Bericht

Telekom: Konzernsicherheit handelte rechtlich bedenklich

Bonner Konzern räumt 84 bedenkliche Handlungen bei Konzernsicherheit ein
Von ddp / Thorsten Neuhetzki

In einem am Mittwoch in Bonn veröffentlichten Bericht räumt die Deutsche Telekom 84 rechtlich oder ethisch bedenkliche Handlungen ihrer ehemaligen Abteilung Konzernsicherheit ein. Dafür wurden rund 100 000 Seiten interner Unterlagen gesichtet. "Wir haben das Material mit erheblichem Aufwand ausgewertet, um deutlich mit der damaligen Unkultur des Misstrauens und mit einem überzogenen Sicherheitsverständnis zu brechen", erklärte der für Datenschutz, Recht und Compliance zuständige Vorstand Manfred Balz.

Nach der Strafanzeige gegen den Konzern im Mai 2008 wegen der sogenannten Bespitzelungsaffäre hatte die Staatsanwaltschaft umfangreiche Dokumente aus dem Archiv der Konzernsicherheit und aus Büroräumen von Mitarbeitern sichergestellt. Ein Teil der Dokumente wurde dem Unternehmen inzwischen wieder zurückgegeben.

Hintergrund der Strafanzeige war, dass große Mengen von Verbindungsdaten von Aufsichtsräten und Journalisten abgeglichen worden waren, um vermutete Indiskretionen aus dem Unternehmen gegenüber der Presse aufzuklären. Zu den Beschuldigten in diesem Fall gehörten auch ehemalige Beschäftigte der früheren Abteilung Konzernsicherheit.

Arbeitnehmervertreter begrüßt Sonderuntersuchungen

Bei der Auswertung der Akten hat sich laut Balz herausgestellt, dass unter anderem in rechtlich unzulässiger Weise Informationen über Einkommens- und Vermögensverhältnisse aus nicht öffentlich zugänglichen Quellen im In- und Ausland beschafft wurden. Auch wurden in einigen Fällen aus geringfügigem Anlass ganz unverhältnismäßig intensive Observationen durchgeführt.

Der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat der Telekom, Lothar Schröder, hat die Sonderuntersuchung der Telekom zu Verstößen der Konzernsicherheit begrüßt: "Das ist ein Paradigmenwechsel in der Unternehmenskultur", sagte Schröder der Frankfurter Rundschau. "Die Telekom hat gemerkt, dass das Thema Datenschutz an der Geschäftsgrundlage kratzt, der Sicherheit von Kundendaten", sagte Schröder der FR. "Jetzt legt die Telekom die Dinge schonungslos offen."

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