Nachzügler: Auch die Telekom startet 5G auf 700 MHz
Manche Dinge brauchen etwas Zeit. Der Frequenzbereich bei 700 MHz wurde ursprünglich fürs terrestrische analoge Fernsehen genutzt, aber "wenig" genutzt, beispielsweise für "neue" dritte Programme. Der Erfolg des Mobilfunks führt zu wachsendem Frequenzbedarf, also wurden die Frequenzen umgewidmet. Doch bis der letzte TV-Sender abgeschaltet war, dauerte seine Zeit. Und bis die neuen Netze geplant, gebaut und in Betrieb genommen sind, dauert auch wieder.
Nach o2 und Vodafone zieht Telekom nach
Die Telekom setzt jetzt das Band n28 (700 MHz) für 5G ein.
Foto: Telekom / Youtube
Nach Telefónica (o2) und Vodafone meldet jetzt auch die Deutsche Telekom die "Inbetriebnahme" von 700 MHz. Sie will das Frequenzband insbesondere für die 5G-Technologie (NR = New Radio) verwenden, um die Mobilfunk-Versorgung auf dem Land zu verbessern. Damit sollen mehr Nutzer zur selben Zeit im Internet unterwegs sein können. Zur Verfügung stehen zehn Megahertz an Bandbreite, die exklusiv für 5G genutzt werden.
1100 Standorte, 3000 Antennen
Die "neuen" Frequenzen sollen an 1100 Standorten mit rund 3000 Antennen genutzt werden. Im wesentlichen sind es bereits bestehende Standorte, die um 700 MHz erweitert wurden. Die Einschaltung des 700-MHz-Bandes soll nicht Stück-für-Stück, sondern jeweils zu einem festen Termin erfolgen. Nach Informationen von Branchenkennern sind die ersten Sender bereits online.
Erweiterung der Strategie
Walter Goldenits, Technik-Chef der Telekom Deutschland, erklärt, was er damit vorhat: „Im Zuge der Ausbau-Erweiterung ist die Nutzung der 700-MHz-Frequenz für 5G die logische Fortführung unserer Spektrum-Strategie, um unseren Kunden jederzeit und überall das beste Netz zu bieten. Wir erreichen somit bundesweit noch mehr Menschen mit schnellem Internet und verbessern vor allem die 5G-Versorgung im ländlichen Bereich."
Eine Antenne auf 700 MHz ("Band n28") bildet einen große Funkzelle, die je nach geografischen Gegebenheiten einen Radius von bis zu zehn Kilometern erreichen soll. Damit will die Telekom bisherige Funklöcher mit dem neusten Mobilfunk-Standard erschließen. Das Band wird bundesweit eingesetzt.
5G-Versorgung von Innenräumen
Niedrigere Frequenzen sind langwelliger und dringen tiefer in Gebäude ein. Die Telekom erhofft sich davon, Innenräume besser mit 5G versorgen zu können. Für 5G nutzt die Telekom nun 700 MHz (n28), 2,1 GHz (n1) und 3,6 GHz (n78). Je höher die Frequenz, desto größer die Bandbreite und die mögliche Geschwindigkeit. Hohe Frequenzen werden gerne in Ballungsgebieten eingesetzt. Die Reichweite ist mit zunehmender Frequenz deutlich geringer. Das hat den Vorteil, dass eine Frequenz in kürzerem Abstand "wiederholt" werden kann.
Wenn man jeder Zelle eine Farbe gäbe, so kann eine beliebige Landkarte mit vier Farben "versorgt" werden, ohne, dass sich die Farben berühren. Das gleiche gilt im Prinzip auch für Funkzellen, wo bei in der Praxis auch "Überreichweiten" auftreten können, weil die Zellgrenzen nicht so scharf sind wie eine gemalte Karte.
Schnelleres Surfen von unterwegs mit 5G
Nach Angaben der Telekom können in Deutschland bereits 92 Prozent der Menschen 5G nutzen, sofern sie Kunde bei der Telekom sind und ein passendes Gerät zur Hand haben. Über 67.000 Antennen funken im 5G-Netz der Telekom. Auf dem 3,6-GHz-Band sei 5G in mehr als 400 Städten und Gemeinden verfügbar.
Alle Standorte, die auf den Frequenzen 3,6 GHz und 700 MHz funken, unterstützen bereits die neuste 5G-Standalone-Technologie, betont die Telekom. Diese Stationen sind parallel sowohl an das bereits bestehende 4G/5G-Kernnetz, sowie auch an das 5G-Standalone-Kernnetz angebunden. Das Stand-Alone-Netz kommt ohne LTE-Technik aus. 8.000 Antennen (an ca. 2600 Standorten) der Telekom können mit 5G Standalone funken.
Viele Endgeräte können längst n28/700 MHz
Um auf den neu freigeschalteten 700-MHz-Frequenzen mobil unterwegs sein zu können, braucht es ein passendes Endgerät. Dazu zählen Smartphones von Xiaomi, Oppo und das Fairphone 4, auch die aktuelle Samsung-Galaxy-S22-Reihe unterstützt die neue Frequenz. Wer auf die Smartphones aus dem Hause Apple schwört: Auch die aktuellen 5g-fähigen iPhones (ab Version 12 und höher) beherrschen n28 auf 700 MHz und unterstützen sogar 5G-SA, wenn der Mobilfunkanbieter es freigibt.
Wer sich nicht sicher ist, ob sein eigenes Smartphone auch n28 beherrscht: Einfach unter den Technischen Daten schauen, ob das 5G-NR-Band n28 aufgeführt wird.
Telekom YouTube-Kanal: 3.000 5G-Antennen für den ländlichen Raum
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