England: Will Vodafone UK mit Three (3) fusionieren?
Die britische Vodafone Group hat verschiedenen Berichten zufolge Gespräche über einen Zusammenschluss ("Merger") ihres britischen Geschäfts mit dem Konkurrenten 3 UK aufgenommen. Das meldet unter anderem der im Umfeld der GSMA erscheinende Nachrichtendienst Mobileworldlive.
Im Falle einer Fusion (englisch "Merger") von "Vodafone UK" und "3 UK" würden der derzeit dritt- und viertgrößte Netzbetreiber Englands zusammengelegt und damit der Wettbewerb mit EE (früher Orange UK und T-Mobile UK) und der BT Group (British Telecom, gehört inzwischen zu 12 Prozent der Deutschen Telekom und nutzt das Netz von EE) und o2 von Virgin Media (aus Fusion von o2 PLC und Virgin Media entstanden) verstärkt.
Vodafone unter Druck
In Großbritannien wird diskutiert, ob Vodafone UK mit Three UK fusionieren könnte. Direkte Auswirkungen auf Deutschland sind derzeit unwahrscheinlich
Foto: Picture Alliance / dpa
Sehr gut informiert ist die Wirtschaftszeitung Financial Times (FT), die leider ihre Aktivitäten in Deutschland eingestellt hat. FT wies jedoch darauf hin, dass Details zu Art und Inhalt der Gespräche noch nicht bekannt seien. Immerhin habe die Zeitung herausgefunden, dass über die Fusion schon im Jahre 2021 gesprochen worden sei, damals ohne Ergebnis.
Die Branche vermutet, dass Vodafone dem Druck des aktivistischen Investors Cevian Capital nachgeben muss. Cevian verlangt von Vodafone-Chef Read, dass er sein Geschäft "vereinfacht", sprich noch profitabler macht.
Unterstellt, dass Vodafone UK und das in Hongkong beheimatete Unternehmen CK Hutchison, dem 3 UK gehört, eine Fusion anstreben wollen, bleibt die Frage, was die britischen Regulierungsbehörden dazu sagen. Denn am Ende würde sich die Zahl der großen Mobilfunkanbieter in Großbritannien von vier auf drei reduzieren. Dies weckt natürlich starke Bedenken, dass die Preise für Mobilfunk danach steigen könnten.
Neuer Mann im Verwaltungsrat
Vodafone-Chef Read, hatte immer wieder betont, dass ein Betreiber einen "proaktiven Ansatz zur Konsolidierung des Marktes" verfolgen müsse. Bei Vodafone ist Stephen Carter, CEO der Unternehmensgruppe Informa und erster Chef der britischen Aufsichtbehörde OFCOM in den Verwaltungsrat eingezogen. Carter war einst auch als Strategiechef der britischen Regierung tätig.
Branchenkenner vermuten, dass die britische OFCOM und das britische Kartellamt CMA der Fusion nicht mehr so ablehnend wie vorher gegenüber stehen könnten.
Die EU-Kommission wird die Fusion ebenfalls aufmerksam beobachten, hat aber nach dem Brexit keine Möglichkeit mehr, offiziell darauf Einfluss zu nehmen.
Welche Auswirkungen hätte das auf Vodafone in Deutschland?
Angenommen die Fusion von Vodafone UK und 3 UK käme wirklich zustande, stellt sich die Frage, ob das auch in Deutschland Auswirkungen hätte. Vor etwa 22 Jahren hatte CK Hutchison sich gemeinsam mit E-Plus um eine UMTS-Lizenz beworben. Im Vorgriff auf den deutschen Markt war in Erfurt ein Call-Center eingerichtet worden, das Drei-Kunden in Deutschland und Österreich betreuen sollte.
Die meist aus Thüringen stammenden Mitarbeiter stießen bei den Anrufern auf Dialekt sprechende Kunden aus der Steiermark, Kärnten, dem Großraum Wien oder anderen Regionen. Das soll - berichten Insider - anfangs zu kuriosen Situationen geführt haben.
Kommt "Drei" wieder nach Deutschland?
Der Markteintritt von "Drei" in Deutschland kam im Jahr 2000 aber nicht zustande, CK Hutchison hatte das Bieterkonsortium "wenige Minuten vor Schluss" verlassen.
Andere Branchenkenner sind sich sicher, dass CK Hutchison gar keine Ambitionen mehr hat, auf dem deutschen Markt aktiv zu werden, da "Deutschland viel zu teuer" sei. Im übrigen gibt es in Deutschland aktuell vier Netzbetreiber, eine Situation die man in Großbritannien gerade "bereinigen" möchte und die in Österreich bereits erfolgt ist.
Welche Marktposition könnte Vodafone-Drei einnehmen?
Würde "Drei" die Vodafone Deutschland übernehmen, hätten sie eine schwierige Marktposition. Viele Kunden möchten endlich deutlich günstigere Preise. Das Vodafone-Netz ist stellenweise stark überlastet oder in bestimmten Regionen einfach nicht genügend ausgebaut, alles Kostenfaktoren.
Durch den Markteintritt von 1&1 als Netzbetreiber ist ohnehin mit Kampfpreisen zu rechnen, um mehr Kunden zu gewinnen. Eine denkbare Marktlücke für eine Vodafone-3 könnte der Geschäftskundenmarkt sein, wo die Kunden eine bevorzugte Behandlung und exzellente Beratung erwarten, wofür sie dann vielleicht einen höheren Preis bezahlen würden - vereinfacht gesagt, die Rückkehr von D2-Privat (vor dem Erwerb durch Vodafone).
Dieser Markt wäre aber für Drei völliges Neuland, da sie eher auf durchoptimierte preisgünstige Angebote orientiert sind und da gibt es in Deutschland schon genug davon (die jedoch nicht so günstig sind, wie die Kunden es erhoffen).
Am Ende ändert sich wohl wenig bis nichts
Bleibt also für Vodafone Deutschland wenig Hoffnung, dass London die benötigen Gelder für einen besseren Netzausbau von Mobilfunk und Festnetz (Migration von Koaxkabel zu echter Glasfaser) in Deutschland freigibt. Stattdessen werden weiter die Kostenrechner über die Flure streichen, um zu schauen, wo sich weiter Kosten einsparen lassen. Denkbar wäre auch, dass weitere technische Dienstleistungen im Netz und Service dann zu CK Hutchison ausgelagert und dem direkten deutschen Zugriff entzogen werden.
Spannend könnte es nur werden, falls die Vodafone Group am Ende zerschlagen wird, weil die Investoren lieber kurzfristig Einnahmen realisieren, anstatt langfristig dabei bleiben möchten. Eine auf sich allein gestellte Deutsche Vodafone dürfte nur schwer überlebensfähig sein.
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