Affäre

Grenzenloses Misstrauen: Telekom bespitzelte eigenen Vorstand

Spitzelaffäre weitet sich weiter aus
Von ddp / Ralf Trautmann

Die Sicherheitsabteilung der Deutschen Telekom hat einem Medienbericht zufolge nicht nur Aufsichtsräte und Journalisten, sondern auch eigene Vorstände ausgespäht. Im Zuge der Bespitzelungsaffäre sei beispielsweise der noch amtierende Finanzchef Karl-Gerhard Eick verdächtigt worden, interne Informationen an die Presse weitergereicht zu haben, berichtete das Hamburger Nachrichtenmagazin Spiegel heute vorab unter Berufung auf interne Untersuchungsberichte der Telekom. Von Eick und anderen Vorstandskollegen seien heimlich Reise- und Kalenderdaten ausgewertet worden, um mögliche Informationslecks zu finden.

Die Deutsche Telekom teilte auf Anfrage mit, dass sämtliches Material aus dem internen Bericht durch die Kölner Anwaltskanzlei Oppenhoff und Partner im Mai 2008 an die Staatsanwaltschaft übergeben wurde. Der Bericht werde gemäß des Votums des Telekom-Aufsichtsrates bis auf weiteres nicht veröffentlicht werden. Dementsprechend könne die Telekom angebliche Äußerungen nicht kommentieren oder bestätigen. Unabhängig von dem Bericht treffe es zu, dass einer der Beschuldigten eine solche Behauptung aufgestellt habe, sagte eine Telekom-Sprecherin.

Auf der Liste der von der Konzernsicherheit verdächtigen Personen standen laut dem Magazin neben ehemaligen Managern wie Ex-Chef Ron Sommer und dessen Pressesprecher Jürgen Kindervater auch amtierende Top-Manager des Jahres 2006. Auch der Festnetz-Vorstand Walter Raizner und Personal-Chef Heinz Klinkhammer seien verdächtigt worden. Die Konzernsicherheit habe später sogar ein umfangreiches "Konzept zur Ermittlung der Indiskretionen" erarbeitet, das dem Vorstand vorgelegt wurde. Es habe unter anderem das "Erstellen von Profilen" oder das "Erkennen von Beziehungsgeflechten" vorgesehen.

Nach Informationen des Magazins war der damalige Konzernchef Kai-Uwe Ricke noch kurz vor seiner Ablösung im November 2006 über den Stand der Ermittlungen zu Indiskretionen im Konzern unterrichtet worden. Dabei seien auch "Interna aus Redaktionssitzungen" der "Bild"-Zeitung erwähnt worden.

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