Streaming-Abos: Netflix & Co. hadern weltweit mit Preisen
Viele Faktoren können die Preise von Waren und Dienstleistungen in einzelnen Ländern beeinflussen. Dazu zählt zum Beispiel die Wirtschaftsleistung eines Staates - definiert am Bruttoinlandsprodukt - und natürlich konkrete kurzfristigere Effekte wie Inflation. Preisunterschiede in einzelnen Ländern fallen besonders bei Produkten auf, die in entwickelten westlichen Märkten vergleichsweise teuer sind.
Zu nennen wäre zum Beispiel das Apple iPhone aber auch Streaming-Dienste wie Netflix & Co. Während Zuschauer in Westeuropa für ein 4K-Abo des Anbieters teils bis zu 20 Euro bezahlen, gibt es das vergleichbare Angebot in Ländern wie der Türkei für ein Viertel des Preises. Die massiven Preisunterschiede sind ökonomisch nachvollziehbar, doch für die Streaming-Dienste selbst ein Problem.
Maßstab sind Produktionskosten
Streaming ist in Entwicklungsländern oftmals günstiger
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Ganz grundsätzlich geht es zunächst darum, die Produktionskosten für teure Originals wieder einzuspielen. Durch die gravierenden globalen Preisunterschiede werden aber Abonnenten in westlichen Ländern stärker durch entsprechende Kosten belastet. Konkret bedeutet diese Entwicklung, dass zum Beispiel vor allem Netflix-Abonnenten in Deutschland, Frankreich, den USA oder Kanada die Produktionskosten für Serien wie "Stranger Things" tragen.
Was Zuschauer in Westeuropa und den USA als ungerecht empfinden, ist aber auch für Netflix selbst ein Problem. Denn die niedrigeren Preise bedeuten schließlich nicht nur eine Umverteilung der Produktionskosten, sie führen letztendlich in den sogenannten Emerging-Markets auch zu weniger Profit bzw. Gewinn. Umso wichtiger wird es in Ländern wie Indien, das Produkt zu skalieren. Es müssen also weitaus mehr Abos verkauft werden.
Alternative Vertriebsmodelle
Die Streamer suchen deshalb insbesondere in Entwicklungsländern nach neuen Vertriebsmodellen, welche speziell an diese Märkte angepasst sind. Ein Beispiel hierfür ist Indien, wo die Nutzung auf mobilen Endgeräten höher ist. Dementsprechend lässt sich das Abo günstiger anbieten, wenn es nicht auf Smart TVs verfügbar ist. Derartige Modelle sind hingegen in westlichen Ländern in der Regel überhaupt nicht verfügbar.
Dennoch, letztendlich bleiben globale Preisunterschiede für Streaming-Dienste ein großes Problem. Nicht ohne Grund boomen vor allem VPNs, mit denen User gerne ein "Schnäppchen" machen und ihr Netflix-Premiumabo lieber für fünf Euro in der Türkei buchen. Auf Dauer werden immer weniger Kunden bereit sein, diese Preisdifferenzen zu akzeptieren. Denn trotz ökonomischer Unterschiede ist und bleibt Netflix in allen Ländern das identische Produkt. Unter Umständen treiben die Medienkonzerne Kunden somit wieder auf illegale Plattformen, wenn die Preisspanne für sie nicht mehr akzeptabel ist.