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T-Mobile US: Auf dem Weg zur Nummer 1 in den USA?

Das Ziel ist mehr als ambi­tio­niert: Die neue T-Mobile US will im Mobil­funk­markt auf Platz 1. Analysten halten das sogar für möglich.
Von mit Material von dpa

Der T-Mobile Store am Times Square in New York. Der Anbieter will nun auf Platz 1 vordringen. Der T-Mobile Store am Times Square in New York. Der Anbieter will nun auf Platz 1 vordringen.
Foto: Picture Alliance / dpa
Der deut­sche Telekom-Konzern will mit seiner Tochter "New" T-Mobile die Nummer Eins in den USA werden. Nachdem die Fusion mit dem Konkur­renten Sprint in einem span­nenden Mara­thon­lauf schluss­end­lich voll­zogen wurde, sind die zukünf­tigen Ambi­tionen groß. Auch Experten sehen gute Chancen für T-Mobile, den US-Markt weiter aufzu­rollen.

Zwei Jahre verhan­delt, noch längere Vorge­schichte

Der T-Mobile Store am Times Square in New York. Der Anbieter will nun auf Platz 1 vordringen. Der T-Mobile Store am Times Square in New York. Der Anbieter will nun auf Platz 1 vordringen.
Foto: Picture Alliance / dpa
Fast zwei Jahre dauerte es, den umstrit­tenen Zusam­men­schluss von T-Mobile US mit dem klei­neren Rivalen Sprint in den USA kartell­recht­lich durch­zu­boxen. Nun soll die Jagd auf die Bran­chen­führer Verizon und AT&T beginnen - man wolle die Nummer Eins in den USA werden, kündigte Deut­sche Telekom-Chef Tim Höttges an. Auf dem US-Mobil­funk­markt herrscht jetzt schon ein erbit­terter Wett­be­werb, Experten sehen die rasant wach­sende Telekom-Tochter aber gut aufge­stellt.

T-Mobile will heute Abend nach US-Börsen­schluss (gegen 22 Uhr MESZ) den Geschäfts­be­richt für das abge­lau­fene erste Quartal vorlegen. An der Wall Street wird aber­mals mit deut­li­chen Zuwächsen gerechnet. Während die US-Wirt­schaft insge­samt unter den Folgen der Corona-Pandemie ächzt, ist das Mobil­funk­ge­schäft trotz großer Rezes­si­ons­ri­siken bislang relativ krisen­re­sis­tent. Die Aktien von T-Mobile US sind seit Jahres­be­ginn um knapp 13 Prozent gestiegen.

Analysten: Weiter bergauf

Finanz­ana­lyst Brett Feldman von der US-Bank Goldman Sachs erwartet, dass es für die Telekom-Tochter weiter bergauf geht. Der Zusam­men­schluss mit Sprint dürfte die Kosten erheb­lich senken und die Gewinn­spannen deut­lich erhöhen - auch wenn das Vorhaben erst einmal Milli­arden verschlingt, weil die Netze komplett zusam­men­ge­legt werden müssen.

Zudem habe das fusio­nierte Unter­nehmen beim 5G-Ausbau Vorteile gegen­über den größten US-Konkur­renten Verizon und AT&T. Analyst Feldman traut T-Mobile zu, das ohnehin schon starke Kunden­wachstum noch deut­lich zu beschleu­nigen - trotz tradi­tio­nell hoher Abwan­de­rungs­raten bei Sprint, denn das bishe­rige Netz von Sprint galt unter vielen Bran­chen­ken­nern schon lange als "sehr schlecht".

Vom Sorgen­kind zum Erfolgs­bringer

Für den Bonner Telekom-Konzern hat sich die US-Tochter in den vergan­genen Jahren vom einst unge­liebten Sorgen­kind zum begehrten Erfolgs­bringer entwi­ckelt. Lange galt die 2001 vom dama­ligen Telekom-Chef Ron Sommer für horrende 40 Milli­arden Euro einge­kaufte US-Sparte als viel zu teurer Flop. Neben einer lücken­hafter Netz­ab­de­ckung litt der damals "kleine" Mobil­funker darunter, dass man das beliebte iPhone von Apple nicht im Angebot hatte (weil die Frequenzen nicht passten) - die Kunden liefen in Scharen zur Konkur­renz.

2011 schei­terte ein Verkaufs­ver­such an Platz­hirsch AT&T durch die ameri­ka­ni­schen Kartell­be­hörden. Der dama­lige Telekom-Deutsch­land-Chef Ober­mann hatte aber einige wert­volle Details im Über­nah­me­ver­trag mit AT&T heraus verhan­delt, neben wert­vollen Frequenzen auch eine Bargeld­ab­fin­dung in Milli­ar­den­höhe.

Der Abschluss der Fusion mit Sprint vor gut einem Monat war für die Bonner das große Happy End einer Geschichte, die den Konzern seit vielen Jahren auf Trab hielt. Bereits 2014 wollten T-Mobile und Sprint die Kräfte bündeln, was jedoch wieder einmal an kartell­recht­li­chen Bedenken schei­terte. Bei einem weiteren Anlauf konnten sich Telekom und die Sprint-Mutter Soft­bank nicht auf Preis und Besitz­ver­hält­nisse einigen. Dass der Mega-Deal im dritten Versuch doch noch zustande kam, wurde von einigen Beob­ach­tern längst stark bezwei­felt.

Beden­ken­träger über­zeugt, vor Gericht gewonnen

Denn auch diesmal waren die Bedenken der Wett­be­werbs­hüter groß. Nach mona­te­langen zähen Verhand­lungen stimmte das US-Justiz­mi­nis­te­rium zwar letzt­lich unter strengen Auflagen zu, und auch die Bran­chen­auf­sicht FCC gab grünes Licht. Doch 13 Bundes­staaten und der Regie­rungs­be­zirk Washington klagten gegen die Fusion, weil sie Jobver­luste und Preis­er­hö­hungen fürch­teten. Im Dezember kam es in New York zum Show­down vor Gericht, im Februar fiel dann das Urteil zugunsten von T-Mobile und Sprint - die Zitter­partie war zu Ende.

Telekom-Chef Höttges sprach von einem "histo­ri­schen Tag", als der Zusam­men­schluss von T-Mobile und Sprint Anfang April endlich voll­zogen werden konnte. Die Telekom kontrol­liert 67 Prozent der Stimm­rechte und erhielt mit 43 Prozent den größten Anteil am fusio­nierten Unter­nehmen. Der Sprint-Mehr­heits­eigner Soft­bank über­nimmt 24 Prozent, der Rest geht an freie Aktio­näre. Die Fusion erfolgte über einen Akti­en­tausch, bei dem die Sprint-Anteils­eigner T-Mobile-Papiere im Wert von gut 31 Milli­arden Dollar bekamen.

"Es tut uns Deut­schen gut, wenn ein deut­sches Unter­nehmen es einmal schafft, in einer Schlüs­sel­in­dus­trie, in einer High­tech-Indus­trie, in den USA eine führende Rolle einzu­nehmen", bekannte Höttges bei Vorlage der Telekom-Jahres­zahlen im Februar. Gemeinsam bringen es T-Mobile und Sprint nach eigenen Angaben auf rund 140 Millionen Kunden. Den Börsen­wert der an der Nasdaq gehan­delten Telekom-Tochter kata­pul­tierte die Fusion auf über 110 Milli­arden Dollar. Werte von denen man in Deutsch­land nur träumen kann.

Während in den USA alles gut aussieht, schnitt die Deut­sche Telekom beim euro­päi­schen Netz­ver­gleich nicht so gut ab.

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