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Telekom-Funktürme: Viele Interessenten

Der Verkauf der Funk­turm-Stand­orte der Telekom stößt in der Branche auf größte Aufmerk­sam­keit. Neben anderen Funk­turm­gesell­schaften sind auch Finanz­inves­toren inter­essiert.
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Wir haben berichtet, dass die Deut­sche Telekom ihr Funk­turm-Port­folio in Bares verwan­deln will.

Wie die Wirt­schafts­zei­tung Handels­blatt berichtet, ist das Inter­esse ziem­lich groß und breit gestreut.

Cellnex auf der Wunsch­liste

Was teltarif.de schon am Rande des Mobile World Congress (MWC) in Barce­lona "vertrau­lich aus infor­mierten Kreisen" erfahren konnte, scheint sich zu bestä­tigen. Zum einen steht die Funk­turm­gesell­schaft Cellnex aus Spanien (dem Vernehmen nach "Markt­führer" in Europa), ganz oben auf der Liste. Man kennt sich ja bereits aus einem abge­schlos­senen Deal in den Nieder­landen.

Vantage und American Tower(s) inter­essiert

Neben Cellnex steht aber auch die Voda­fone-Group mit ihrer Infra­struk­tur­tochter Vantage Towers auf der Matte und American Tower aus den USA, die einen großen Teil der o2- und früheren E-Plus Stand­orte besitzen, hätten auch bereits erste Offerten abge­geben, weiß das Handels­blatt.

Oder lieber Finanz­inves­toren?

Nicht nur das. Auch soge­nannte Infra­struktur-Finanz-Inves­toren sollen sich zu Wort gemeldet haben, darunter Unter­nehmen wie EQT und ein Konsor­tium aus KKR und Global Infra Struc­ture Part­ners (GIP) seien dabei, ist zu hören.

Unklar sei hingegen, ob auch Inves­toren wie Stone­peak und Vantage-Anteils­eigner Digital Colony (jetzt Digital Bridge) noch mit im Boot sind.

Betei­ligte sagen nichts

Zum Angebotspaket der Deutschen Telekom gehört auch der Fernsehturm am Alexanderplatz in Berlin. Zum Angebotspaket der Deutschen Telekom gehört auch der Fernsehturm am Alexanderplatz in Berlin.
Foto: Picture Alliance / dpa
Fragt man die genannten Unter­nehmen, bekommt man keine Stel­lung­nahme, denn es geht um sehr viel Geld. Bekannt ist immerhin, dass die Deut­sche Telekom mit der inter­natio­nalen Bank Goldman Sachs als Berater beim Verkauf der 40.600 Sender­stand­orte zusammen arbeitet. Es geht nach Schät­zungen um fast 18 Milli­arden Euro (umge­rechnet 19,9 Milli­arden US-Dollar), das ist kein Pappen­stiel.

Wer ist Cellnex?

Der Funk­turm-Infra­struk­tur­betreiber Cellnex, mit Stamm­sitz in Madrid und Barce­lona, hat seine 53.000 euro­päi­schen Stand­orte durch eine Reihe von Über­nahmen in den vergan­genen Jahren ange­sam­melt und kennt die Telekom bereits aus dem in den Nieder­landen geschlos­senen Deal. In den Büchern von American Tower stehen fast 220.000 Stand­orte welt­weit, rund 50.000 davon finden sich in Europa.

Wer ist Vantage Towers?

Vor einiger Zeit hatte die Voda­fone Group ihre Türme in die Vantage Towers ausge­glie­dert und an die Börse gebracht. Die Tochter kann mit etwa 82.000 Sender­flä­chen glänzen. Der Chef der welt­weiten Voda­fone-Group, Nick Read, hatte sich schon im Februar dieses Jahres eine Fusion für Vantage-Towers gewünscht, denn sein Unter­nehmen steht unter Druck durch "agile Inves­toren" und schlechte Ergeb­nis­zahlen.

Was bietet die Telekom?

Das Turm-Angebot der Telekom umfasst einfache Dach­stand­orte, über Gitter­stahl­masten oder Schleu­der­beton-Türme bis zu großen Objekten wie in Hamburg, Frank­furt ("Ginn­heimer Spargel"), Colo­nius in Köln oder Berlin am Alex­ander­platz.

Die Telekom hat einen Groß­teil ihrer Funk­türme bereits ab 2016 in einer eigenen Unter­neh­mens-Einheit zusam­men­gefasst. Dazu gehören die Deut­sche Funk­turm GmbH (DFMG) mit Haupt­sitz in Münster, die mehr als 33.000 Stand­orte in Deutsch­land verwaltet und für die Telekom unun­ter­bro­chen neue Stand­orte errichtet. Dazu kommen rund 7000 Stand­orte in Öster­reich, die jedoch von Magenta Austria (vormals T-Mobile Austria) verwaltet werden. Außerdem stehen in Europa noch weitere Funk­türme, die zwar der Telekom gehören, aber noch nicht in die Unter­neh­mens­ein­heit einge­glie­dert sind.

Wie geht es weiter?

Im Mai werden finale Gebote erwartet. Bis Juni 2022 will sich die Deut­sche Telekom dann defi­nitiv für einen Partner entschieden haben, hieß es aus infor­mierten Finanz­kreisen. Ganz verkaufen will die Telekom ihre Türme übri­gens nicht, sondern mit mindes­tens 25 Prozent an der gemein­samen neuen Gesell­schaft betei­ligt bleiben. Das dürfte ihr wich­tige Mitspra­che­rechte sichern.

Wer wird gewinnen?

Vieles spricht für eine Koope­ration mit Cellnex, weil man sich schon kennt und gemein­same Inter­essen hat. Finanz­inves­toren wären eher an einer maxi­malen Rendite inter­essiert. Solange das funk­tio­niert, dürften sie sich kaum ins Tages­geschäft einmi­schen. Kritisch könnte es nur werden, wenn die Wirt­schafts­lage - warum auch immer - nicht so rosig aussieht.

Eine engere Koope­ration mit Vantage Towers und/oder American Tower könnte beispiels­weise in Deutsch­land zur Bildung einer "Einheits-Turm­gesell­schaft" beitragen, was die immensen Netz­auf­bau­kosten zunächst gewaltig senken könnte. Auf die Dauer würde dann aber ein "Turm­monopol" entstehen, was den Kartell­behörden sicher nicht recht sein dürfte. Über die Stand­ort­mieten könnte man (theo­retisch) auch Druck auf andere ("störende") Netz­betreiber ausüben, was eben­falls Bedenken auslösen könnte.

In Deutsch­land hat die Deut­sche Telekom den Netz­test der Stif­tung Waren­test knapp, in einigen Krite­rien auch deut­lich gewonnen.

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