Konsequent

Schadenersatz: Telekom setzt Zumwinkel unter Druck

Ex-Aufsichtsratschef soll knapp eine Million Euro zahlen
Von dpa / Steffen Herget

Die Telekom hat in der Bespitzelungsaffäre knapp eine Million Euro Schadenersatz vom früheren Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel gefordert. Ihm sei in einem Schreiben eine 14-Tages-Frist bis Ende April gesetzt worden, der Zahlungsforderung nachzukommen, sagte ein Telekom-Sprecher heute in Bonn. Nach entsprechenden Gutachten von Anwaltskanzleien habe der Telekom-Vorstand im Interesse der Aktionäre so handeln müssen. In dem zivilrechtlichen Vorgang droht Zumwinkel im Falle einer Zahlungsverweigerung eine Klage der Telekom.

Die Faktenlage gegen Zumwinkel habe sich immer weiter angereichert, sagte Telekom-Datenschutzvorstand Manfred Balz dem Handelsblatt. Es sei davon auszugehen, dass Zumwinkel und auch der frühere Vorstandschef Kai-Uwe Ricke gegen das Aktienrecht und das interne Organisationsrecht des Unternehmens verstoßen hätten.

Auch Kai-Uwe Ricke soll zahlen

Zumwinkel soll den Konzern-Sicherheitsmitarbeiter Klaus Trzeschan direkt und unter Umgehung des damals zuständigen Personalvorstands Heinz Klinkhammer angewiesen haben, undichte Stellen im Unternehmen bei der Weitergabe von Interna ausfindig zu machen.

Auch Ricke solle eine ähnliche Zahlungsaufforderung erhalten, die noch vom Aufsichtsrat geltend gemacht werden müsse, berichtete das "Handelsblatt". In beiden Fällen gehe es um einen bisher bezifferbaren "Teilbetrag" einer Schadenersatzforderung, habe Balz erläutert.

Die zivilrechtlichen Forderungen der Telekom sind unabhängig vom Ergebnis der andauernden staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen in der Affäre unter anderem auch gegen Zumwinkel und Ricke. Es geht um die Bespitzelung von etwa 60 Personen - darunter Aufsichtsräte, Journalisten und Gewerkschafter - in den Jahren 2005 und 2006.

Zumwinkel und Ricke streiten Vorwürfe ab und warten auf die Akten

Zumwinkel will sich zu den Ermittlungen der Bonner Staatsanwaltschaft nur über seinen Anwalt äußern. Wenn die Akte fertig sei, werde sein Anwalt Akteneinsicht erhalten, sagte Oberstaatsanwalt Fred Apostel. Dies werde voraussichtlich etwa Ende Mai der Fall sein. Insgesamt sei damit zu rechnen, dass die Ermittlungen noch einige Monate dauerten. Beide Manager hatten die Vorwürfe zurückgewiesen.

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