Kundenfrust

Ärger nach der Tele-Columbus-Preiserhöhung

Der Kabelnetzbetreiber zwingt einige Kunden zum Wechsel in einen teureren Tarif und lässt damit viele unzufrieden zurück. Wir erklären Ihnen, welche Möglichkeiten Nutzer jetzt haben.
Von Daniel Rottinger

Tele Columbus Der Zwangswechsel in einen teureren Tarif sorgt bei den Kunden für Frust
Bild: Tele Columbus
Diese Frühjahres-Überraschung ist Tele Columbus nicht geglückt: Der Breitband-Anbieter überrumpelte Mitte April einen Teil seiner Kunden mit einem unscheinbaren Brief. Darin kündigt der Kabel-Netzbetreiber eine massive Änderung für Bestandskunden mit älteren Internet-Only-Tarifen an.

Das ändert sich ab dem 1. Mai

Das Tele Columbus-Schreiben vom 20. April wurde uns durch einen unserer Leser weitergeleitet und startet nach einer kurzen Einleitung wie folgt: "Da wir unser Produktportfolio an die aktuellen Marktgegebenheiten angepasst haben, wird Ihr bisheriger Tarif ab dem 1. Mai 2015 nicht mehr verfügbar sein." Weiterhin werde die Internetverbindung des Kunden zu diesem Zeitpunkt automatisch auf bis zu 16 000 Kbit/s geändert und zusätzlich eine Telefon-Flat inklusive zwei Rufnummern zur Verfügung gestellt. Allerdings lässt sich der Konzern dieses "Entgegenkommen" bezahlen: Der neue Preis liegt mit 19,99 Euro rund fünf Euro über den bisherigen Monatskosten für den alten Tarif (14,99 Euro).

Anbieter räumt Kunden (zu) kurze Zeitspanne ein

Ein weiterer Streitpunkt: Zwischen dem Versand des Briefs und der Zwangs-Umstellung liegen nicht einmal zwei Wochen (20. April – 1. Mai 2015). Unzufriedenen Kunden räumte der Anbieter eine Kündigungsfrist von vier Wochen nach der Umstellung ein, um sich von ihrem Vertrag zu lösen. Tele Columbus Der Zwangswechsel in einen teureren Tarif sorgt bei den Kunden für Frust
Bild: Tele Columbus
Das ursprüngliche Internet-Only-Angebot für 14,99 Euro lässt aktuell nicht mehr im Online-Shop des Anbieters buchen.

Wir haben den Rechtsexperten Matthias Böse von der Kanzlei Dr. Rudel, Schäfer & Partner befragt und ihn um eine rechtliche Einschätzung gebeten. Matthias Böse dazu:

Preisanpassungsklauseln (sind) nur schwierig wirksam zu gestalten. Ich halte es daher für überwiegend wahrscheinlich, dass diese Preiserhöhung vor Gericht keinen Bestand haben dürfte. Der Kunde kann, wenn er das Risiko einer Auseinandersetzung über die Wirksamkeit der Erhöhungsklausel nicht eingehen möchte, den Vertrag kündigen. Je nach Ausgestaltung innerhalb der AGB sollte dies gegebenenfalls schon zum Zeitpunkt der Erhöhung erfolgen. Dies sollte zumindest per Fax oder Einwurfeinschreiben erfolgen.
Nach Sichtung der alten Tele-Columbus-Geschäftsbedingungen vom Oktober 2010 hält Matthias Böse, die Ankündigungsfrist von nur rund einer Woche für nicht ausreichend.

Tele Columbus: Lange Vorlaufzeit nicht notwendig gewesen

Das Unternehmen antwortet in seiner Erklärung auf unsere Presseanfrage vom vergangenen Freitag ausweichend. Auf unsere Frage, wieso die Ankündigung der Tarife-Umstellung nicht früher erfolgte, antwortete Tele Columbus wie folgt: "Da die Kunden für diese Umstellung nichts unternehmen müssen sondern ihren Anschluss mit dem verbesserten Leistungsangebot einfach weiternutzen können, erfolgte die Information nicht mit langem Vorlauf sondern transparent und zeitnah zum Umstellungstermin. Unsere Kunden, die bislang nur Internet mit niedrigen Geschwindigkeiten genutzt haben, können sich nun in Ruhe entscheiden, ob sie zu ihrem Internet-Anschluss ohne zusätzlichen Kosten auch den Telefon-Anschluss nutzen wollen."

Zudem fragten wir nach, ob es nach der Ankündigung vermehrt Kündigung gegeben hätte: "Mit der 2er Kombi 16 bietet Tele Columbus im Marktvergleich ein sehr günstiges Produkt mit einer zeitgemäßen Übertragungsgeschwindigkeit für Einsteiger, das auch vielfach für sein Preis-/Leistungsverhältnis ausgezeichnet wurde. Daher haben wir bislang kaum kritische Rückmeldungen erhalten".

Inzwischen hat sich Tele Columbus noch einmal zu Wort gemeldet - hier finden Sie das entsprechende Update zu unserer Meldung.

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