Bericht: Erste Kunden nach UMTS-Abschaltung ohne Netz (Update)
Funkloch nach UMTS-Abschaltung
Foto: Image licensed by Ingram Image, Grafik/Montage: teltarif.de
Ende Juni wollen die Deutsche Telekom und Vodafone ihre UMTS-Netze endgültig abschalten. In ersten Testregionen ist das bereits der Fall und bundesweit haben alle Netzbetreiber die Bandbreite für das 3G-Netz schon reduziert. Die Pläne der Telekommunikationsdienstleister, das bislang für UMTS genutzte Frequenzspektrum für LTE und teilweise auch für 5G umzuwidmen, klingen gut. LTE und 5G sind neuere und effizientere Technologien. Die Kunden sollen einen mobilen Internet-Zugang mit höherer Bandbreite und geringerer Latenz bekommen. Doch klappt das in der Praxis?
Einem Bericht von Mobiflip zufolge kommt es zumindest regional zu Problemen. Getestet wurde das Vodafone-Netz mit einem iPhone 11 in Chemnitz. Das ist eine der Städte, in denen der Düsseldorfer Mobilfunkbetreiber schon seit Anfang Mai auf den 3G-Standard verzichtet. Dass das Smartphone das UMTS-Netz seit dessen Abschaltung nicht mehr findet - auch nicht von einer möglichen weiter entfernten Basisstation -, leuchtet noch ein. Anstelle von LTE ist nun aber zum Teil gar keine Funkversorgung mehr gegeben.
Dem Bericht zufolge war die Indoor-Versorgung schon vor der UMTS-Abschaltung schlecht, sodass nicht einmal mehr SMS-Nachrichten empfangen werden können. Nun ist der Empfang aber komplett weg. Telefonate sind mit Verträgen möglich, die WiFi Calling unterstützen, sofern das Handy über WLAN mit dem Internet verbunden ist. Bei diesem Feature bleiben Prepaid- und Discounter-Kunden im Vodafone-Netz - anders als in den beiden anderen deutschen Mobilfunknetze - derzeit aber noch außen vor. Seit der 3G-Abschaltung wird im Gebäude gar kein Netz mehr gefunden.
Auch im Freien muss man nachhelfen
Funkloch nach UMTS-Abschaltung
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Ist das neu entstandene Funkloch im Gebäude noch zu erklären, da möglicherweise LTE auf 2100 MHz nach der UMTS-Abschaltung noch nicht aktiviert wurde. Denkbar wäre ja auch, dass Vodafone mögliche Probleme, die dadurch für Kunden auftreten können, im Rahmen des Pilotversuchs reproduzieren können. Unverständlich ist aber, dass der Vodafone-Empfang dem Bericht zufolge auch dann nicht automatisch wiederhergestellt wird, wenn man sich mit dem Smartphone ins Freie bewegt.
Als Workaround nennt Mobiflip die Möglichkeit, den Flugzeugmodus am Smartphone kurz aus- und wieder einzuschalten. Wörtlich heißt es: "Vergisst man das, rennt man auch mal zwei Stunden komplett ohne Netz draußen rum." Das heißt, auch nach längerer Wartezeit wird der Netzempfang nicht wiederhergestellt, wenn man nicht manuell eingreift. Für diesen Effekt könnte neben dem Mobilfunknetz auch das Smartphone, dessen Transceiver und die Software verantwortlich sein.
Abzuwarten bleibt, welche Probleme auf die Kunden nach der großflächigen UMTS-Abschaltung zum Monatswechsel zu kommen. So hat auch die teltarif.de-Redaktion schon beobachtet, dass Smartphones oft erst nach langer Wartezeit ins LTE-Netz "zurückfinden", wenn sie zwischendurch nach einem 4G-Netzverlust im 3G-Netz eingebucht waren. Ärgerlich wäre es, wenn man anstelle von UMTS mancherorts künftig nur noch GSM und GPRS/EDGE anstelle eines zeitgemäßen mobilen Internet-Zugangs zur Verfügung hätte.
Update 18. Juni: Stellungnahme von Vodafone
Vodafone hat uns mittlerweile eine Stellungnahme zur geschilderten Problematik nach der bereits Anfang Mai erfolgten UMTS-Abschaltung in Chemnitz zukommen lassen. Wörtlich heißt es: "Derzeit untersuchen wir das hier beschriebene mangelhafte Einwahlverhalten eines einzelnen Smartphones in der Pilotregion Chemnitz. Hier haben wir bereits Anfang Mai das UMTS-Netz abgeschaltet. Die Erkenntnisse aus diesem Piloten nutzen wir, um das Zusammenspiel von Netz und Handy weiter zu verbessern und einen reibungslosen Ablauf der deutschlandweiten Abschaltung sicherzustellen."
In einer weiteren Meldung haben wir darüber berichtet, dass auch Telefónica ab Juli schrittweise auf UMTS verzichten will.