Bundestrojaner

Internettelefonate (VoIP) sind unsicher: Zollfahnder hören mit

Richterliche Anordnung ist Voraussetzung für Einsatz von Bundestrojaner
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Auch bei verschlüsselten Internettelefonaten kann die Zollfahndung im Verdachtsfall mithören - dies geht aus einem Bericht des Spiegels hervor, der heute vorab veröffentlicht wurde. Betroffen sind unter anderem Gespräche, die über den beliebten Anbieter Skype laufen. Wie das Finanzministerium nun auf Anfrage der FDP einräumte, beruft sich das Ministerium bei der Gesprächsüberwachung auf die umstrittene Quellen-Telekommunikationsüberwachung (Quellen-TKÜ).

Fahnung mittels Schadsoftware

Auch skype betroffen: Zoll hört Internettelefonate mit Auch skype betroffen: Zoll hört Internettelefonate mit
Screenshot: teltarif.de
Die Ermittler spielen auf die Rechner von Verdächtigen heimlich ein Programm zum Mithören auf. Dazu benötigen sie eine richterliche Anordnung. Haben die Fahnder einmal diese Erlaubnis erhalten, bedienen sie sich aus technischer Sicht ganz ähnlicher Methoden wie Hacker oder Internetkriminelle diese mit Viren, Würmern oder sonstiger Schadsoftware nutzen.

"Mittels einer speziell entwickelten Software können solche Gesprächsinhalte, noch bevor sie verschlüsselt werden, auf einen bestimmten Server ausgeleitet werden", schreibt der Parlamentarische Staatssekretär Hartmut Koschyk in seiner Antwort. In der Internetszene wird diese "spezielle entwickelte Software" häufig als Bundestrojaner bezeichnet. Diese Überwachung beziehe sich "ausschließlich auf Daten aus laufenden Kommunikationsvorgängen" und stehe damit im Einklang mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Online-Durchsuchung. Die FDP beurteilt das anders. Die Verfassungsrichter hätten deutlich gemacht, dass schon mit der Quellen-TKÜ die entscheidende Hürde genommen sei, das System insgesamt auszuspähen, sagt die innenpolitische Sprecherin, Gisela Piltz.

Vorsicht vor Internet-Schädlingen

Neben den oben beschriebenen Spezialprogrammen zur Fahndung und Verbrechensaufklärung nutzen leider auch immer wieder Betrüger und schwarze Schafe Schadsoftware, um unbedarfte PC- und Internetnutzer finanziell zu schädigen oder eine Vielzahl infizierter Rechner zur Attacke auf bestimmte Internetdienste zu benutzen. Wichtigster Tipp zum Schutz vor Angriffen aller Art ist vielleicht, auch und vor allem im Internet mit einer gesunden Portion Misstrauen zu surfen und den eigenen Rechner, aber auch immer mehr das internetfähige Smartphone durch den Einsatz aktueller Software und Viren- und Spyware-Schutzprogramme zu schützen. Einen detaillierten Ratgeber haben wir für Sie mit den 10 Tipps für mehr Sicherheit im Internet aufbereitet.

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