Vernetzt

Theseus: Fünf Jahre Forschung am Netz der Zukunft

"Internet der Dienste" soll semantisches Web voran bringen
Von Hans-Georg Kluge mit Material von dpa

Das Theseus-Programm stellt seine Ergebnisse vor. Das Theseus-Programm stellt seine Ergebnisse vor.
logo: Theseus-programm.de
Mehr als 1 600 Einzelergebnisse, 50 patentierte Lösungen und 30 Anschlussprojekte sind die Bilanz des Forschungsprogramms Theseus [Link entfernt] für ein "Internet der Dienste". Anlässlich der Abschlusskonferenz des fünfjährigen Projekts mit Investitionen von 200 Millionen Euro sagte der Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Stefan Kapferer (FDP), dank der Theseus-Technologien könnten jetzt inhaltliche Zusammenhänge von Wort-, Bild- und Tondateien im Internet besser erkannt werden. Es sei gelungen, bessere Suchleistungen im Netz zu erzielen als Google. Kapferer kündigte einen "Theseus Store" an, in dem Entwicklungen des Projekts bereitgestellt werden sollen.

Das "Internet der Dienste"

Das Theseus-Programm stellt seine Ergebnisse vor. Das Theseus-Programm stellt seine Ergebnisse vor.
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Die Vernetzung verschiedener Dienste steht im Mittelpunkt des Forschungungsprogramms. Mit Hilfe neuer Technologien und Dienstbeschreibungen sollen zukünftig Computer in der Lage sein, auf Anfragen wie "Ich möchte von München nach Hamburg umziehen" einzugehen. Den Forschern schwebt vor, dass der Computer daraufhin Angebote zur Wohnungssuche und zum Umzug heraussuchen kann. Der Computer werde dann in der Lage sein, eigenständig die Planung des Umzugs zu erleichtern.

Dass der Computer verschiedene Dienste verknüpfen kann, ist ein Verdienst der plattformneutralen Dienstbeschreibungssprache USDL (Unified Service Description Language), die beim World-Wide-Web-Konsortium (W3C) für die Standardisierung eingereicht wurde.

Bereits eingesetzt werden Theseus-Technologien von Medienarchiven wie der ARD-Mediathek für den Online-Zugriff auf Radio- und Fernsehsendungen oder dem Medienarchiv für DDR-Musik. Als weiteres Beispiel nannte Kapferer eine "digitale Maschinenakte" für den Maschinenbau und einen "intelligenten Radiologen-Arbeitsplatz" für den Vergleich von anonymisierten Patienten-Befunden.

Finanzierung durch Bund und beteiligten Partnern

Das Programm wurde jeweils zur Hälfte vom Bundeswirtschaftsministerium und den 60 beteiligten Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft finanziert. Kapferer sagte der Nachrichtenagentur dpa, die öffentlichen Mittel hätten sich in jeder Hinsicht gelohnt. Der Ertrag an neuen Basistechnologien und intelligenten Werkzeugen zeige, dass das Geld gut angelegt worden sei.

Ergebnisse sollen international nutzbar sein

Die Theseus-Ergebnisse seien ein wichtiger Beitrag auf dem Weg in eine web-basierte Dienste- und Wissensgesellschaft, sagte der ehemalige SAP-Vorstandssprecher Henning Kagermann den Teilnehmern des zweitägigen Kongresses. Auch die Leistung von Industrieunternehmen werde damit auf ein neues Fundament gestellt.

Nach Abschluss des Theseus-Projekts sollten die Ansätze in einem Kompetenzzentrum weitergeführt werden. Kagermann sprach sich für eine internationale Vermittlung und Standardisierung der Theseus-Ergebnisse aus: "Wir haben tolle Arbeit geleistet - wenn es deutsch bleibt, hat es im IT-Bereich leider keinen Erfolg."

Europäische Wurzeln des Projekts

Theseus ist benannt nach dem antiken Helden, der das Fabelwesen Minotaurus besiegte und so den Ausweg aus dessen Labyrinth fand. Die Wurzeln liegen in dem Quaero-Projekt, das 2005 vom damaligen französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac zusammen mit Kanzler Gerhard Schröder (SPD) initiiert wurde.

Frankreich wollte so eine europäische Internet-Suchmaschine als Alternative zu Google entwickeln, was bislang aber nicht über erste Ansätze herausgekommen ist. Die deutschen Beteiligten stiegen bereits Ende 2006 wieder aus. Bei Theseus ging es allgemeiner um neue Wege zur Erschließung von Wissen im Netz. Unter dem Stichwort "Semantisches Web" werden Informationen mit inhaltlichen Metadaten so aufbereitet, dass sie gezielter genutzt und vernetzt werden können. Solche Metadaten sollen nach Möglichkeit automatisiert erstellt werden.

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