Dauerstörung

Lauterbach: Vodafone-Kunden nach Brand 3 Wochen offline

Ein Brand hatte ein wich­tiges Tele­fon­kabel von Voda­fone zerstört. 245 Kunden mussten drei Wochen warten, Infor­mationen gab es nicht.
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Das Städt­chen 36341 Lauter­bach (Vorwahl 06641) liegt in Hessen, im Vogels­berg­kreis. Dort gibt es leid­lich Mobil­funk und auch Fest­netz – bis zum 11. Oktober 2022 um 3 Uhr. Da waren über das Fest­netz von Voda­fone geschal­tete Anschlüsse auf einmal „tot“. Ob der Ausfall von einer Gasex­plo­sion im Ort am Abend zuvor herrührte, wollte auf Nach­frage niemand genau sagen.

Fast drei Wochen Netz­aus­fall

Ein Doppelhaus wurde in Lauterbach (Vogelsbergkreis) bei einem Brand zerstört. 3 Wochen waren 245 Kunden ohne Telefon oder Internet. Ein Doppelhaus wurde in Lauterbach (Vogelsbergkreis) bei einem Brand zerstört. 3 Wochen waren 245 Kunden ohne Telefon oder Internet.
Foto: Picture Alliance/dpa/Fuldmedia
Wie die regio­nale Tages­zei­tung Lauter­bacher Anzeiger am 2. November berich­tete, begann für die Telefon- und Inter­net­kunden nach diesem Ausfall eine ziem­lich Odyssee. Sie seien von der Außen­welt "abge­schnitten" gewesen.

Die Zeitung führt zwei Beispiele von betrof­fenen Kunden auf: Einmal ein Garten- und Land­schafts­bau­betrieb, der Kunde bei 1&1 (mit Fest­netz und Internet) ist und ein Verein für Senio­ren­hilfe, der direkt Kunde bei Voda­fone ist, eben­falls mit dem Fest­netz.

Kunden von Voda­fone und 1&1 betroffen

1&1 bezieht in Lauter­bach seine Leitungen und Leis­tungen über das Netz von Voda­fone. Eine proak­tive Kunden­infor­mation gab es nach der Störung wohl nicht, beklagt der Unter­nehmer. Erst als er intensiv bei der 1&1-Hotline nach­bohrte, sei ihm ein LTE-Stick mit SIM-Karte zuge­schickt worden. Nur ist der Voda­fone Empfang in Lauter­bach wohl schlecht oder gar nicht möglich, also blieb dem Unter­nehmer nur übrig, sich von einer Kommu­nika­tions-Fach­firma eine Satel­liten­schüssel des Star­link-Netzes von Elon Musk zu besorgen. Seitdem ist er wieder online.

Die Senio­ren­hilfe hingegen hatte auch bei der Voda­fone-Hotline kein Glück. Man sei richtig „unhöf­lich“ behan­delt worden, berichtet der Vorsit­zende. Er konnte immerhin mit fach­kun­diger Hilfe seine E-Mails auf das Handy umleiten und war denn wenigs­tens per E-Mail wieder erreichbar.

Telekom-Kunden nicht betroffen

Nachdem die örtliche Tages­zei­tung darüber berichtet hatte, fragten wir bei der Telekom, bei 1&1 und bei Voda­fone nach. Die Telekom reagierte prompt: Kunden der Telekom seien dort nicht betroffen gewesen.

Voda­fone reagierte auf unsere Anfrage einen Tag später:

„Voda­fone hatte vom 11. bis 31. Oktober eine lokale Störung in einem sehr kleinen Teil seines Fest­netzes in 36341 Lauter­bach (Vogels­berg­kreis, Hessen). Bei insge­samt bis zu 245 Haus­halten waren Internet und Fest­netz-Tele­fonie vorüber­gehend nicht verfügbar. Ursache war ein Anbin­dungs­fehler auf genau dem Kabel­strang, über den diese 245 Haus­halte an das Fest­netz ange­schlossen sind.

Zur Behe­bung dieser Störung musste eine neue Zufuhr­strecke gebaut werden, da der bishe­rige Kabel­strang aufgrund eines Brand­scha­dens nicht mehr genutzt werden konnte. Der Neubau der Strecke war am Montag, 31. Oktober, vormit­tags abge­schlossen. Seitdem können die 245 betrof­fenen Haus­halte wieder das Internet nutzen und im Fest­netz tele­fonieren. Wir bitten die 245 betrof­fenen Haus­halte um Entschul­digung für ihre vorüber­gehenden Unan­nehm­lich­keiten.“

Soweit die Stel­lung­nahme.

1&1 bestä­tigt Brand

1&1 hat auf unsere Anfrage bislang nicht geant­wortet. Wie die örtliche Tages­zei­tung von 1&1 erfuhr, habe es sich um einen Brand gehan­delt, genauere Details und eine mögliche Verbin­dung mit der Gasex­plo­sion wolle man aus Sicher­heits­gründen nicht verraten.

Weitere Anschläge auf Voda­fone-Leitungen und Einrich­tungen?

Aktuell berichtet der Lauter­bacher Anzeiger, dass aufgrund von Anschlägen auf Voda­fone-Einrich­tungen auch der Mobil­funk von Voda­fone in der Region gestört sei. Unbe­kannte hatten "Tele­fon­schränke" in Brand gesetzt.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Unfälle passieren, das ist klar. Wenn dann noch unbe­kannte Täter Leitungen und Anlagen vorsätz­lich und mutwillig beschä­digen, wird es schwierig.

Trotzdem: Bevor eine Störung 20 Tage lang dauert, sollte man erwarten können, dass wenigs­tens der betrof­fene Netz­betreiber proaktiv über den Ausfall infor­miert, beispiels­weise auf seiner Webseite oder über soziale Medien oder schlicht über Radio oder Fern­sehen oder notfalls auch eine Rund­mail an seine Kunden.

Ein guter Anbieter sollte seinen Kunden von sich aus Wege aufzeigen, wie dieser Ausfall über­brückt werden kann. Wenn der Kunde sich mühsam bei der Hotline durch­kämpfen muss und dort keine konkreten Infos bekommt und oder nur noch unhöf­lich abge­wim­melt wird, könnte das für manche Kunden der Auslöser zum Anbie­ter­wechsel sein.

Ein „Plan B“ ist für solche Fälle durchaus eine lohnende Inves­tition. Das kann beispiels­weise eine Handy-SIM-Karte von einem anderen Netz­betreiber sein, den man vorher auf Nutz­bar­keit auspro­biert hat. Bei Gewer­betrei­benden, könnte es sinn­voll sein, sich zwei Leitungen von verschie­denen Anbie­tern legen zu lassen, wenn diese räum­lich getrennt verlaufen können. Oder man mietet sich kurz­fristig eine Satel­liten-Lösung, billig ist das aber nicht. Bleibt die Frage, ob der eigene Anbieter für einen Geschäfts­kunden die Mehr­kosten dafür ersetzt.

Bei einem derar­tigen Ausfall haben Privat­kunden laut dem Tele­kom­muni­kati­ons­gesetz jeden­falls Anspruch auf Entschä­digungs­zah­lungen durch den eigenen Provider. Mehr dazu lesen Sie in unserem Ratgeber zum Netz­aus­fall.

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