Telekom-Tochter T-Mobile US schraubt Prognose hoch
T-Mobile wird in den USA in etwa wie "Tieh Moubel" ausgesprochen
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Die US-Tochter des Bonner Telekom-Konzerns in der 38. Straße im schönen Ort Bellevue (im Bundesstaat Washington an der Westküste) trotzt nach der Übernahme des kleineren Rivalen Sprint weiter der Corona-Krise. Nach dem dritten Quartal hob T-Mobile-US-Chef Mike Sievert die Ziele für den operativen Gewinn und den Kundenzuwachs an, was die Deutsche Telekom in der Vergangenheit des Öfteren schon zum Nachziehen bewogen hatte.
Drittes Quartal macht Lust auf mehr
T-Mobile wird in den USA in etwa wie "Tieh Moubel" ausgesprochen
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Im dritten Quartal erfüllte der mittlerweile größte Telekom-Konzernteil seine jüngsten Ziele für den Kundenzuwachs vorzeitig. Sievert will nun im Schlussquartal noch etwas drauflegen.
Nach einem Vertragszuwachs von 689.000 Mobilfunk-Neukunden in den Monaten Juli bis September dürften bis Jahresende noch einmal 600.000 bis 700.000 neu dazukommen.
Die Ergebnisse, so freut man sich in Bellevue, seien durch das Überschreiten der 100-Millionen-Kunden-Marke deutlich unterstrichen worden, nachdem "rekordverdächtige Netto-Neukundenzuwächse" im Postpaid-Bereich gemeldet wurden, die fast so hoch gewesen seien, wie die der übrigen Branche zusammen. T-Mobile sieht sich als "der unangefochtene Wachstumsführer im Mobilfunkbereich" und reklamiert für sich, branchenweit die besten Ergebnisse bei den Netto-Neukundenzugängen insgesamt geliefert zu haben.
1,3 Milliarden Dollar Gewinn
Im dritten Quartal legte der Gewinn im Jahresvergleich um 44 Prozent auf 1,3 Milliarden Dollar (umgerechnet 1,1 Milliarden Euro) zu, wie T-Mobile USA am Donnerstag (Ortszeit) nach US-Börsenschluss mitteilte. Die Quartalszahlen übertrafen die Markterwartungen insgesamt deutlich, die Aktie stieg nachbörslich zunächst um rund fünf Prozent. Seit Jahresbeginn hat der Kurs bereits um fast 50 Prozent zugelegt.
Die Erlöse wuchsen vor allem dank der Übernahme um 74 Prozent auf 19,3 Milliarden Dollar. Das Unternehmen verkündete zudem, dass die am 1. April nach einer zweijährigen kartellrechtlichen Zitterpartie vollzogene Fusion mit Sprint schneller zu Kostensenkungen führe als ursprünglich erwartet. In diesem Jahr sollen 1,2 Milliarden Dollar an Einsparungen erzielt werden.
Ursprüngliches Ziel: 12 Milliarden
T-Mobile USA sieht sich in den USA in Sachen 5G als Marktführer
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T-Mobile US hatte sich nach der Übernahme von Sprint für das zweite Halbjahr zum Ziel gesetzt, 12,4 bis 12,7 Milliarden US-Dollar beim um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen zu erwirtschaften. Nachdem es im dritten Quartal bereits 7,13 Milliarden Dollar operativer Gewinn waren, steht nun das Ziel von 13,6 bis 13,7 Milliarden Dollar im Plan. Die weiterhin für die Fusion veranschlagten Kosten von 0,8 bis 1 Milliarden Dollar werden aus dem operativen Gewinn herausgerechnet.
Wichtiger Markt für Deutsche Telekom
Die USA sind für die Telekom der mit Abstand wichtigste Markt: Im zweiten Quartal stammten fast zwei Drittel des Konzernumsatzes aus den USA, beim operativen Ergebnis (bereinigtes Ebitda) war es ein ebenso großer Anteil.
Höhere Ergebnisse in den USA führen wegen unterschiedlicher Bilanzierung und Wechselkurseffekten nicht eins zu eins zu höheren Ergebnissen auch bei der Deutschen Telekom, die bisher rund 34 Milliarden Euro operatives Ergebnis zu konstanten Wechselkursen vom vergangenen Jahr eingeplant hat - allerdings zogen die Bonner in der jüngeren Vergangenheit oft nach, wenn auch nicht immer in gleicher Höhe. Die Deutsche Telekom stellt ihre Quartalszahlen am 12. November vor.
Fusionssynergien schneller als erwartet
Bis 2020 erwartet T-Mobile USA Synergien in Höhe von mehr als 1,2 Milliarden Dollar. 15 Prozent des Postpaid-Kundenverkehrs von Sprint wurden bereits auf das T-Mobile-Netz umgestellt, die Migration der Kundennetze hat begonnen.
Marktführerschaft bei 5G ausbauen
Für europäische Leser strotzen die Erklärungen von T-Mobile vor Selbstbewusstsein. So betont das Unternehmen betont, Amerikas größtes 5G-Netz zu haben, das 270 Millionen Menschen abdecke und eine größere geografische Reichweite habe als Verizon und A T&T zusammen.
5G auf 2,5 GHz
Es wurden erste Erfahrungen mit einem 5G-Netz im "mittleren Band" (bei 2,5 GHz) gesammelt, das mehr als 30 Millionen Menschen abdeckt und bis Ende 2020 voraussichtlich 100 Millionen Menschen erreichen wird. Der Frequenzbereich soll zum Aufbau des "weltweit besten 5G-Netzes" genutzt werden. Bislang erreicht T-Mobile auf 600 MHz auch traditionell schlecht versorgte Regionen mit Mobilfunk in 4G oder 5G.
Seit dem Abschluss der Fusion mit Sprint vor sieben Monaten habe T-Mobile die Integration "intensiv vorangetrieben", einschließlich der Zusammenführung von Mitarbeitern und Kunden unter einer einzigen Marke.
Gerade für bisherige Sprint-Kunden sollte das "Kundenerlebnis" möglichst schnell verbessert werden, was begeisterte Kunden im Netz bestätigen. Bisher hatte Sprint dort in der überholten CDMA-Technik gefunkt. Das "2G CDMA Netzwerk" soll bis Dezember 2021 komplett heruntergefahren werden.