Feldstärke des DSL-Signals an.
Die Anleitung empfiehlt, den Router so aufzustellen, dass er den maximalen LTE-Empfangspegel anzeigt. Neben der Mobilfunk-Technologie LTE ist dieser Router mit der klassischen Telefonleitung verbunden, woraus er ein ADSL-Signal mit "bis zu 16 MBit/s" bezieht, aber auch mit VDSL-(Vectoring-)Signalen (falls vorhanden) klar kommt. Laut Vertragsunterlagen sollen "bis zu 50 MBit/s" möglich sein, der Testkunde berichtet von stabilen 34 MBit/s.
Der Kommentar: Viele Einzelfälle?
Bei den beschriebenen Fällen mag es sich um "Einzelfälle" handeln, aber die Art und Weise des Auftretens und der Abwicklung der beteiligten Unternehmen lässt vermuten, dass es (zu) viele solcher Einzelfälle im Land zu geben scheint. Das Traurige ist, dass auch heute lange Jahre nach der Liberalisierung in der Telekommunikation den beteiligten Unternehmen nicht gelungen ist, ihre Abläufe besser in den Griff zu bekommen und durch professionelleres Auftreten oder besseren Kundenservice zu punkten.
Anfangs mag die Deutsche Telekom die private Konkurrenz als "lästig" angesehen und wenig Neigung verspürt haben, sie mehr als unbedingt notwendig zu unterstützen. Inzwischen ist aber die Erkenntnis durchgedrungen, dass die privaten Anbieter auch Kunden der Deutschen Telekom sind, die zu ihrem Geschäftsergebnis beitragen. Fakt bleibt bis heute: Ohne die Deutsche Telekom läuft nichts, auch wenn der Kunde dort (scheinbar) gar kein Kunde ist.
Auf allen Anbietern lastet ein unglaublicher Kosten- und Erfolgsdruck. Die Kunden möchten möglichst wenig bezahlen, die Investoren möglichst gute Renditen. Das beteiligte Personal bleibt dabei auf der Strecke. Besonders, wenn langjährigen Hotlinern oder erfahrenen Technikern aus Kostengründen eine Kündigung mit nobler Abfindung nahegelegt wird, kommen Branchenkenner ins Grübeln (teltarif.de sind konkrete Fälle bekannt). Ein modernes Netz zum Discountpreis ist nun mal nicht so einfach zu machen, ab und zu kann doch etwas schief gehen. Oft kennen die Kunden ihr Netz besser als das Personal des Anbieters, so erweckt es manchmal den Eindruck.